@ Oktoberwind: Sorry, aber das Gedicht "Nur zwei Dinge" von Gottfried Benn habe auch ich schon geschrieben. Und Du hast nach mir auch wieder eines vorgestellt.
Darf ich also vermuten, dass Du meine gar nicht liest? Das finde ich irgendwie schade, denn
OSTERN
IN ALT-LANGERWISCH
In den Ostern, da wir Kinder waren,
und im Traufenblech der Schnee zerschmolz,
sprang mit seinen Grannenhaaren
uns der Hase aus dem Holz.
Durch den Distelwust, die holz'gen Stoppeln,
und umknarrt vom Krähenpaar,
sahn wir ihn auf langen Läufen hoppeln,
der zerstruppt und wollig war.
Hinten wippte seine weiße Blume
und ein Ohr hing schief und lang.
Aus dem Maulwurfsschwarz der Ackerkrume
schoß der Krokus, wo er sprang.
An der Brache, von der Schmelze moorig
und noch ohne Löwenzahn,
saß er horchend hoch und löffelohrig,
schaute braun und gut uns an.
Nur die Haare zitterten am Barte,
Sonne plusterte das Fell.
Und er zuckte mit der Lippenscharte,
hörte er vom Dorf Gebell.
Plötzlich schlug er seinen Haken
ins Gestrüpp im Zickzacklauf,
riß den klammen Weidenzacken
goldbepelzte Knospen auf.
Rauhreif stäubte, dünn wie Kleie,
fegte er den Garten hart.
Und am Bärlapp, am Salbeie
strich er seinen nassen Bart.
Und wir hetzten über Strunk und Knollen
unterm Wind dem Hasen nach,
der sich duckte in den Lehm der Schollen
und durch Lattich raschelnd brach.
Dreimal jagte er uns um die Scheune
und verschwand wie Zauberei.
Doch im Laubloch und im Nest der Zäune
lag sein feuerbuntes Ei.
Peter_Huchel