AW: Ist passiver Konsum das Übel und Verhinderung der Kreativität?
Hi Fritzj,
Ich denke nicht, dass Konsum unser Leben irgendwie negativ beeinflusst, im Gegenteil. Die gesamte Volkswirtschaft kann als ein riesiger Kreislauf gesehen werden, in dem Geld ständig im Kreis fließt. Jmd verdient es, gibt es wieder aus, und der Staat kriegt einen Anteil davon (Mehrwertsteuer, Lohnsteuer). Und je schneller sich dieser Kreis dreht, also je mehr wir ausgeben von dem was wir bekommen (oder auch je schneller), desto größer sind die Anteile die der Staat kriegt. Somit kann sich auch der Staat mehr leisten.
sofern dir im Mindesten klar ist, daß eine Ursache-Wirkungs-Betrachtung bei solcherlei Kreisläufen praktisch irreführend und theoretisch unzureichend ist, dürfte an dieser Stelle deine Argumentation schon abreißen: das Preisniveau ist nämlich inzwischen gestiegen und die Realgeldmenge damit geringer. Der Staat kann sich also nicht einfach "mehr" leisten.
Wenn nun jeder alles sofort ausgibt, was er verdient,
also - mit anderen Worten - die Sparquote auf einmal gleich Null sein soll und der Handel auf dem Kapitalmarkt damit zum Erliegen kommt...
würde laut der guten alten ökonomischen Theorie
welcher? Da konkurrieren verschiedene Schulen miteinander...
die Inflation in die Höhe schnellen, da steigender Konsum steigende Nachfrage bedeutet.
ja, haben wir schon berücksichtigt...
In der Realität wird allerdings der Preis kaum verändert, wenn die Nachfrage steigt, stattdessen wird mehr produziert
oh, also doch nicht... aber woher kommt nun das außerdem notwendige, zusätzliche Geld, denn eine Geldmengenerhöhung hattest du nicht eingeplant, oder?
(zumindest im Sekundärsektor, im Tertiärsektor würden wohl einfach mehr Leute eingestellt werden.
sofern genügend, qualifizierte Leute da sind; hast du den steigenden Preis für Arbeit in so einem Fall auch mitbedacht?
Im Primärsektor würde steigende Nachfrage reintheoretisch tatsächlich zu steigenden Preisen führen, allerdings glaube ich nicht dass man mehr Grundnahrungsmittel kaufen würde als notwendig, daher auch keine steigende Nachfrage).
Jetzt gibt es allerdings ein Problem. Wenn ein Teilnehmer dieses Kreislaufes Kapital entzieht und es hortet
was heißt jetzt "hortet"? Unterm Kopfkissen? Das wär nicht schlecht, weil inflationsdämpfend... oder meinst du Geldanlage statt Konsum? Das aber beeinflusst dann wieder den Kapitalmarkt usw...
(z.b. Manager mit gigantomanischen Boni), gerät der Kreislauf in Ungleichgewicht. Um dies zu verhindern, müssen einfach die Löhne gerechter werden, salop gesagt.
na ja, kann man als Haarspalterei auffassen, aber korrekt ist: der "Kreislauf" kennt kein Gleichgewicht, weil das ja nur ein Bild dafür ist, daß etwas reihum fließt... wahrscheinlich meinst du die beteiligten Märkte - allerdings sind nur im Rahmen theoretischer ceteris paribus-Betrachtungen die Märkte im Ungleichgewicht, in Wirklichkeit ist immer alles im Gleichgewicht, weil die Märkte ja unverzüglich auf Auslenkungen reagieren...
Fazit: Um die Volkswirtschaft langfristig funktionieren lassen zu können,
was bedeutet deiner Meinung nach "Funktionieren"? Welche Kriterien dafür siehst du?
muss möglichst viel Geld von möglichst vielen Menschen ausgegeben werden, denn am Ende des Tages resultiert dies in einem Wachstum der Wirtschaft und somit zu einer Senkung der Arbeitslosenquote,
das ist glatter Unsinn, allein schon deswegen, weil du nichts zum Grad der Kapitalintensität der Produktion sagst. Ich kann rein theoretisch auch mit 1 Mio Arbeiter und 50 Billionen EUR Kapital ein ordentliches BIP erwirtschaften - bei vielleicht 30 Mio Arbeitslosen in DE... und wie sich das BIP verteilt, ist ohnehin wieder eine andere Sache...
Steigen der Löhne etc. Dies alles setzt aber vorraus, dass niemand zu viel Geld aus diesem Kreislauf entzieht und es hortet.
???
meine Meinung; ich finde es gut, daß du dir solche Gedanken machst. Diese Welt braucht Menschen, die sich Gedanken machen. Aber die Materie ist ziemlich kompliziert - und daher würde ich dir schon raten, noch ein paar Semester Volkswirtschaftslehre zu studieren, bevor du so fachspezifisch argumentierst...
Nichts für ungut, ich brech' mir selber auch jedesmal einen ab, wenn ich versuche, so komplexe Systeme wie die "Wirtschaft" irgendwie zu begreifen... gelingt mir nur sehr dürftig...
Liebe Grüße vom Roten Baron