@Giacomo_S
Bei den Ahnen weit hergeholt? In diesem Fall war in jeder Generation ein Suicid und das wurde mir verständlicherweise verheimlicht.
Ohne jetzt auf Deinen Fall im Näheren eingehen zu wollen (und ehrlicherweise: auch gar nicht zu können) - mal ganz allgemein zum Thema "Ahnen":
Wir alle haben 2 Eltern, 4 Großeltern, 8 Urgroßeltern, 16 Ururgroßeltern usw. usf. (1)
Rechnet man als Verwandtschaft noch Großonkel und -tanten, -cousinen o.ä. hinzu, dann kommt man alsbald auf eine gehörige Anzahl von Verwandten.
Die Schizophrenie (als Beispiel) ist eine der häufigsten psychischen Krankheiten, man geht von einem Anteil von Schizophrenen von 3-5% an der Gesamtbevölkerung aus. Schaut man mit dieser Quote auf eine nur gehörig große Anzahl von Verwandten - als rein mathematisches Rechenbeispiel - eine Anzahl von Verwandten, die jeder hat: Dann wird man mit einer ziemlichen Wahrscheinlichkeit bei
jedem irgendeinen psychisch kranken Vorfahren oder Verwandten finden.
Wenn der Vorfahre mit einem selbst überhaupt genetisch verwandt ist.
Als vor Jahren die DNA-Analysen für jedermann möglich und bezahlbar wurden, hat sich die Hobby-Zunft der Ahnenforscher, angeführt von den Amerikanern unter ihnen, zunächst begeistert auf diese neue Methode der Recherche gestürzt. Naheliegend, möchte man meinen, aber genauso schnell wie sie damit angefangen haben, haben sie es wieder sein gelassen.
Denn zu oft fanden sie heraus: Der Vater war gar nicht der Vater und Mutti war eine Schlampe.
Nach deutschem Recht und Gesetz ist der Ehemann der Vater eines Kindes, ob er es gezeugt hat oder nicht. Das bedeutet aber nicht, dass er zwingend der genetische Vater des Kindes sein muss. Mit den DNA-Tests konnten die Ahnenforscher ihre geliebten Stammbäume daher nicht vervollständigen, sondern lösten damit nur veritable soziale Dramen aus ... und deshalb ließen sie sie dann auch wieder sein.
Man nimmt an, dass etwa 10% aller Kinder in Wahrheit Kuckuckskinder sind.
Auch sind häufig die "unbelasteten Ahnen" eben verständlicherweise nicht ehrlich.
Auch über Kuckuckskinder reden die Ahnen nicht und oft genug, wenn nicht meistens, nahmen sie dieses Wissen mit in ihr Grab.
Face it: Mit einer Chance von 1:10 ist dein Vater nicht dein Vater und deine Mutter hat es mindestens einmal krachen lassen.
Folgerichtig bricht in so einem Fall der gesamte väterliche Teil deiner Verwandtschaft weg ...
Es würde mich nicht wundern, wenn der Anteil von Kuckuckskindern zu gewissen, vergangenen Zeiten tendenziell sogar noch höher war: Während der Kriege z.B. oder auch in den ersten Nachkriegsjahren.
Unsere Ahnen waren eben nicht so sittenstreng, wie sie es uns immer haben weiß machen wollen. Neuerdings legen dies DNA-Analysen nahe, aber auch ehrliche Wüstlinge (Casanova) haben uns schon darüber berichtet, und sogar mit verblüffender Sachlichkeit. Da blieb eben der ersehnte Erbe eines Familienbesitzes aus ... und da musste dann eben der Stallknecht herhalten, der war gesund und gut gebaut. Und bald war er da, der ersehnte Nachkomme, und alle berichteten stoz, wie ähnlich er seinem "Vater" doch sei ...
Was will uns der Autor damit sagen?
Fazit:
1. Allein aufgrund mathematischer Abhängigkeiten wird man in der ferneren Familie bei
jedem Menschen auch psychisch kranke Vorfahren finden.
2. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit sind Teile deiner Vorfahren überhaupt nicht deine Vorfahren.
3. Und schließlich: Es gibt auch psychisch kranke Menschen "ohne" solche Vorfahren.
In solchen Zusammenhängen von "genetischen Abhängigkeiten" (2) zu sprechen, das halte ich für gewagt, ja im Grunde für unzulässig. Denn zum Einen steht die Verwandtschaft überhaupt nicht so genau fest, und zum Anderen haben wir alle solche Verwandten.
Dass es Familien gibt, die ihre kranken Kinder bewusst ohne Hilfe lassen, ist mir neu. Vielleicht bin ich in diesem Punkt naiv.
Das habe ich so auch nicht gemeint.
Es ist nicht so, dass manche Familien ihre Angehörigen bewusst ohne Hilfe lassen. Allerdings stabilisieren, ja: zementieren sie den jeweiligen Status Quo. Die Hilfe geht bis zu einem gewissen Punkt, der wird dann gehalten und nicht mehr verändert, geschweige denn verbessert.
Meistens geht das dann einher mit der völligen Unfreiheit des Betroffenen.
Das Argument, man findet nichts in den Genen habe ich auch vielfach gehört. Was aber, wenn die Gene nur sterisch anders sind ??
Ist ein Genetiker ehrlich, dann kann er - mehr oder weniger - nur eines aus den Genen herauslesen, und das sind Verwandtschaftsbeziehungen.
Bislang lassen sich aus einzelnen oder mehreren Genen solche Eigenschaften wie Haar-, Augen- und Hautfarbe heraus lesen, viel mehr aber auch nicht.
Man hat nach Häufungen in den Genen psychisch kranker Menschen gesucht und auch welche gefunden. Jedoch gibt es auch Menschen, die diese Genkombinationen haben und nicht psychsich krank sind, wie es psychisch kranke Menschen ohne diese Genkombinationen gibt.
Was für einen Wert soll so eine Aussage dann noch haben?
Anmerkungen:
(1) Es sei denn, man ist adelig, dann können es auch schon einmal weniger Ahnen sein.
Der letzte spanische Habsburger, Karl II, auch Carlos der Verhexte, hatte in der 5. Generation statt der möglichen 32 nur 10 Vorfahren. Alle seine sechs Urgroßeltern stammten direkt von Johanna von Kastilien ("der Wahnsinnigen") ab. Karl II. war genetisch degenriert, von schwacher Gesundheit, von infantilem Charakter und geistesschwach.
(2) Früher hätte man von "Vererbung" und "Erbkrankheiten" gesprochen, aber diese Begriffe sind heutzutage wohl tabu. Gemeint ist aber dennoch dasselbe.