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Führungsqualitäten

scriberius

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2. Juli 2011
Beiträge
4.342
Manchmal wundere ich mich schon, welche Ansichten hier vertreten werden. So ging es kürzlich um die Qualifikation unserer Staatslenker, wobei mir erwidert wurde, es sei egal, wer diese Posten besetzt. Hä? Wie? Mir ist schon klar, dass es Standpunkte gibt, von denen aus es gleichgültig ist, ja. Aus geistiger Sicht ist dem so, da ist es aber auch egal, ob wir noch leben, oder nicht mehr. So lange wir hier aber auf dem Erdboden herumlaufen oder fahren, ist die Qualität des Führungspersonals von großer Bedeutung, weil von ihren Entscheidungen unsere Lebensqualität stark abhängig ist. Dann kommt es mir so vor, als würde Demokratie (soweit sie tatsächlich besteht) irgendwie falsch verstanden wird. Demokratie heißt eben nicht, dass jede Reinigungskraft auch einmal Kanzler oder Minister werden könnte, sondern nur, dass sich die politische Führung am Gemeinwohl zu orientieren hat. Normale Leute, wie ich und du, sollen dabei gerne mitarbeiten und auch im Parlament sitzen, wie es ja auch geschrieben steht. Aber, sie sollen für die höchsten und einflussreichsten Posten nur dann in Frage kommen, wenn sie dafür qualifiziert sind. Dann, so heißt es, solle das Amt zur Person kommen und nicht umgekehrt, was aber der Fall ist. Wir sollten sagen: "Komm, Moebius, sei so gut und werde unser Präsident". Dann kann er sich entscheiden, ob er sich das antun will, oder nicht. Wie läuft es aber im RL? 1980 hat Helmut Kohl mit der geballten Faust auf den Tisch gehauen und zornig ausgerufen: "Ich will Bundeskanzler werden!" Das Ergebnis kennen wir alle. 15 Jahre später hat Gerhard Schröder am Zaun des Bundeskanzleramts gerüttelt und ausgerufen:"Ich will da rein". Auch er hat es geschafft, seinen persönlichen Ehrgeiz auf unser aller Kosten zu befriedigen. Er ist das prächtigste Radieschen, das jemals auf einem SPD-Acker stand. Wirklich dazu gehört hat er nie, er war und ist nur außen rot, hat die SPD missbraucht und die Drecksarbeit für die CDU und die FDP erledigt. Ja, genau dort sind wir heute: wir werden geführt von Leuten, die für ihre Ämter zwar nicht qualifiziert sind, sie aufgrund ihrer Persönlichkeitsdefizite, oder genauer zu deren Kompensation (Ich bin wichtig!) erreichen, durch ihre einzig wahre Stärke, nämlich dem unbändigen Willen, sich über andere zu erheben. Genau das ist unser heutiges Übel. Sie sind antidemokratische Einzelgänger, die alle wichtigen Posten, wie Diktatoren auch, mit Personen ihres Vertrauens besetzen. Loyalität ist das oberste Prinzip, weit vor der fachlichen Kompetenz. Und weil das so ist, haben gute Leute keine Chance mehr, in den Regierungsklüngel vorzudringen. Wir werden regiert von einer kleinen eingeschworenen Clique, einer geschlossenen Gesellschaft, die peinlichst genau darauf achtet, dass sie unter sich bleibt und ihre Macht nicht gefährdet wird. Die Belange des Staats und der Bevölkerung kamen so unter die Räder.

Dabei müüste es ganz anders sein. Nicht die Macht- und Vorteilsgeilsten sollten entscheiden, sondern die Klügsten. Leute, die souverän genug sind, unabhängig von ihren Privatinteressen im Sinne der Allgemeinheit zu denken und entscheiden. Wäre dem so, wir hätten keine Merkels und Wullfs, keine Westerwelles und Kauders, sondern Leute, die jetzt in ihrer eichenhölzernen Bibliothek sitzen und nur den Kopf schütteln, in Anbetracht des abstrusen Schauspiels, das von den Regierungen derzeit inszeniert wird.
 
