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Liebe ist ...

Liebe - einige Variationen zu einem altbekannten (?) Thema.

Liebe – Einige Variationen zu einem altbekannten Thema....

Zunächst einmal: Liebe ist erst einmal nur ein Wort! Und wir versuchen mit diesem einen Wort drei ganz verschiedene Zustände zu beschreiben. Und das ist auch das Komplizierte an diesem großen Gefühl! Diese drei verschiedenen Zustände, die eigentlich die Liebe umfassen, verdanken wir den alten Griechen. Sie haben damals unterschieden zwischen Eros, Caritas und Agape. Eros, also die leidenschaftliche Liebe. Caritas meint die Nächstenliebe und Agape steht für die Fürsorge. Wir haben sie in unserem Kulturkreis einfach zusammengetackert unter dem Wort Liebe.
Darüber hinaus gibt es noch viele verschiedene Formen der Liebe. Zum Beispiel die Liebe zu Dingen! Es gibt Menschen, die lieben ihren Sportwagen oder den neuen Korbsessel. Die Sprache erlaubt uns, mit dem Wort "Liebe" Schindluder zu betreiben. Also: ran an den Feind! :reden:

Weshalb lieben wir?

Ist es die Angst vor der eigenen Belanglosigkeit? Ist es eine ontologische Unwucht, die uns zum anderen treibt? Kann das Sein nicht mit sich Sein?

Wenn es so ist, dann ist das was wir Liebe nennen nichts mehr als ein Immunisierungsversuch gegen die Angst, ins Nichts zurückzufallen. Das Nichts, das große Monster, dass die Existenz immer böse angrinst. So gesehen ist das Individuum stets vom Verschwinden bedroht.

Also wollen wir lieben? Oder haben wir keine andere Möglichkeit? Es handelt sich um jeden Fall um mehr, als eine Übereinkunft zu beidseitigen Benutzung seiner Geschlechtsteile (ich weiß, dies ist ploemisch. Aber heißt „polemisch“ auch gleich „sachlich falsch?).

Noch ein Wort zur Krücke der Ehe (ohne die ein Verhältnis zur Sexualität offenbar nicht möglich ist- weshalb auch immer). Was steckt dahinter? Oh, ich muss sie heiraten, ein Gelübde ablegen, be-vor sie mir davonläuft? Oder ich ihr davonlaufe? Wieso ist es so unakzeptabel, dass die Verliebtheit irgendwann zu einem inneren Gefühl der Vertrautheit wird, einem emotionalen Zustand, in dem ich die rosarote Brille einfach nicht mehr benötige? Denn - um mal beim offenen Wort zu bleiben - ist doch schon das Ehegelübde auf dem Fundament der Lüge errichtet. Bis dass der Tod euch scheide? Man kann Verhaltensweisen versprechen, aber keine Gefühle. Es müsste nicht heißen: "Willst Du ihn lieben, bis..." sondern eher ganz frivol "Willst Du so tun als ob...?".

Ich denke, es geht eher um die Institutionalisierung des privaten. Der Ozean der Mehrdeutigkeiten soll seine Wogen beruhigen, die schwärmerische Verliebtheit soll in Bahnen gelenkt werden, Die Liebe soll zu etwasw erden, was sie eigentlich gar nicht sein kann: Sie soll alltagstauglich werden.

Nun ließe sich , wenn man es rein vom Funktionalen her sieht ja einwenden "Es funktioniert doch aber" (beim Einen oder Andern"). Aber der Mensch hat eben das Problem, dass er eben mehr will, als nur funktionieren. Das Sein will sich verausgaben, es existiert nur in Kapital- und eben nicht in Schatzform. Meistens. Wir haben ja schon von diesen stillen Momenten gesprochen, wo man in Stiller Erhabenheit den inneren Schatz betrachtet....

