Marianne schrieb:
Was empfinden wir denn, wenn wie irgendeinen Sachverhalt oder einen Menschen als normal bezeichnen?
Wollen wir denn “ normal” sein?
Mir geht es da ganz ambivalent. Einerseits möchte ich nicht gerade als wahnsinnig gelten, andrerseits stinkt mich der “ normale “ Trott oft mächtig an.
Man sollte sich für seine Normalität nicht schämen müssen...? Oder doch?
In Berlin habe ich in einem ziemlich ausgeflippten Viertel gewohnt. In so einer Situation ist man nicht so bemüht auf "Nichtnormalität" aufmerksam zu machen. In einer Kleinstadt, in der jedes Haus dem anderen gleicht, fühlt man sich schon eher bemühsigt, etwas Distanz zu den Gegebenheiten zu schaffen.
Das wäre eine Erklärungsthese.
Eine andere wäre, das Gefühl der eigenen Persönlichkeit spüren zu wollen. Es ist ja so, wenn man etwas lernen muß und der Stoff ist anfangs sehr unzugänglich, ist es sicher gut, wenn zuerst der Stoff nach eigener Struktur geordnet wird, zu eigen gemacht wird.
Es ist ein gutes Gefühl, mit der eigenen Struktur im Kopf durch die Welt zu gehen, es ist ein Gefühl von Sicherheit, Aktivität. Und m.E. nicht nur das, es verschafft dir auch die Möglichkeit, dich der entgegenkommenden Welt zu überlassen, weil es ein Vertrauensgefühl ist. Vertrauen in das eigene Vermögen, mit Situationen umgehen zu können bzw. ihnen ungeschädigt zu verfallen, an ihnen zu wachsen. Aber auch das könnte normal sein.
Das was gegen den "normalen Trott" läuft belebt den Geist. Und je nachdem wie wichtig es einem erscheint, "Geistbelebung" zu mögen, wird das "Unnormale" willkommen sein. Auch wenn es grausam, verletzend, demütigend ist.
Matto