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In memoriam Robert Gernhardt

Von den Dorlamm-Gedichten hatten wir, denke ich, noch nichts:

Dorlamm liest


Dichter Dorlamm liest in einem Buch,
doch er wird aus diesem Buch nicht klug.

Liest darin und legt es wieder hin -
nein, er kommt nicht hinter seinen Sinn.

Legt es hin und denkt, sooft er las:
"Ich kapier das nicht. Was soll denn das?"

Denkt: "Was soll das? Wer schreibt solchen Mist?"
Und schaut nach, wer der Verfasser ist.

Schaut aufs Buch, und plötzlich ist ihm klar,
daß der Autor ein Herr Dorlamm war.

Dorlamm? Dorlamm selbst hat es geschrieben!
Peinlich? Rasend peinlich, meine Lieben!​
 
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Kater Klaus lächelt immer ganz betreten,
wenn ich ihm dieses Gedicht vorlese......

Drei Katzen

Der Tag beginnt mit hellem Licht,
mit Krach und Dampfertuten.
Drei Katzen sitzen stumm am Fluss
und schauen in die Fluten.

Die Sonne brennt. Man geht nach Haus,
wo schon die Braten schmoren.
Drei Katzen sitzen regungslos
und spitzen ihre Ohren.

Die Sonne sinkt. Die Nacht bricht an.
Im Walde ruft ein Käuzchen.
Drei Katzen sitzen unverwandt
Und lecken ihr Schnäuzchen.

Jetzt ist es dunkel. Alles schweigt.
Der Mond zieht seinen Bogen,
da sagt die erste Katze ernst:
“Man hat uns angelogen.

Es gibt gar keine Wassermaus.
Die hat der Fuchs erfunden.
Und wir. Wir glauben ihm auch noch
und lauern hier seit Stunden!“

Betreten hör’n die andren zu.
Die leeren Bäuchlein schmerzen.
Drei Katzen sitzen stumm am Fluss
und schämen sich von Herzen.​
 
Fortuna schrieb:
Das hab ich nicht gelesen, Celine!
Meine Besuche hier sind bruchstückhaft und willkürlich und fast immer unter Zeitdruck, selbst zu Hause.
Verzeihst du mir?

Es bereut aufrichtig
Fortuna

Eh längst geschenkt, Fortuna. Ich heule einfach gern :sekt:

Sorge dich nicht, borge *loool*


Mein Gott, war das wieder ein Stress im Büro!
Als ich den Laden verliess, war ich stehend k.o.
Kaum zu Hause, da dachte ich: Was pfeif ich mir rein?
Im Kühlschrank, da muss doch noch Stein-Wein sein.
Schon ist er zur Hand, jetzt den Korkzieher her...
Die Schublade auf... doch die Lade ist leer.
Gestern war er noch da, heut ist er nicht drin...
wo ist er nur, dieser Korkzieher hin?
Moment! Hab ich den nicht verborgt?
Der Mensch ist das Tier, das sich sorgt.

Aber wem? Da fällt es mir siedenheiss ein,
gestern abend, da schneite die Nachbarin rein
und bat mich: Herr Nachbar, so borgen sie mir,
ihrer Nachbarin, rasch ihren Korkenziehr.
Ich bin grad dabei, meinen Chef zu verführen
und in dessen Hose, da will sich nichts rühren.
Nun habe ich 1-A-Côtes du Rhône,
ein geiles Getränk, das regelt das schon,
doch die Flasche ist verkorkt...
Der Mensch ist das Tier, das sich sorgt.

Ich also rüber, ich klopf an die Tür:
Frau Nachbarin, bitte, öffnen sie mir.
Da schaut sie schon raus: Ach sie, kommse rein!
Wo liegt ihr Problem? -Ich tränke gern Wein,
doch die Flasche ist zu und mein Korkzieher...
-Ach der! Tut mir Leid, der ist nicht mehr hier.
Mein Chef hat ihn mitsamt der Flasche entsteisst,
weil nichts lief... -Da schrei ich sie an: Das heisst,
sie haben das Geborgte verborgt?
Der Mensch ist das Tier das sich sorgt!

Da fasst mich die Nachbarin zart unters Kinn:
Hat mein Nachbar denn nichts als Korken im Sinn?
Ihr Korkenzieher bleibt leider verliehen,
doch wir könnten ja auch an was anderem ziehen,
an Gürteln und Schleifen, an Bändern und Stoffen
und dem, was wir darunter zu finden hoffen.
Sei's der Mann bei der Frau, sei's die Frau bei dem Mann...
Es gibt viel zu ziehen, packen wir's an!
-Und dann hat sie's mir tierisch besorgt.
Der Mensch wird zum Gott, wenn er borgt!

