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Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland

AW: Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland

@moebius
1. Zu zweit haben wir es eh auch zu der Dreiteiligkeit gebracht: Timirjasevez schreibt von Religiosität, ich von Religion und beide von den Institutionen ;-)

2. Was meint der Hr. Bloch da eigentlich, dass diese zitierte Aussage Gottes nichts mit Religion zu tun hat, weil Religion die Rückverbindung auf eben diesen Gott ist!?
3. Ist das ein rekursives Paradoxon?

4. Wie geht das, ein Transzendieren ohne Transzendenz? Ein Überschreiten ohne Überschreitung? Und was soll überschritten werden.
5. Das interessiert mich wirklich, da es ja eine entscheidende Aussage ist!

Zu 1.:
Gerade bei diesen Fragen ist es hilfreich für die Verständigung, wenn differenziert wird:
Es gibt religiöse Menschen, die nicht mit einer Religion gläubig identifiziert sind - und es gibt Menschen, die mit einer Religion gläubig identifiziert sind, aber nicht mit einer Kirche o.ä.
Interessant hierbei ist, wer aus welchen bewußten und unbewußten Gründen sich wie warum zuordnet...
Also ich beispielsweise bin aus religiösen Gründen weder mit einer mono- oder polytheistischen Religion noch mit einer Kirche identifiziert, obwohl oder weil :dontknow: ich dies bis zu einem gewissen Alter war ...
Zu 2.:
Wenn es Dich wirklich interessiert, könnten wir gerne in einem eigenen BLOCH-Thread ausführlich über seine religiös-religionskritische Position diskutieren, die er vor allem in seinem Buch "Atheismus im Christentum. Zur Religion des Exodus und des Reiches" formuliert/begründet hat.
Zu 3.:
Das ist eine sehr gute Frage !!! Wahrscheinlich lassen sich Antionomien/Paradoxien nicht vermeiden, wenn entweder kosmologisch-physikalisch oder schöpfungstheologisch die Frage nach dem Anfang der Schöpfung gestellt wird...!?!?!?
Zu 4.:
Ich habe BLOCH so verstanden, dass der gegenwärtige historisch-gesellschaftliche Zustand aufgrund einer offenen Zukunft überschritten/transzendiert werden kann ("Das Prinzip Hoffnung" !), ohne eine metaphysische Transzendenz (Sein, Gott) voraussetzen zu müssen...
Ontologie des Noch-nicht-Seins..., die wahrscheinlich irgendwie auf Nikolaus CUSANUS zurückgreift, der das Sein als Möglichkeits-Sein ("esse posse est") zu denken versucht hatte, was mich zu dem "Witz" anregt: Das Sein ist eine Posse...:clown2:;)
Zu 5.:
Das ist auch wirklich ein sehr interessantes Thema !!! (Aber nur für Menschen, die sich ernsthaft für Philosophie interessieren ....)
Der blaue moebius
 
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AW: Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland

Ich halte die Diskussion um die "Muslimische Frage" ohnehin für ein Politikum. So, wie es "Die Juden-Frage" im 19. Jahrhundert waren. Interessanter wäre die Antwort auf die Frage, was die Politik damit bezwecken will?

Das ist einfach ein dankbares Thema für Politiker und zwar schon immer in der Geschichte.
Es führt automatisch zu einem WIR und den ANDEREN; dafür sind die Bürger bereit, fast alles hinzunehmen, bis zu einem Krieg.
Und man braucht auch keine konstruktiven Vorschläge bringen, die haben in dem Umfeld sowieso keinen Sinn.

Unlängst hat bei der Wahl in Wien ein gewisser Hr. Strache nur mit diesem Thema (andere Themen hatte er nicht, oder verschwieg sie geschickterweise) 27% Zustimmung erhalten und in Deutschland scheint das nicht viel anders zu sein (Stichwort: Sarrazin).
 
AW: Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland

Es führt automatisch zu einem WIR und den ANDEREN; dafür sind die Bürger bereit, fast alles hinzunehmen, bis zu einem Krieg.

Unlängst hat bei der Wahl in Wien ein gewisser Hr. Strache nur mit diesem Thema (andere Themen hatte er nicht, oder verschwieg sie geschickterweise) 27% Zustimmung erhalten und in Deutschland scheint das nicht viel anders zu sein (Stichwort: Sarrazin).
Danke.;) Deine Antwort in o. Kombination ist für mich erhellend.
Das hieße... max. 1/3 einer Gesellschaft wäre für's Auseinanderdividieren zu haben. Wenn man noch einen Speckgürtel von ca. 20% aus 100 dazurechne, stünde die verbleibende andere Hälfte einer Gesellschaft für konstruktive Gestaltungswege zur Verfügung?

Möglicherweise gab es schon einen Ruck in der Gesellschaft? Und aus diesem Grunde will und will es einfach nicht gelingen, den Gesellschaftsmitgliedern globalmedial Kriege* und Unruhen schmackhaft zu machen, wiewohl sich die "Machthaber-"Spieler seit Jahren darum bemühten?


