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Klassiker

  • Ersteller Ersteller zwetsche
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Wer ist die/der wichtigste deutschsprachige Schriftsteller(in)?


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AW: Klassiker

Ich habe ganz klar für Franz Kafka gestimmt!
Meiner Meinung nach ist Kafka ein Abenteuer.. Eigentlich ist die Handlung nicht wichtig, denn der Subkontext ist so riesig, ich möchte es fast mit einem Eisberg vergleichen, dessen Masse zu 9/10 unter dem Wasser liegt. Man muss an der 1/10 Spitze, die über dem Wasser liegt, die anderen 9/10 erahnen und wenn man sich sicher ist, einen Teil rekonstruiert zu haben, findet man Hinweise auf einen anderen Teil, der aber inkompatibel mit dem ersten ist.. Ich glaube das ist auch eine gute bildliche Beschreibung für einen Zustand, der kafkaesk ist.
Werke von Kafka kommen einem nicht von Menschenhand vor, sondern man erlebt nur ein Werk, was an sich nicht zu verstehen ist, sondern nur für sich. Wie ein Naturereigniss, was man soeben mitbekommt.

mfG Ginsi
 
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AW: Klassiker

Hallo Ginsi,

nicht nur, dass ich es gut verstehen kann warum du dich für Kafka entschieden hast - nein, es ist die Art wie du Kafka in einigen Sätzen erfasst die mich sehr beeindruckt. Der Vergleich mit dem Eisberg fasst vieles kurz zusammen was bei Kafka so faszinierend ist.
Ich wage in diesem Zusammenhang auch einen Vergleich mit dem Schloß, das für K. in immer weiterer Ferne rückt - eigentlich unereichbar bleibt. Was da nicht zu erreichen ist sind vielleicht die 9/10 des Eisberges die auch unsichbar bleiben weil sie ja unter Wasser liegen.

Liebe Grüße

Miriam
 
AW: Klassiker

Folgendes ist erstaunlich: Zwetsche hat einen der schönsten Threads hier im Denkforum eröffnet – der Anlass war ein Werk von Heinrich Heine: "Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland"
Und dann fehlt eben dieser große Dichter, Essayist, Gesellschaftskritiker in seiner Liste der Klassiker.
Doch ist es nicht diese leicht ironische Bemerkung die mich veranlasst dies hier zu erwähnen, sondern die Tatsache, dass ich die Neueren unter uns auf diesem Thread aufmerksam machen möchte, er ist lesenswert und könnte sogar nochmals neubelebt werden:

Der Fluch der Moderne

https://www.denkforum.at/forum/showpost.php?p=112352&postcount=1

Der Thread befindet sich im Unterforum Geschichte


Das ist sehr lieb von Dir, Miriam, vielleicht läßt sich der thread ja wirklich beleben.

Asche auf mein Haupt, wie konnte ausgerechnet ich Heine in der Aufzählung vergessen, zumal ich ja einige Jahre in Göttingen gelebt habe. Ich hab einfach sehr schnell einige Namen aufgeschrieben und in der letzten Spalte das Tor für die nichtgenannten Autoren offengelassen. Zudem wollte ich unbedingt auch ein paar neuere, österreichische und auch weibliche Autoren nennen.

@Ginsi: Kafka ist faszinierend. Aber ich weiß nicht, ob es möglich ist, ihn zu verstehen. Seine Darstellungen erinnern an Alpträume, an surreale Bilder. Bei Th. Mann z.B. das Kapitel "Schnee" aus dem "Zauberberg" findet das seine Auflösung, bei Kafka hingegen nicht. Und deshalb fällt es sehr schwer, sich zum Lesen durchzuringen, zumal sie oft wirklich beklemmend düster sind, vor allem "In der Strafkolonie". Wer möchte gerne eine solche Wirklichkeit erforschen, geschweige denn sie akzeptieren?

Gruß
Zwetsche
 
AW: Klassiker

Grade bei "In der Strafkolonie" ist es äußerst schwierig. Vorallem weil Kafka den Offizier so vorführend und selbstverständlich die Maschine beschreiben lässt. Nicht unbedingt fanatisch, aber anerkennend. In meinem Kopf wurde sofort eine Assoziation zur NS-Zeit frei. Eine Tötungsmaschinerie, die nicht unter dem Gesichtspunkt ihrer Grausamkeit, sondern unter dem ihrer Funktionstüchtigkeit von dem Offizier angesehen wird. Was ich interessant finde ist, dass der Reisende sich auch nicht verantwortlich fühlt für das Schicksal der Menschen des Landes, weil er ja sagt, er würde sich nicht negativ gegenüber dem neuen Kommandanten äußern und so auch nicht die Abschaffung dieser Maschine fördern.

Ich musste tatsächlich noch einmal nachschauen um mit Erstaunen festzustellen, dass Kafka bereits 1924 verstarb. Als ich begann mich mit der NS-Zeit auseinanderzusetzen und von den Grausamkeiten erfuhr, die passiert waren, dachte ich, es könnte nicht wahr sein. Solch etwas kann sich kein Mensch ausdenken. Ich musste weinen und mir wurde schwindelig, als ich durch das Krematorium in Dachau ging. Und ich weiß nicht, wie Kafka dieses Buch schreiben konnte. Es kommt einem beinahe vor, wie eine prophetische Warnung.. Kafka ist so mysteriös, man kann einfach nicht fassen, dass seine Werke von menschenhand sind... Ich kann es nicht fassen.

mfG Ginsi
 
AW: Klassiker

Solch etwas kann sich kein Mensch ausdenken. Ich musste weinen und mir wurde schwindelig, als ich durch das Krematorium in Dachau ging. Und ich weiß nicht, wie Kafka dieses Buch schreiben konnte. Es kommt einem beinahe vor, wie eine prophetische Warnung.. Kafka ist so mysteriös, man kann einfach nicht fassen, dass seine Werke von menschenhand sind... Ich kann es nicht fassen.

mfG Ginsi

Das ist eine ähnliche Frage, wie ich sie mal bezüglich Heine im "Fluch der Moderne" gestellt habe.

Kafkas Familie ist dann auch in Mitleidenschaft gezogen worden. Alle drei Schwestern wurden im KZ ermordet.

http://www.geo.uni-bonn.de/cgi-bin/...genealogie&Unterpunkt=schwestern&Teil=ottilie

Gruß
Zwetsche
 
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AW: Klassiker

Ich habe für Kafka gestimmt, obwohl ich einen anderen - der nicht zur Wahl stand - für bedeutender halte, nämlich Hölderlin (aber einfach "jemand anderes" anklicken war mir zu blöd).

Außerdem neige ich als Lyrikleser dazu, Dichter besonders zu schätzen (und da stehen für mich ganz oben Paul Celan und Ernst Meister... - etwas danach kommen Rainer Maria Rilke, Georg Trakl, Ingeborg Bachmann, Elisabeth Borchers, Manfred Peter Hein, Hans Georg Bulla u.a.m.)
 
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