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AW: Führungsqualitäten

Es geht doch bei diesem Thema weniger um Führungsqualitäten an sich... sondern -wenn ich mich recht entsinne- um die Systemfrage (als Ausfluß des Patriarchats).
Und in weiterer Folge um Selbstverwaltung. So verstand ich im anderen Thread auch die Antwort von 5Zeichen. Nicht den fähigsten Gärtner zu suchen, sondern selbst einen Garten anzulegen. Was aber mit einem "Das geht (noch lange) nicht" attributiert wurde.
 
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AW: Führungsqualitäten

Leute, die souverän genug sind, unabhängig von ihren Privatinteressen im Sinne der Allgemeinheit zu denken und entscheiden. Wäre dem so, wir hätten keine Merkels und Wullfs, keine Westerwelles und Kauders, sondern Leute, die jetzt in ihrer eichenhölzernen Bibliothek sitzen und nur den Kopf schütteln, in Anbetracht des abstrusen Schauspiels, das von den Regierungen derzeit inszeniert wird.
Die "Professoren dieser Welt" sind ja auch nur -spirituell betrachtet- junge Seelen. Es wäre eine Verlagerung von A nach B. Wenn's danach ginge.
 
AW: Führungsqualitäten

Manchmal wundere ich mich schon, welche Ansichten hier vertreten werden. So ging es kürzlich um die Qualifikation unserer Staatslenker, wobei mir erwidert wurde, es sei egal, wer diese Posten besetzt. Hä? Wie? Mir ist schon klar, dass es Standpunkte gibt, von denen aus es gleichgültig ist, ja. Aus geistiger Sicht ist dem so, da ist es aber auch egal, ob wir noch leben, oder nicht mehr. So lange wir hier aber auf dem Erdboden herumlaufen oder fahren, ist die Qualität des Führungspersonals von großer Bedeutung, weil von ihren Entscheidungen unsere Lebensqualität stark abhängig ist. Dann kommt es mir so vor, als würde Demokratie (soweit sie tatsächlich besteht) irgendwie falsch verstanden wird. Demokratie heißt eben nicht, dass jede Reinigungskraft auch einmal Kanzler oder Minister werden könnte, sondern nur, dass sich die politische Führung am Gemeinwohl zu orientieren hat. Normale Leute, wie ich und du, sollen dabei gerne mitarbeiten und auch im Parlament sitzen, wie es ja auch geschrieben steht. Aber, sie sollen für die höchsten und einflussreichsten Posten nur dann in Frage kommen, wenn sie dafür qualifiziert sind. Dann, so heißt es, solle das Amt zur Person kommen und nicht umgekehrt, was aber der Fall ist. Wir sollten sagen: "Komm, Moebius, sei so gut und werde unser Präsident". Dann kann er sich entscheiden, ob er sich das antun will, oder nicht. Wie läuft es aber im RL? 1980 hat Helmut Kohl mit der geballten Faust auf den Tisch gehauen und zornig ausgerufen: "Ich will Bundeskanzler werden!" Das Ergebnis kennen wir alle. 15 Jahre später hat Gerhard Schröder am Zaun des Bundeskanzleramts gerüttelt und ausgerufen:"Ich will da rein". Auch er hat es geschafft, seinen persönlichen Ehrgeiz auf unser aller Kosten zu befriedigen. Er ist das prächtigste Radieschen, das jemals auf einem SPD-Acker stand. Wirklich dazu gehört hat er nie, er war und ist nur außen rot, hat die SPD missbraucht und die Drecksarbeit für die CDU und die FDP erledigt. Ja, genau dort sind wir heute: wir werden geführt von Leuten, die für ihre Ämter zwar nicht qualifiziert sind, sie aufgrund ihrer Persönlichkeitsdefizite, oder genauer zu deren Kompensation (Ich bin wichtig!) erreichen, durch ihre einzig wahre Stärke, nämlich dem unbändigen Willen, sich über andere zu erheben. Genau das ist unser heutiges Übel. Sie sind antidemokratische Einzelgänger, die alle wichtigen Posten, wie Diktatoren auch, mit Personen ihres Vertrauens besetzen. Loyalität ist das oberste Prinzip, weit vor der fachlichen Kompetenz. Und weil das so ist, haben gute Leute keine Chance mehr, in den Regierungsklüngel vorzudringen. Wir werden regiert von einer kleinen eingeschworenen Clique, einer geschlossenen Gesellschaft, die peinlichst genau darauf achtet, dass sie unter sich bleibt und ihre Macht nicht gefährdet wird. Die Belange des Staats und der Bevölkerung kamen so unter die Räder.

