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Heiligendam - Ein Frühsommer im Polizeistaat

AW: Heiligendam - Ein Frühsommer im Polizeistaat

Besser wäre meines Erachtens, wenn diejenigen, die friedlich demonstrieren wollen, ein Zweck- oder Sicherheitsbündnis mit der Polizei eingingen.

das ist eine sehr gute Idee
(als Gegenleistung gewährt die Polizei eine Route dicht an die zu Beschimpfenden)

die Schläger kennen einander, und werden genau taxieren, wem sie trauen oder nicht.

dann müssen sich einige der Moderatoren/Zivilpolizisten eben auch vermummen :)


Richtig, die Vermummung ist nur eine Ordnungswidrigkeit.

die Vermummung ist in meinen Augen noch weniger
die Vermummung erschwert zwar die Identifizierung eines Straftäters,
doch Straftäter dürfen auch im vermummten Zustand verhaftet werden
 
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AW: Heiligendam - Ein Frühsommer im Polizeistaat

Hallo alle miteinander. Euer Fachwissen in allen ehren. Aber einiges geht doch zu weit.

Stattdessen sehe ich bisher eine allgemeine und undifferenzierte Ablehnung von Staatsgewalt sowohl auf Seiten der Friedlichen wie der Schläger, und daß auch die Friedlichen sich mit den Schlägern solidarisieren, solange man der Polizei von vornherein Provokationswillen andichten kann.

1. Was ist an der grundsätzlichen Ablehnung von Staats- oder welcher Gewalt auch immer falsch?

2. Da auch mich in diesem Fall der Vorwurf - friedliche Demonstranten würden sich mit "Schlägern" solidarisieren - betrifft möchte ich doch erwähnen dass ich diese Aussage ziemlich unverschämt finde. Die friedlichen Demonstranten - die von einem Grundrecht gebrauch machen - und die Krawallmacher so über einen Kamm zu scheren finde ich wird denjenigen die wirklich ihre Zeit opfern um Workshops zu organisieren, Plakate herzustellen, Informationsstände aufzubauen, ganz einfach Menschen die kritisch und politisch engagiert sind, nicht gerecht.

Daß solche Großkundgebungen dennoch eher selbstvergewissernden Partycharakter haben, als politisch wirkungsvoll zu sein, steht vielleicht auf einem anderen Blatt; aber entweder wollen die Veranstalter eine ruhige (und wirkungslose) Party, oder aber sie freuen sich doch über jeden Stein (den sie selber natürlich nie nie nie werfen würden.)

Was wäre denn deiner Meinung nach eine politisch wirkungsvolle(re) Methode?

Patrice :clown2:
 
AW: Heiligendam - Ein Frühsommer im Polizeistaat

Patrice, keine Sorge - ich geh schon auch öfter als zweimal im Jahr auf die Straße, ob Kundgebungen, Infostände, oder auch mal eine Demo. Bisher habe ich persönlich aus unseren Reihen noch keine Gewalttäter in Aktion erlebt, und wenn sich da doch einer regt, geben wir der Polizei sofort Bescheid. Aber manchmal waren wir wirklich froh, daß wir massiven Polizeischutz hatten, mindestens einmal wären wir sonst tatsächlich auf offener Straße brutalst von einer bemerkenswerten Querfront aus Türken, Autonomen und Faschos zusammengeschlagen worden. Dank des Sicherheitsbündnisses mit der Polizei ist das nicht passiert.

Gerade auch die Globalisierungsgegner - mit denen ich sonst nichts weiter zu tun habe - sollten sich im Vorfeld und überhaupt allerschärfstens von allen irgendwie Gewaltbereiten abgrenzen. Was soll man tun? Es ist absehbar, daß bei so ziemlich allem, was irgendwie "globalisierungskritisch", "links" oder "linksradikal" ist, sich Krawallmacher darunter mischen. Dagegen helfen nun einmal nur Staats- und Polizeigewalt, insofern ist die Ablehnung derselben durch jene friedlichen Demonstranten, die viel Zeit aufwenden, um von ihrem Grundrecht Gebrauch zu machen, einfach nur kontraproduktiv.

Wenn man schon nicht dieses Grundrecht selber als einen positiven Aspekt der "Staatsgewalt" sehen will. Wer ist denn der "Staat", wenn nicht seine Bürger?

