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Leistungsgesellschaft?

AW: Leistungsgesellschaft?

dem kann ich nicht widersprechen, schöne Beispiele. Und ja, es geschieht letztlich durch Duldung, auch diese Formulierung ist gut und zutreffend. Woran ich rütteln will, ist genau diese Duldung, Muzmuz. Und ja, natürliche Gesetze haben langfristig mehr Macht als willkürlich formulierte, erst recht, wenn sie versuchen, erstere auszuhebeln. Nur: Es ist schon möglich, per Machtmissbrauch die Massen in die falsche Richtung zu lenken, über einen relativ langen Zeitraum.

lg zurück

Ja, da stimme ich zu. Diese Duldung ist aber letztendlich die Entscheidung des Einzelnen. Die Welt ist nicht dazu da bzw dafür verantwortlich, sich nach dem Einzelnen zu richten. Jeder (zumindest jeder Mündige) muss selbst dafür sorgen, dass es ihm gut geht. Dem Einen fällt das leichter (z.B. wohnt in einer fruchtbaren Gegend, wo ihm das Essen fast zufliegt), dem anderen schwerer (z.B. in einer unwirtlichen Gegend, in der er für Nahrung jeden Tag sein Leben riskieren muss). So mag es in Nordkorea schwer, wahrscheinlich ziemlich lebensgefährlich sein, sich für seine Recht einzusetzen - hier geht es leichter. Das sind aber die Umstände, mit denen jeder leben muss. Zu erörtern ob das gerecht ist oder nicht mag zwar interessant sein, ist aber letztendlich irrelevant - so wie die Moral des Wetters oder Klima zu diskutieren (unfair, dass es in der Karibik dauernd warm ist, hier aber höchstens 4 Monate im Jahr, zum Beispiel.....).

Also, hat sich (z.B. in Nordkorea) jemand für seine Recht eingesetzt bzw kämpft jemand für seine Rechte und wird unterdrückt, dann hat er mein Mitgefühl, und er kann sich berechtigt über das System aufregen. Der, der es erst gar nicht versucht muss einsehen, dass er das System damit duldet und muss das mit sich selbst ausmachen. Vom System zu verlangen dass es sich ändert oder von Anderen zu verlangen, dass sie das System für ihn ändern, ist nicht drin.

Es gibt, dafür passend, ein Zitat von Thomas Jefferson:
Der Preis für die Freiheit ist stetige Wachsamkeit.

lg,
Muzmuz
 
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AW: Leistungsgesellschaft?

Jo - aber, warum ist dem so? Ich sage: nur deshalb, weil es dem Kapital gelungen ist, sich heimlich staatlicher Kontrolle zu entziehen, sich selbst zum Herrscher aufzuschwingen und niemand tat etwas dagegen. Und jetzt zeigt sich, dass zwar beide von einander abhängig sind, aber in weitaus unterschiedlichem Maße. Ein weltweit agierender, optimal vernetzter Kapitalmarkt ist der Bevölkerung hoffnungs überlegen, weil er einheitlich agiert, die andere Seite aber total zersplittert und zudem noch massiv manipuliert wird. Somit kann er es sich sogar dauerhaft leisten, ein krasses Ungleichgewicht zu unseren Ungunsten auszunutzen. Er macht sein Geld immer dort, wo es gerade am leichtesten zu bewerkstelligen ist. Von einem Gleichstand der Kräfte kann nicht die Rede sein.

Und uns armen Gummibärchen bleibt tatsächlich nichts anderes übrig, als sich hier im Denkforum darüber zu beschweren?
 
AW: Leistungsgesellschaft?

@Muzmuz
Du willst doch nicht ernstlich behaupten, dass die Geldwirtschaft ein Naturgesetz ist und die Reichen deshalb so reich, weil sie am besten pempern können?
 
AW: Leistungsgesellschaft?

Ja, da stimme ich zu. Diese Duldung ist aber letztendlich die Entscheidung des Einzelnen. Die Welt ist nicht dazu da bzw dafür verantwortlich, sich nach dem Einzelnen zu richten. Jeder (zumindest jeder Mündige) muss selbst dafür sorgen, dass es ihm gut geht. Dem Einen fällt das leichter (z.B. wohnt in einer fruchtbaren Gegend, wo ihm das Essen fast zufliegt), dem anderen schwerer (z.B. in einer unwirtlichen Gegend, in der er für Nahrung jeden Tag sein Leben riskieren muss). So mag es in Nordkorea schwer, wahrscheinlich ziemlich lebensgefährlich sein, sich für seine Recht einzusetzen - hier geht es leichter. Das sind aber die Umstände, mit denen jeder leben muss. Zu erörtern ob das gerecht ist oder nicht mag zwar interessant sein, ist aber letztendlich irrelevant - so wie die Moral des Wetters oder Klima zu diskutieren (unfair, dass es in der Karibik dauernd warm ist, hier aber höchstens 4 Monate im Jahr, zum Beispiel.....).