Aber trotz aller Unkenrufe hat die Liebe zur Zeit Hochkonjunktur: Zwar wurde und wird bereis seit Jahrhunderten über die Liebe geschrieben, gesungen, gedichtet. Aber durch die Massenmediale Einbindung ergeben sich scheinbar unendliche Möglichketen zur Partnersuche. Ohne Beschrän-kung von außen fällt es uns aber schwer, Grenzen zu ziehen. Wieso sollte man sich mit weniger als dem Optimum zufriedengeben, wenn die bessere Partie womöglich nur einen Mausklich weit weg ist? Welcome to Tiredtopia.

Diese Phänomene sind ein Ausdruck eines neuen Emotionsmasochismus. War in der alten Welt die physische Gewalt noch allgegenwärtig, sei es in Form des Opfers oder der Todesstrafe, so ist das heute komplizierter. in einem beispiellosen Rundumschlag hat das Subjekt auch die Gewalt - wie alles andere auch, Gott, Gefühle, was weiß ich noch - in den elitären Kreis der Existenz erhoben: In der Moderne, und noch mehr in der Postmoderne wurde die Gewalt psychisiert und dadurch un-sichtbar gemacht. Sie wird meist nicht mehr als physischer Angriff wahrgenommen, wenn sie auch, wie z.B. in der Strafgesellschaft, die wir noch von früheren Tagen in Europa kennen, in Form von Tabus und Zwängen von einem anderen und somit irgendwie definierbaren Gegenüber ausging ("das gehört sich so", das macht man nicht", die Zwangsformen sind bekannt.

Mit zunehmender gesellschaftlicher Toleranz hat sich dies gottlob geändert. Es hat eine ganz bedeutende Verschiebung stattgefunden. An Stelle der "negativen Gewalt" der Disziplinargesellschaft ist heute die "positive Gewalt" der Überflussgesellschaft getreten. Es ist nicht mehr Mangel und Fremdbestimmtheit der Feind, auch im Kontext der eigenen Gefühle, sondern das scheinbar unendliche Maß der Möglichkeiten. Elitepartner verliebt dich bei Friendscout, mit Unterstützung von Datingservice.de.

Allerdings geht es mr nicht darum, alle Kontaktbörsen über den "grünen Klee hinweg" zu verdam-men. Nein, es geht nur darum, festzuhalten, was Singlebörsen so können: Sie sind Kontaktanbahnungsinstrumente. Niemand verliebt Dich, das muss Dir schon selbst wiederfahren.... Das Internet ist nicht die Antwort auf alle Fragen. Viele Fragen sind durch das Internet erst möglich!

Und doch hat das ganze noch eine andere Seite: Die des Glücks. Oder, genauer gesagt, die Verbform: Des GEGLÜCKTSEINS. Es ist eine uralte Binsenweisheit, dass der der Glück in der Liebe wohl Pech im Spiel haben wird und umgekehrt. Diese Scheißhausparole hat durchaus einen philo-sophischen Kern: Denn ein Date muss eben auch "glücken", fast genauso wie ein Vorstellungsgespräch. Es sind Kleinigkeiten, die man nicht entscheiden kann: Wenn sich zwei Bewußtseine über den Weg laufen, geschieht was komisches: Denn der (oder in meinem Fall die) Andere nimmt mich und die Welt auf seine - und nur seine - Weise wahr. und ich werde etwas für ihn, Er spiegelt sich in meinem Blick und ich mich in seinem. Der Blick des anderen ist somit der Grundbedingung der Selbsterkenntnis und auch der menschlichen Freiheit: Nur weil der Andere in dieser Situation ein Bild von mir hat, kann ich die Grenzen dieses Bildes immer wieder überschreiten, kann das Bild verwandeln, oder mich ihm unterwerfen. Diese existenzielle Wahl habe ich. Aber das eigentliche Bild, das auch immer mit Erwartungen verknüpft ist, ist durch mich nicht vollkommen zu beeinflussen. Beziehungen müssen unter anderem eben glücken. Die existenziellste Erfahrung des Glückes ist die des Ausgeliefertseins, denke ich. Gilt cu für Beziehungen.