*aus Wertberichtigungsgründen, s.
Gel(d)tungsbedürfnis, sag ich doch.
 
AW: Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland

Zu 1.:
Gerade bei diesen Fragen ist es hilfreich für die Verständigung, wenn differenziert wird:
Es gibt religiöse Menschen, die nicht mit einer Religion gläubig identifiziert sind - und es gibt Menschen, die mit einer Religion gläubig identifiziert sind, aber nicht mit einer Kirche o.ä.
Interessant hierbei ist, wer aus welchen bewußten und unbewußten Gründen sich wie warum zuordnet...
Also ich beispielsweise bin aus religiösen Gründen weder mit einer mono- oder polytheistischen Religion noch mit einer Kirche identifiziert, obwohl oder weil :dontknow: ich dies bis zu einem gewissen Alter war ...
Zu 2.:
Wenn es Dich wirklich interessiert, könnten wir gerne in einem eigenen BLOCH-Thread ausführlich über seine religiös-religionskritische Position diskutieren, die er vor allem in seinem Buch "Atheismus im Christentum. Zur Religion des Exodus und des Reiches" formuliert/begründet hat.
Zu 3.:
Das ist eine sehr gute Frage !!! Wahrscheinlich lassen sich Antionomien/Paradoxien nicht vermeiden, wenn entweder kosmologisch-physikalisch oder schöpfungstheologisch die Frage nach dem Anfang der Schöpfung gestellt wird...!?!?!?
Zu 4.:
Ich habe BLOCH so verstanden, dass der gegenwärtige historisch-gesellschaftliche Zustand aufgrund einer offenen Zukunft überschritten/transzendiert werden kann ("Das Prinzip Hoffnung" !), ohne eine metaphysische Transzendenz (Sein, Gott) voraussetzen zu müssen...
Ontologie des Noch-nicht-Seins..., die wahrscheinlich irgendwie auf Nikolaus CUSANUS zurückgreift, der das Sein als Möglichkeits-Sein ("esse posse est") zu denken versucht hatte, was mich zu dem "Witz" anregt: Das Sein ist eine Posse...:clown2:;)
Zu 5.:
Das ist auch wirklich ein sehr interessantes Thema !!! (Aber nur für Menschen, die sich ernsthaft für Philosophie interessieren ....)
Der blaue moebius

1.) Das verstehe ich und erweitert meine Sicht auf diese wichtigen Unterscheidungen.

2.) Sehr gerne! Ich kann mir vorstellen, dass das auch andere Forumsmitglieder interessiert. Wer einen passenden Einstieg hat, soll das in den nächsten Tagen machen.

3.) Darüber wird in dem neuen Thread ja was rauskommen, ich bin schon neugierig :-)

4.) Ok, also ein prinzipiell völlig offenes Weiterentwickeln der gesellschaftlichen Verhältnisse ohne an der Metaphysik anzustreifen!?
Also, diese vollkommene Offenheit ist ein Witz! Das sagen die Zen-Meister auch und sogar die Kleinbürger ;-)
 
AW: Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland

Danke.;) Deine Antwort in o. Kombination ist für mich erhellend.
Das hieße... max. 1/3 einer Gesellschaft wäre für's Auseinanderdividieren zu haben. Wenn man noch einen Speckgürtel von ca. 20% aus 100 dazurechne, stünde die verbleibende andere Hälfte einer Gesellschaft für konstruktive Gestaltungswege zur Verfügung?

Möglicherweise gab es schon einen Ruck in der Gesellschaft? Und aus diesem Grunde will und will es einfach nicht gelingen, den Gesellschaftsmitgliedern globalmedial Kriege* und Unruhen schmackhaft zu machen, wiewohl sich die "Machthaber-"Spieler seit Jahren darum bemühten?

Also da wäre ich mir nicht so sicher!
Es ist ja auch geschichtlich sehr interessant zu sehen, wieviele Intellektuelle immer wieder mit Hurra in den Krieg gezogen sind, wenn die Frontbildung mal so richtig Dynamik bekam und wie sie später, wenn sie es überlebt haben, in Katerstimmung nicht wussten, wie sie auf solche Ideen kommen konnten.

Meiner Meinung ist das einzige Mittel dagegen, die Eigenverantwortung der Bürger zu stärken, aber das steht verständlicherweise nicht an vorderer Stelle auf der staatspolitischen Agenda.
Meine persönliche Hoffnung ist, dass sich bald eine Bürgergesellschaft herauskristallisiert, die dann Dynamik bekommt und das Delegieren von Verantwortung als nicht sexy darstellt.
 
AW: Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland

1.) Das verstehe ich und erweitert meine Sicht auf diese wichtigen Unterscheidungen.

2.) Sehr gerne! Ich kann mir vorstellen, dass das auch andere Forumsmitglieder interessiert. Wer einen passenden Einstieg hat, soll das in den nächsten Tagen machen.