Also, hat sich (z.B. in Nordkorea) jemand für seine Recht eingesetzt bzw kämpft jemand für seine Rechte und wird unterdrückt, dann hat er mein Mitgefühl, und er kann sich berechtigt über das System aufregen. Der, der es erst gar nicht versucht muss einsehen, dass er das System damit duldet und muss das mit sich selbst ausmachen. Vom System zu verlangen dass es sich ändert oder von Anderen zu verlangen, dass sie das System für ihn ändern, ist nicht drin.



ist auch alles richtig. Also: Füße hoch, die Platte auflegen: "es läuft auch ohne mich ganz genau so" und es mir gut gehen lassen? Das habe ich mich auch schon oft gefragt, kam aber zu dem Ergebnis, dass es eben doch an mir liegt, mich für etwas einzusetzen, eben wegen meiner Mitverantwortung für das Ganze. Nicht für notleidende Tiere oder die arme Umwelt, die auch nur missbraucht wird, um Geschäfte zu machen. Nein, ich möchte am Bewusstsein mitarbeiten, damit sich etwas zum Besseren innerhalb unserer Gesellschaft wendet. Ist es nicht gerade das, was die ganzen Zustände, die du nicht wirklich als gut bezeichnen wirst, erst ermöglicht? Die Meinungsmache einer Medienindustrie, die im Verband mit dem Rest der Wirtschaft und dem Staat (bzw. genauer, der Regierung) sehr erfolgreich einredet, es ginge uns zu gut, was eindeutig nicht stimmt, wenigstens etwas entgegenhalten? Weil wir, in Summe gesehen, heute massiv betrogen werden? Willst du ernsthaft bestreiten, dass es uns, jedenfalls durchschnittlich gesehen, derzeit wirtschaftlich und in Bezug auf die Lebensqualität immer schlechter geht? Ich sage, nach dem Aufstieg (Wirtschaft + Bevölkerung) bis in die 1980er begann ein systematischer Umbau, eine Umverteilung, die mittlerweile dramatische Folgen hat, die dringend der Korrektur bedürfen. Folgen, die so niemand ernsthaft haben will, außer den Profiteuren natürlich. Wer heute im Reichtum lebt, der findet alles toll; blendet ziemlich sicher aus, worauf sein Überfluss gründet. Auf eigener Leistung wohl kaum, es sei denn, man zählt Glück und Skrupellosigkeit dazu.


Es gibt, dafür passend, ein Zitat von Thomas Jefferson:
Der Preis für die Freiheit ist stetige Wachsamkeit.

ja, aber: welche Freiheit meinst du?


noexist: nicht beschweren, dagegen argumentieren.
 
AW: Leistungsgesellschaft?

Das ist allerdings ein Bürgerkrieg zweiter Ordnung, bei dem die Frontlinie nicht zwischen den Menschen sondern quasi durch die Menschen verläuft.
Vor hundert Jahren hatten die Arbeiter noch eine politische Agenda, die sich klar von den Interessen der Kapitalbesitzer unterschied. Heutzutage sind diese Interessen vollkommen verwischt, wie man auch an der Ähnlichkeit der Parteiprogramme sieht.

Das ist ein guter Hinweis, weil es inzwischen auch eine absurde wie reale Erfahrungstatsache ist, daß die unsozialsten Gesetze der letzten 20 Jahre in Deutschland ausgerechnet von SPD-Regierungen initiiert oder zumindest gebilligt worden sind. Ich denke, daß das aber mit einer ganz grundsätzlichen Strömung zusammenhängt, die überall in der Wirtschaft das Handeln der Beteiligten bestimmt: zunehmender Egoismus, Opportunismus und Machtstreben um seiner selbst Willen.

Die Formulierung "Bürgerkrieg zweiter Ordnung" finde ich vieldeutig passend, weil es die dem Prozess innewohnende, bewußt kultivierte Verlogenheit genauso andeutet wie den Umstand, daß die Interessensfronten nicht direkt durch aufeinanderprallende Personen mit ihren jeweiligen Sachvorträgen identifizierbar sind. Und damit ist auch ein wesentlicher Aspekt einer demokratischen Grundordnung ausgehebelt, weil der politischen Willensbildung beim Wahlbürger nur mehr ein spektakuläres und symbolhaftes Bühnengeschehen der Frontgesichter zur Verfügung gestellt wird, ohne daß eine ausreichend fachkundige und weitgehend von Machtstrukturen unabhänge Presselandschaft als Mittler noch funktional einschreiten könnte.

