Hallo Ziesemann,
bevor ich auf Deinen letzten Beitrag eingehe, möchte ich ein Zitat von Dir aus dem Thread "Kommunistische Verbrechen" wiedergeben:
Ziesemann schrieb:
Ich steige auch nicht wieder in das Thema ein, sondern bitte nur um Eröffnung eines Threads - von wem auch immer -
Die Verbrechen des Kapitalismus
Und ich werde mir erlauben, mit dem allergrößten Vergnügen mitzudiskutieren.
Naja, grosses Vergnügen hast Du bisher nicht gezeigt! Aber dafür hast Du natürlich eine Erklärung:
So wie dieser Thread angelegt ist - nicht mal ansatzweise wurde auch nur der Versuch unternommen, den Begriff Kapitalismus (=K) zu definieren - kann dazu kein verteidigender Sachbeitrag geleistet werden.
Wie war denn Dein Thread "Kommunistische Verbrechen" angelegt? Hast Du irgendwann den Versuch unternommen, Kommunismus zu definieren? Kennst Du z.B. den Unterschied zwischen Sozialismus und Kommunismus?
Übrigens hast Du nicht einen einzigen Versuch unternommen, den Thread anders zu gestalten!
Statt dessen werden K., Neoliberalismus, Kolonialismus usw. alles zu einem Einheitsbrei verrührt - unter Hinzuziehung wahrlich so unverdächtiger Zeugen wie Luxemburg, Marx u.a. Nur der friedfertige Lenin hat noch gefehlt.
Also wenn ich von meinen Beiträgen (1. Weltkrieg, Kolonialismus 19./20. Jahrhundert) ausgehe, dann bezogen sich diese jeweils auf ganz konkrete Ereignisse in einer ganz konkreten Phase des Kapitalismus, nämlich der Phase des Imperialismus. Das als Einheitsbrei zu bezeichnen, ist schon allerhand. Aber ausser der Kronzeugin R. Luxemburg, die mit ihrer Junius-Broschüre eine brillante Analyse der multikausalen Vorgänge lieferte, die zum 1. Weltkrieg führten, habe ich im Beitrag zum Kolonialismus so unverdächtige Zeugen erwähnt wie den Reichskanzler Fürst von Bülow oder den General von Trotha.
Wenn es in der Geschichtswissenschaft eine gesicherte Erkenntnis gibt, dann diese: Jeder Vorgang, erst recht ein Kriegsausbruch, ist multikausal bedingt, also nicht einfach "bekanntlich" eine Folge des K. Und spätestens seit Thukydides (460-359) wissen wir zwischen Anlass und Ursache zu unterscheiden, deshalb grenzt es ans Absurde, den Ausbruch des WK I der Ermordung des österreichischen Thronfolgerpaares zu zuschreiben - das war allenfalls das Zündholz an der Lunte.
Scheinbar hast Du nicht mal meinen Eröffnungsbeitrag richtig gelesen! Anlass und Ursache wissen die meisten Diskutanten hier sehr wohl zu unterscheiden. Deine Belehrungen, Ziesemann, empfinde ich ganz einfach als etwas penetrant.
Als Resümee glaube ich sagen zu dürfen, dass Du in diesem Thread nicht weiter diskutierst, weil Du Dich in der Defensive fühlst. Trotzdem habe ich mit Interesse solche Begriffe gelesen wie "domestizierter Kapitalismus". Wer hat wohl den wilden, brutalen Kapitalismus gezähmt und damit domestiziert? Ich habe den Verdacht, dass der Marx hier eine Rolle spielte.
Mit streitbaren Grüssen
Hartmut