Dennoch halte ich parteipolitische Arbeit oder Engagement in Vereinen und Verbänden, wo man sich an Verhandlungstische setzt, für ergiebiger. Nichts gegen Demonstrationen - aber sie sind letztlich nur Meinungsäußerungen ohne konkrete Folgen. Und wenn es dann noch zu Ausschreitungen kommt und währenddessen oder hinterher pauschal der Polizei Provokation vorgeworfen wird, statt die schwarzen Schafe beim Namen zu nennen, diskreditiert sich in meinen Augen die ganze Bewegung.

Nichts für ungut, Patrice, aber dieses "die Sch****-Bullen sind schuld an allem" ist das, was ich hier in Hamburg durchaus als normale Einstellung von "linken" Demonstranten erlebe. Die Anti-Polizei-Stimmung ist auch bei denen, die vielleicht keine Steine schmeißen, ziemlich aufgeheizt. Dabei verhindern "die Bullen" in der Regel bloß das Schlimmste. Klar wäre es schöner, wenn das ganze Polizeiaufgebot überflüssig wäre.

Grüße, Thorsten
 
AW: Heiligendam - Ein Frühsommer im Polizeistaat

Nichts gegen Demonstrationen - aber sie sind letztlich nur Meinungsäußerungen ohne konkrete Folgen


geht mir gerade durch den Kopf
(ob es stimmt, weiss ich nicht,
Kommentare erwünscht)

ÜBERLEGUNG
Demonstranten sind tendenziell Nichtwähler,
denn wären sie Wähler,
wäre es keine Demonstration,
sondern eine Parade, ein Aufmarsch
(die Organisatoren und die Teilnehmer wären dann Mitglieder derselben Organisation)

FOLGERUNG
wenn also wenn jemand die Stimmung der nichtorganisierten Demonstranten auf den Punkt bringt
und damit Wahlkampf macht,
bekommt dieser Politiker viele Wählerstimmen
(er bietet den Demonstranten die fehlende Organisation)
 
AW: Heiligendam - Ein Frühsommer im Polizeistaat

hallo, forianer!

ich freue mich, dass hier einige demonstrationserfahrene hier mitreden!:reden: (wofür demonstriert ihr meistens so?)
ich bedauere natürlich, dass solche idioten ohne politischen hintergrund nur zum schlagen dorthin kommen. allerdings ist das nicht die masse, aber die masse ist sich uneins: pazifisten, anarchos, christliche gruppierungen, globalisierungskritiker...
diese friedlichen gruppen müssen miteinander einig werden, dann braucht man auch keine extremistischen randgruppen.

allerdings muss ich hier mal hinzufügen: gewalt gegen obrigkeit und staat, ist solange sie nicht zu körperlichen verletzungen von menschen führt grundsätzlich im rahmen des möglichen. damit meine ich sitzblockaden,großdemos, streiks, auf heiligendam bezogen sogar die durchbrechung des zauns...
 
AW: Heiligendam - Ein Frühsommer im Polizeistaat

psbvbn1 schrieb:
allerdings muss ich hier mal hinzufügen: gewalt gegen obrigkeit und staat, ist solange sie nicht zu körperlichen verletzungen von menschen führt grundsätzlich im rahmen des möglichen. damit meine ich sitzblockaden,großdemos, streiks, auf heiligendam bezogen sogar die durchbrechung des zauns...
Was letztere bringen soll, bleibt zu fragen.

Sitzblockaden, Groß- oder Kleindemos, Streiks haben jedoch zunächst mal mit "Gewalt gegen Obrigkeit und Staat" überhaupt nichts zu tun, sondern sind im Gegenteil - bei uns jedenfalls - durch die Staatsgewalt selbst (hier: das Gesetz) legitimierte und politisch häufig sogar ausdrücklich erwünschte Formen demokratischen Meinungsausdrucks.

Des weiteren darf man auch einmal fragen, was denn der Polizist als Bürger so denkt. Vielleicht würden viele den Inhalt z.B. einer globalisierungskritischen Demonstration ja sogar mittragen, wenn man sie nicht zum abstrakten Feind stilisieren würde, auf Uniform und Schlagstock reduziert.
 