3.) Darüber wird in dem neuen Thread ja was rauskommen, ich bin schon neugierig :-)

4.) Ok, also ein prinzipiell völlig offenes Weiterentwickeln der gesellschaftlichen Verhältnisse ohne an der Metaphysik anzustreifen!?
Also, diese vollkommene Offenheit ist ein Witz! Das sagen die Zen-Meister auch und sogar die Kleinbürger ;-)

Zu 1.:
Okay!
Zu 2.:
"Schau' mer mol!"
Zu 3.:
Ich bin auch neugierig, ohne gierig zu sein ....
Zu 4.:
Wer hatte was von "vollkommener Offenheit" geschrieben...:dontknow:
Und die gesellschaftlichen Verhältnisse ent-wickeln sich so oder so täglich weiter - mit oder ohne Zen-Meister und mit oder ohne Klein- und/oder Groß-Bürger...:lachen::lachen::lachen:
Der blaue moebius
 
AW: Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland

Der schöne Bloch-Satz (über Christ-Sein und Atheist-Sein) findet sich in seiner Schrift "Atheismus im Christentum" und steht dort im Zusammenhang mit dem historischen Hinweis, dass die ersten Christen "atheoi" genannt wurden.
Ansonsten führt er in dieser Schrift an vielen Stellen aus, dass wesentliche Texte der Bibel kritisch zu sehen sind, weil sie oft mehr als hundert Jahre nach den darin benannten Ereignissen geschrieben wurden, dass es also ein herrschendes Interesse gegeben hat, dies so zu schreiben und als "Religion" durchzusetzen.
Was Nikolaus von Kues angeht, zitiert Bloch diesen sicherlich hin und wieder, aber er greift nicht so auf ihn zurück, dass man N.v.K. als Vorläufer Blochs ansehen müsste. "Das Prinzip Hoffnung" ist ja in großen Teilen eine Enzyklopädie der Hoffnungsansätze in allen denkbaren Kulturbereichen. Die Kategorie des "Noch-Nicht" ist eine spezifisch Bloch'sche Erfindung.
 
AW: Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland

Kleine Ergänzung:
Als Marxist sieht Bloch im Sozialismus und Kommunismus die Instrumente, diesen „Überschuss“ in die Tat umzusetzen. Untypisch für einen Marxisten ist seine starke Hinwendung zur Metaphysik. Im Zentrum seiner Überlegungen steht dabei das „Noch-Nicht-Sein“, das für unser „Jetzt“ kennzeichnend ist. Der Mensch, die Gesellschaft ist „noch nicht bei sich angekommen“, weil wir noch Mangel fühlen, unser „Noch-Nicht-Haben“ spüren. Alles Seiende umgibt jedoch ein „Bedeutungshof“ seiner unrealisierten Möglichkeiten, der uns „auf den Weg bringen“ kann, das Noch-Nicht-Haben in ein Haben und das Noch-Nicht-Sein in ein Sein umzuwandeln.
Bloch spricht gerne davon, dass die Genesis noch ausstehe und definiert dies so:
"Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfasst und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat“.
Letzteres ist übrigens die Schlusspassage aus "Prinzip Hoffnung"
 
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AW: Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland

Diesen differenzierenden modifizierenden Anmerkungen/Ergänzungen zu Ernst BLOCH stimme ich gerne zu !

Der einzige Mangel, den ich bei den undogmatischen kritsch-marxistischen Philosophen (Bloch, Adorno, Horkheimer,H. Marcuse, W. Benjamin, E. Fromm, J. Habermas, O. Negt, H. Schweppenhäuser und vielen anderen) anzumerken habe:
Wahrscheinlich verstand keiner dieser Philosophen etwas von den Grundlagenproblemen/Krisen der Theoretischen Physik (Quantentheorie) und Mathematik des 20. Jahrhunderts ! Und keiner dieser genannten Philosophen war sich wahrscheinlich des Sachverhalts bewusst, daß sich die Bezugssysteme "Mensch-Gesellschaft" bzw. "Mensch-Tradition" als unzulänglich erweisen, um seelische Formveränderungen zu ermöglichen, die sich auf das Zusammenleben der Menschen und das Zusammenwachsen der Menschheit fördernd auswirken. Daher konnte Arthur KOESTLER seinerzeit zu recht fordern:
"...,das Bezugssystem Mensch-Universum muss wiederhergestellt werden."

Viele Menschen in unserer Zeit wollen wissen, welche Stellung sie in diesem gigantischen Universum einnehmen, innerhalb dessen die Erde, auf der die Menschen leben, einer von 8 Planeten und 3 Zwergplaneten ist, die um einen Stern kreisen: :blume2:.
Die kosmologische Perspektive, die durch Astronomie, Physik und Naturphilosophie ermöglicht wird, besitzt eine große Tragweite und ein bedeutendes Gewicht für jene philosophischen Fragestellungen, welche die denkenden und fragenden Menschen in unserer abendländischen Tradition seit der Zeit der Vorsokratiker bewegt haben.
ARISTOTELES läßt ANAXAGORAS auf die existenzielle Frage, warum er das Geborensein dem Nichtgeborensein vorziehe, antworten:
"Weil ich den Himmel, die Sterne, den Mond und die Sonne und die ganze Ordnung im Weltall betrachten kann."
Der blaue moebius
 
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