Der Theologe und Ethiker Jean-Pierre Wels vertrat in der ZEIT zum Glücklichsein essayhaft den Standpunkt, dass wir modernen Menschen geradezu auf ein glückliches Leben hin geeicht sind. Demnach könne man, so betont es Wels, geradezu von einem Glücksimperativ ausgehen; d.h. von der Pflicht glücklich zu sein.
Es gibt eine frühe Walt Disney - Produktion (Lustige Taschenbücher), in dem es um folgende Geschichte geht:
Eine Enzyklopädie aus 20 Bänden eines bedeutenden Verlages birgt einen einzigen Fehler - und wer diesen findet, gewinnt 1 Million Taler. Geizkragen Onkel Dagobert verpflichtet den armen Donald Duck, diesen einen Fehler darin zu finden, und die arme Ente quält sich wochenlang durch die Schmöker ... und eines Tages kommt zufällig Cousin Gustav zu Besuch, der ewige Glückspilz.
Er schlägt ein einziges Wort nach, nämlich "Glück" und findet mit "Glügg" den einzigen Fehler in dem Lexikon mit 20 Bänden und gewinnt den Preis (den er allerdings auch schnell wieder verprasst).
Es ist ein Comic für Kinder, aber es enthät die elementare Wahrheit: Das Glück kann man weder erarbeiten, noch erzwingen. Erarbeiten kann man sich vielleicht seinen Erfolg und seine Sicherheit, aber Glück ... ist ... Glück. Genau das macht das Glück ja auch aus: Die unvorhersehbare Zufälligkeit des Ereignisses, wie Gustav, der einfach nur ein einziges Wort nachschlägt und prompt den Fehler findet.
Es gibt keine Pflicht, glücklich zu sein, außerdem ist die Glücksgöttin eine wankelmütige Dame. Mal schenkt sie dem Einen ihre Gunst und mal dem Anderen, darin ist sie die klassische Muse. Daran kannst Du nichts ändern, und möglicherweise gibt es nur eines, was der Glücksgöttin gefällt: Dein Glück mit anderen zu teilen, wenn die Glücksgöttin Dich beschenkt, denn ich glaube, das mag sie sehr.
In jedem Fall aber werden sich die Anderen an Dich erinnern, wenn sie Glück haben, und ihr Glück mit Dir teilen - und darum geht es.