AW: Heiligendam - Ein Frühsommer im Polizeistaat

scilla schrieb:
geht mir gerade durch den Kopf
(ob es stimmt, weiss ich nicht,
Kommentare erwünscht)

ÜBERLEGUNG
Demonstranten sind tendenziell Nichtwähler,
das ist nicht sicher;
scilla schrieb:
denn wären sie Wähler,
wäre es keine Demonstration,
sondern eine Parade, ein Aufmarsch
so spricht man von einem Neonazi-Aufmarsch (wählen die alle? sind die alle organisiert?)
scilla schrieb:
(die Organisatoren und die Teilnehmer wären dann Mitglieder derselben Organisation)
warum spricht man dann nicht von einem DGB-Aufmarsch oder einer SPD/CDA-Parade?

scilla schrieb:
FOLGERUNG
wenn also wenn jemand die Stimmung der nichtorganisierten Demonstranten auf den Punkt bringt
und damit Wahlkampf macht,
bekommt dieser Politiker viele Wählerstimmen
(er bietet den Demonstranten die fehlende Organisation)

Okay: hier könnte man von "indirekten Folgen" sprechen. Oder von Populismus :zunge3:
Die meisten sind aber irgendwo organisiert, da entstehen dann Bündnismöglichkeiten. Bündelt sich nicht so z.B. in der Linkspartei eine Vielzahl unterschiedlicher Gruppierungen?
 
AW: Heiligendam - Ein Frühsommer im Polizeistaat

SCILLA
Demonstranten sind tendenziell Nichtwähler,

THORSTEN
das ist nicht sicher;

wenn ich jetzt 'Nichtwähler' durch 'indifferente Wähler' ersetze,
kommt das,
was ich meine,
besser rüber

wenn irgendwelche Leute aufmarschieren bzw. par(od)ieren (?),
dann ist deren Gesinnung und Wahlverhalten bereits klar

wenn irgendwelche Leute demonstrieren,
dann können dahinter verschiedenste Gesinnungen und Wahlverhalten stehen

THORSTEN
Die meisten sind aber irgendwo organisiert, da entstehen dann Bündnismöglichkeiten. Bündelt sich nicht so z.B. in der Linkspartei eine Vielzahl unterschiedlicher Gruppierungen?

die Linkspartei hat jetzt noch die große Chance,
nicht den Weg der gleichgeschalteten großen Parteien zu gehen
(ganz extrem: die SPD)

in welcher Partei gibt es noch Flügelkämpfe?
(ich meine nicht persönliche Machtkämpfe)

- ohne CSU wäre auch die CDU gleichgeschaltet
- hat die FDP alternativ liberale Vorstellungen zum Neoliberalismus?
- bei den Grünen sind die Fundis verschwunden

THORSTEN
Oder von Populismus

Populismus gibt es dort, wo es keine Position gibt
also auch
bei den Parteien,
die ihre eigene Position vergessen,
um wieder gewählt zu werden
 
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AW: Heiligendam - Ein Frühsommer im Polizeistaat

Was letztere bringen soll, bleibt zu fragen.

Sitzblockaden, Groß- oder Kleindemos, Streiks haben jedoch zunächst mal mit "Gewalt gegen Obrigkeit und Staat" überhaupt nichts zu tun, sondern sind im Gegenteil - bei uns jedenfalls - durch die Staatsgewalt selbst (hier: das Gesetz) legitimierte und politisch häufig sogar ausdrücklich erwünschte Formen demokratischen Meinungsausdrucks.

Des weiteren darf man auch einmal fragen, was denn der Polizist als Bürger so denkt. Vielleicht würden viele den Inhalt z.B. einer globalisierungskritischen Demonstration ja sogar mittragen, wenn man sie nicht zum abstrakten Feind stilisieren würde, auf Uniform und Schlagstock reduziert.

hallo, thorsten!

das durchbrechen des zaunes hätte symbolcharakter, der versammlung würde es nichts tun. nur würden dann die g8-chefs mal mit eigenen augen sehen, was für eine entschlossenheit bei vielen menschen herrscht!
gott sei dank hast du noch das wort "häufig" in deine theoretischen darlegungen gebracht. denn wie gestern das BVG verkündete, wird der sternmarsch an den Zaun (der ja noch km von heiligendam entfernt ist) verboten! soviel zu "vom staat gewünscht"!

im übrigen würde ich versuchen den zaun zu durchbrechen, was ja wie gestern zu sehen war, doch gar nicht so ein ding der unmöglichkeit zu sein schien. man müsste zwei drei ablenkungsmanöver starten, und dann mit einer konzentrierten aktion an einer vorher ausgespähten stelle des zauns durchbrechen. in der sächsischen zeitung wurde ein polizist zitiert, der bestätigte, dass man mit richtigem werkzeug den zaun in zehn minuten überwunden haben könnte!
 
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