Anideos
Well-Known Member
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Ich sehe die Gefahr, dass ich missverstanden werde und daher eine Klarstellung:Ich weiß nicht, was ihr alle habt. So schlimm ist es doch gar nicht! Ich gehöre auch einer Minderheit an und fühle mich doch einigermaßen integriert. Mein Umfeld akzeptiert mich inzwischen so wie ich bin, nur manchmal erkenne ich in den Augen von einzelnen, dass mein Syndrom wieder zum Vorschein kommt. Ich habe nämlich das MH-Syndrom. Das ist so etwas wie ADHS, nur viel heftiger und nicht therapierbar. Es befällt oft die Haut, die Augen und/oder die Haare, manchmal aber auch das Gehirn, aber es ist nicht ansteckend. Das wissen viele Menschen nicht und haben deshalb Berührungsängste. Ich bin nicht der Einzige mit diesem Syndrom, aber bei mir sind die Symptome sichtbar und hörbar, weil auch das Sprachzentrum beeinträchtigt ist. Seltsamerweise, treten alle diese Symptome meistens im Ausland. Sei es drum, ich muss mich eben damit abfinden, dass ich eben kein Eingeborener bin. Ich bin und bleibe ein Deutscher mit MH und das ist gut so...
Ich habe tatsächlich meine Situation umschrieben. Ich gebe zu, mit einer gewissen Dosis an Selbstironie, aber ich bin ein Deutscher mit MH (MigrationsHintergrund) und empfinde es keinesfalls als Nachteil für mich. Ich fühle mich hier zuhause, obwohl ich zwei weitere europäische Pässe habe und ohne weiteres auch woanders leben könnte (mit oder ohne MH). Ich möchte aber unbedingt meinen Kopf freihalten von Schranken, wie Nationalstolz, Ausgrenzung von Minderheiten und Patriotismus (schließlich hat G. W. Bush vor kurzem die CIA-Folterer als Patrioten tituliert). Das ist mein Verständnis von Freiheit und Integrationsfähigkeit und dabei helfen mir meine drei Pässe. Unter diesen Umständen nehme ich es auch gern in Kauf, dass ich einer Minderheit angehöre.