Dabei müüste es ganz anders sein. Nicht die Macht- und Vorteilsgeilsten sollten entscheiden, sondern die Klügsten. Leute, die souverän genug sind, unabhängig von ihren Privatinteressen im Sinne der Allgemeinheit zu denken und entscheiden. Wäre dem so, wir hätten keine Merkels und Wullfs, keine Westerwelles und Kauders, sondern Leute, die jetzt in ihrer eichenhölzernen Bibliothek sitzen und nur den Kopf schütteln, in Anbetracht des abstrusen Schauspiels, das von den Regierungen derzeit inszeniert wird.

Stimmt alles. Auf den Punkt gebracht. Vor allem der Hinweis auf den auf links gedrehten Schröder und seine erst kürzlich wieder aufgerichtete Pipeline zu den Orten der Macht. Und nu? Wir haben inzwischen ein iVolk, das es für normal hält, wenn ein paar Deppen im Dschungelcamp Maden fressen und dabei den Moderator übersehen. Blödheit im einzelnen ist verzeihlich. Aber in organisierten Massen lässt sich Blödheit nicht anders übersetzen als der Wille zur Umnachtung. Das Bundesverfassungsgericht ist inzwischen der seidene Faden, der uns noch davor bewahrt, daß Verfassungswidrigkeit noch nicht selbst zum Grundgesetz geworden ist. Vertrau keinem unter 30 einen Führungsjob an. Du könntest sonst zu hören bekommen: Meine Verfassung? Wie uncool!
 
AW: Führungsqualitäten

Es geht doch bei diesem Thema weniger um Führungsqualitäten an sich... sondern -wenn ich mich recht entsinne- um die Systemfrage (als Ausfluß des Patriarchats).
Und in weiterer Folge um Selbstverwaltung. So verstand ich im anderen Thread auch die Antwort von 5Zeichen. Nicht den fähigsten Gärtner zu suchen, sondern selbst einen Garten anzulegen.

So verstehe ich mich auch. :) Aber Scriberius möchte halt auf Führungskräfte nicht verzichten, nicht einmal gedanklich. Der Ansatz,
Nicht die Macht- und Vorteilsgeilsten sollten entscheiden, sondern die Klügsten.
, klingt gut, ist aber nicht zu verwirklichen.

Wenn jemand auch nur ein bisschen klug ist, versucht er/sie nämlich garnicht erst zu regieren (=für alle zu entscheiden). Es bleiben für diesen Job also nur die Macht- und Vorteilsgeilsten.
 
AW: Führungsqualitäten

Das Bundesverfassungsgericht ist inzwischen der seidene Faden, der uns noch davor bewahrt, daß Verfassungswidrigkeit noch nicht selbst zum Grundgesetz geworden ist.
Wenn die Deitschn über a Verfassung lamentieren... meinen's a Grundg'setz. Bisher konnte noch keiner der Wegstabenverbuxler mit dem dafür notwendigen Friedensvertrag aufwarten.
 