Wir sehen an dem Beispiel, dass die Liebe auch eine riskante Sache sein kann: Sollte es zum Scheitern kommen, riskiert man nuicht nur die eigene ontologische Intergität (Im Liebeskummer fühlt man sich oftmals unvollständig, oder?), sondern auch die des Partners, und im schlimmsten Fall der eigenen Kinder... Und natürlich die riesigen Ansprüche, die wir an die eigenen Gefühle stellen, macht all das nicht besser: "Jede Lust will Ewiggkeit" schrieb schon Nietzsche. Und warum will jede Lust, jeedes angenehme Gefühl das? Weil es nur zeitlich erfahrbar ist! Es ist zum sterben verdammt, aber deshalb ist es b´nicht weniger wertvoll, denke ich.

Wieso gehen wir dieses enorme Risiko ein? Ganz einfach: Die emotionale Rendite läßt alle Risiken in den Hintergrund treten.

Wenn der Mensch nun unter anderem als ein ökonomisch orientiertes Kompensationswesen gilt (wie gesagt ist das nur teilweise der Fall, denn der Mensch ist kein Wesen der Ausschließlichkeit... Aber wem erzähle ich das?), dann kann dies sicher auch auf unseren Emotionshaushalt angewendet werden. Anders gesagt: wir wollen lieben, wo es "sich für uns lohnt".

Das klingt hart und befremdlich, aber lasst es mich ausführen: Wir wollen natürlich lieben, um "zurückgeliebt zu werden", wie du es ganz treffend ausgedrückt hast. Nun, aber weshalb? Ich denke, wir wollen einen emotionalen Gewinn aus der Sache herausziehen. Es ist ein gutes Gefühl, zu lieben. Und es ist gut, als Reflektionsfläche für die Gestimmtheit des Anderen oder wie in meinem Fall natürlich der Anderen zu wirken. Die Verausgabung Gestimmtheit ist eben eine Art Preis, die dafür anfällt, und wir lieben es, ihn zu zahlen. Und wenn der Gewinn für den je Einzelnen darin besteht, sich als Mensch zu fühlen. Manchmal reicht das.

Aber eben nur, wo es diese Option gibt. Die Nichtgestimmtheit des Anderen, beziehungsweise die Nichterwiederung unserer Gefühle, wirft uns auf uns selbst zurück, lässt uns in einem kalten Regen stehen. Und das ist kein emotionaler Gewinn, wir empfinden dies als Mangel. Daher sind wir sehr vorsichtig, unsere emotionalen Ressourcen zu "investieren", denke ich. Wir sind eben lieber verliebt oder befreundet, als abgewiesen auf der Insel unseres Ichs zu hocken - jedenfalls denke ich das. Und auf Die meisten Menschen mag das auch zutreffen, jedenfalls Dann und wann. Es ist ja ebenfalls richtig, dass die Ich-Insel einen Rückzugsraum bietet.

Das sind nur einige Gedanken. Ich hoffen, dass ich zum Thema beitragen konnte....
 
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AW: Liebe ist ...


... wer über Liebe schreibt, liebt mglw. (auch) den Text
... hmm, aber das könnte ja auch Liebe sein?
... welche Liebe ist Liebe?
... Liebe über Liebe zu schreiben?
... welche Liebe ist Liebe?
... ist Liebe Leben?
... welche Liebe ist Liebe?


:dontknow:
 
AW: Liebe ist ...



... wer über Liebe schreibt, liebt mglw. (auch) den Text
... hmm, aber das könnte ja auch Liebe sein?
... welche Liebe ist Liebe?
... Liebe über Liebe zu schreiben?
... welche Liebe ist Liebe?
... ist Liebe Leben?
... welche Liebe ist Liebe?


:dontknow:

Ich weiß doch gar nicht,
wo Sie wohnen!

:danke:
 
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