:rollen:
 
Dorlamm meint

Dichter Dorlamm läßt nur äußerst selten
andre Meinungen als seine gelten.

Meinung, sagt er, kommt nun mal von mein,
deine Meinung kann nicht meine sein.

Meine Meinung - ja, das läßt sich hören!
Deine Deinung könnte da nur stören.

Und ihr andern schweigt! Du meine Güte!
Eure Eurung steckt euch an die Hüte!

Laßt uns schweigen, Freunde! Senkt das Banner!
Dorlamm irrt. Doch formulieren kann er.

 
Folgen der Trunksucht

Seht ihn an, den Texter.
Trinkt er nicht, dann wächst er.
Mißt nur einen halben Meter -
weshalb, das erklär ich später.

Seht ihn an, den Schreiner.
Trinkt er, wird er kleiner.
Schaut, wie flink und frettchenhaft
er an seinem Brettchen schafft.


Seht ihn an, den Hummer.
Trinkt er, wird er dummer.
Hört, wie er durchs Nordmeer keift,
ob ihm wer die Scheren schleift.


Seht sie an, die Meise.
Trinkt sie, baut sie Scheiße.
Da! Grad rauscht ihr drittes Ei
wieder voll am Nest vorbei.


Seht ihn an, den Dichter.
Trinkt er, wird er schlichter.
Ach, schon fällt ihm gar kein Reim
auf das Reimwort "Reim" mehr ein.


 
Weil es gar zu nett ist....

Ich leide an Versagensangst,
besonders,wenn ich dichte.
Und diese Angst,die machte mir
manch schönen Reim zuschanden.
 
Banger Moment

Liebling, horch, die Zeit bleibt stehn –
sei mal ruhig, bitte!
Eben waren da noch Schritte,
eben noch schien sie zu gehn.

Doch nun steht sie. Sprungbereit?
Selbstversunken? Lauernd?
Angelehnt? Verschnaufend? Kauernd?
Horchend? Ach du liebe Zeit –

Aber still mein Schatz, da sind
wieder Laute. Heftig
strömt da was. Ein frisches Fließen
wird zu ständigem Ergießen,
unbeirrt und kräftig –
Liebling horch die Zeit verrinnt.​
 
Dich will ich loben:Häßliches,
du hast so was Verläßliches.
Das Schöne schwindet,scheidet,flieht-
fast tut es weh,wenn man es sieht.
Wer Schönes anschaut,spürt die Zeit,
und Zeit meint stets: Bald ist`s soweit.
Das Schöne gibt uns Grund zur Trauer.
Das Häßliche erfreut durch Dauer.
 
Trost im Gedicht

Denk dir ein Trüffelschwein
Denks wieder weg:
Wird es auch noch so klein,
wird nie verschwunden sein,
bleibt doch als Fleck.

Was je der Mensch gedacht,
lässt eine Spur.
Wirkt als verborgne Macht,
und erst die letzte Nacht
löscht die Kontur.

Hat auch der Schein sein Sein
Und seinen Sinn.
Musst ihm nur Sein verleihn:
Denk dir kein Trüffelschwein,
denk wieder hin.​
 
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Noch ein Dorlamm-Gedicht:

Der Bund

Dichter Dorlamm stiftet einen Bund
zwischen sich und seines Nachbarn Hund.

Einen Bund, der ungefähr besagt,
daß ein jeder tut, was ihm behagt.

Daß der Nachbarhund zum Beispiel bellt,
wie und wo und wann es ihm gefällt.

Wobei Dorlamm ihn wo, wie und wann
jederzeit um Ruhe bitten kann.

Kann, nicht muß. So, wie des Nachbarn Hund
weiterbellen darf, auch ohne Grund.

Ähnlich klärt der Bund die Punkte Beißen,
Klauen, Betteln, Indengartenscheißen.

Fragt man Dorlamm, ob das denn was bringe,
gibt er sich erstaunlich guter Dinge.

Alles, meint er, bleibe zwar beim alten,
doch es sei nun schriftlich festgehalten.

Und daß er das schwarz auf weiß besitze,
fände er in jeder Hinsicht Spitze.

Spitze - mehr ist leider nicht zu hören.
Plötzlich bellt da wer. Der Rest ist Stören.​
 
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