AW: Führungsqualitäten

Irana, Schatzl, das hatten wir schon. Jetzt sei doch bitte nicht so penibel mit den Begriffen. Unsere Verfassung heißt Grundgesetz, das ändert nichts an seiner Gültuigkeit. Andere Länder nennen es Verfassung, biegen und beugen deren Inhalt aber ebenso nach ihrem Gusto. Dann finde ich eben nicht, dass es eine Systemfrage ist, wenn sich die Mächtigen nicht an ihre eigenen Direktiven halten. So, wie es heute läuft, hat es niemand gewollt, auch nach einer Revolution ändert sich nicht wirklich viel. Es geht letztlich nur darum, dass die Kontrolle in der Praxis nicht funktioniert, weil der Wille fehlt.

5Zeichen schrieb:
klingt gut, ist aber nicht zu verwirklichen.

Wenn jemand auch nur ein bisschen klug ist, versucht er/sie nämlich garnicht erst zu regieren (=für alle zu entscheiden). Es bleiben für diesen Job also nur die Macht- und Vorteilsgeilsten.

das halte ich für eine weltfremde, idealistische Sichtweise. Klar: auch ich fordere, dass nicht mehr Einschränkungen der Freiheit erfolgen sollten, als unbedingt erforderlich. Die vielen unreifen Individuen erfordern aber mehr Reglementierung und Kontrolle, um das Leben des Rests nicht zu sehr zu beeinträchtigen. Unser Gemeinwesen hält einerseits viel zu viele Regelungen parat, kümmert sich andererseits aber viel zu wenig um deren Einhaltung. Anstatt die bestehenden Gesetze durchzusetzen, erlässt er immer neue und schärfere, während immer weniger bereit sind, sich daran zu halten. Das ist keine Systemfrage, sondern eine des politischen Willens. Es ist billiger, Verordnungen zu erlassen, als sie durchzusetzen. Es wird ohnehin alles primär unter finanziellen Gesichtspunkten gesehen. Unsere Regierungen verweigern letztlich auch die Verantwortung für ihr Tun.

Ach ja: Natürlich soll und muss jeder eigenverantwortlich entscheiden. Dies kann aber nur innerhalb eines festgelegten Rahmens erfolgen. Diese Rahmenbedingungen muss der Staat definieren. Produziert er einen solchen Murks, wie heute, dann ist Chaos die logische Folge.
 
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AW: Führungsqualitäten

Irana, Schatzl, das hatten wir schon. Jetzt sei doch bitte nicht so penibel mit den Begriffen. Unsere Verfassung heißt Grundgesetz, das ändert nichts an seiner Gültuigkeit. Andere Länder nennen es Verfassung, biegen und beugen deren Inhalt aber ebenso nach ihrem Gusto.
Scribi, Spotzl, da machen Juristen einen kleinen Unterschied. Und an den halte ich mich, wenn's recht ist. Da geht's nicht nur darum, daß etwas beliebig benamst wird, es bedeutet grundsätzlich auch etwas anderes.

Und das Nußbeugerl... Vorbeugerl... ähm... das Rechtsbeugerl ist wiederum eine ganz andere Baustelle. Wobei die Art der Baustelle wiederum von der Ausgangslage abhängt. :)
 
AW: Führungsqualitäten

Dann finde ich eben nicht, dass es eine Systemfrage ist, wenn sich die Mächtigen nicht an ihre eigenen Direktiven halten. So, wie es heute läuft, hat es niemand gewollt, auch nach einer Revolution ändert sich nicht wirklich viel. Es geht letztlich nur darum, dass die Kontrolle in der Praxis nicht funktioniert, weil der Wille fehlt.
Beim Ansatz in der Wirkung anstatt bei der Ursache wird das Wirkende verfehlt. Und die Revolution -ich nehme an, die von "Top down"- funktioniert eben nicht nachhaltig. Hatten wir auch schon mal. Daher der Appell an's eigenständig Werden. Entwicklung -"Bottom up"- ist einfach unschlagbar.
 
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Wer schaut schon wirklich auf das Wohl anderer? Mein Spouse, das ist das einzige Lebewesen dieser Erde, auf dessen Wohl ich schaue.
 
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