AW: in memoriam vivigentis
Wenn es wärmer wird im Lenz
verfällt der Bauer in Demenz,
was zunächst - ihr wisst's bereits -
keiner merkt. Doch andrerseits
wird er lästig mehr und mehr,
macht mir hier das Leben schwer,
indem er meinen guten Namen
mit Worten beschmutzt, ganz unliebsamen.
Ich mag das nicht, mein lieber Bauer,
und bin deshalb jetzt richtig sauer.
Ich bitte dich, dich mal zu zügeln,
geh lieber raus zu fernen Hügeln,
wo Lüfte weh'n, die lind und rein.
Das wär' zu schön, um wahr zu sein.
Hab mich - es war fast noch Nacht -
zu fernen Hügeln aufgemacht,
die Luft war rein und schon recht mild,
am Waldesrand stand erstes Wild,
doch als ich es ins Auge nahm,
erwies das Wild sich als ganz zahm,
mein Blick tät in die Runde schwenken,
da musste ich an vivi denken,
an vivi meinen alten Freund,
von Frühlingssonne schon gebräunt,
mit langen Schenkeln wie ein Hase,
mit feiner, sehr empfindlich' Nase,
der immer, wenn nicht rein die Luft,
den platten barsch zur Ordnung ruft,
der angehäuft beachtlich Wissen,
ich möcht' den Freund ungern jetzt missen,
wir haben uns sehr spät gefunden,
doch sind wir jetzt ganz eng verbunden,
zwischen uns passt, glaubt es mir,
nicht das dünnste Blatt Papier.