"Draußen im Land" findet Schmierentheater statt und der Bürger identifiziert sich sowohl mit den Schauspielern als auch mit seinen institutionellen Veranstaltern dieses Schmierentheaters. Umgekehrt greifen Politiker in ihrer Selbstdarstellung dieses Phänomen wie eine gewinnorientierte Werbeagentur einen Konsumtrend folgend auf und verschenken jeden demokratisch gewachsenen Wert unserer Politkultur zugunsten eines eventuellen Stimmenvorsprungs. Oder verlieren eben Stimmen, wenn sie entgegen dem Zeitgeist ausnahmsweise einmal ehrlich sind.

Das Instrument der Lüge hat sich von einem usprünglich geächteten Ausnahmefall hin zu einem salonfähigen Geschäftsmodell einer ganzen Gesellschaft entwickelt, die nun bewußt den Unterschied von Recht und Unrecht nicht mehr kennen will. Der vordergründige Erfolgsfall, eine Machtposition erobert zu haben, macht anscheinend gegen Kritik, eine damit offensichtlich begangene Straftat verantworten zu müssen, immun. Und in dem Maße wie begangenes Unrecht auch noch unter Beifall einer verrohten Geschaftsschicht öffentlich "das Vertrauen" der Bundeskanzlerin dieses Landes genießt, wird der Verfall der Demokratie weiter beschleunigt. Wir leben inzwischen in einem Land, in dem ein leiser und langsamer Putsch von oben das demokratische Grundgewissen der Bevölkerung ausgehebelt und die Macht um der Macht Willen an die Macht gebracht hat. Wir sollten den deutschen Reichstag vielleicht besser in Putin-Arena umbenennen...
 
AW: Leistungsgesellschaft?

Jo - aber, warum ist dem so? Ich sage: nur deshalb, weil es dem Kapital gelungen ist, sich heimlich staatlicher Kontrolle zu entziehen, sich selbst zum Herrscher aufzuschwingen und niemand tat etwas dagegen. Und jetzt zeigt sich, dass zwar beide von einander abhängig sind, aber in weitaus unterschiedlichem Maße. Ein weltweit agierender, optimal vernetzter Kapitalmarkt ist der Bevölkerung hoffnungs überlegen, weil er einheitlich agiert, die andere Seite aber total zersplittert und zudem noch massiv manipuliert wird. Somit kann er es sich sogar dauerhaft leisten, ein krasses Ungleichgewicht zu unseren Ungunsten auszunutzen. Er macht sein Geld immer dort, wo es gerade am leichtesten zu bewerkstelligen ist. Von einem Gleichstand der Kräfte kann nicht die Rede sein.

Der Wirtschaftsfaktor "Kapital" arbeitet 24 Stunden die Woche an 365 Tagen im Jahr. Kapital kann in Sekundenbruchteilen von einem Kontinent zum anderen umziehen und wird nie müde oder krank. Der Wirtschaftsfaktor "Arbeit" soll nun mit dem "Kapital" konkurrieren. Wer setzt sich durch?
 
AW: Leistungsgesellschaft?

Der Wirtschaftsfaktor "Kapital" arbeitet 24 Stunden die Woche an 365 Tagen im Jahr. Kapital kann in Sekundenbruchteilen von einem Kontinent zum anderen umziehen und wird nie müde oder krank. Der Wirtschaftsfaktor "Arbeit" soll nun mit dem "Kapital" konkurrieren. Wer setzt sich durch?

Mein Kapital konkurriert nicht, es lässt arbeiten. Solange, wie die Arbeiter nicht zu müde oder zu krank werden. :)
 
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AW: Leistungsgesellschaft?

Das ist ein guter Hinweis, weil es inzwischen auch eine absurde wie reale Erfahrungstatsache ist, daß die unsozialsten Gesetze der letzten 20 Jahre in Deutschland ausgerechnet von SPD-Regierungen initiiert oder zumindest gebilligt worden sind. Ich denke, daß das aber mit einer ganz grundsätzlichen Strömung zusammenhängt, die überall in der Wirtschaft das Handeln der Beteiligten bestimmt: zunehmender Egoismus, Opportunismus und Machtstreben um seiner selbst Willen. ...

Ja, man stelle sich vor, Karl Liebknecht hätte für ein Honorar von einem halben Kilo Gold einen Vortrag im Bankiersclub gehalten. Das wäre von beiden Seiten eher unvorstellbar gewesen ;-)
 
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