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Folter auf der ganzen Welt

baerliner

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3. März 2003
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3.637
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Zitat aus der Spiegel-Meldung: "Der Beauftrage für Erziehung und Ausbildung im Verteidigungsministerium, General Alois Bach, sagte der "Sächsischen Zeitung", das Rollenspiel "Verhalten als Geisel" gehöre bei der Bundeswehr zur regulären Vorbereitung von Auslandseinsätzen. Es sei aber nicht Bestandteil der Grundausbildung für Wehrpflichtige."

Hier wird der Begriff "Rollenspiel" für etwas verwendet, das keines ist. Wodurch zeichnet sich ein "Spiel" aus? Vor allem durch Freiwilligkeit! Und die beginnt mit der Entscheidung, ob ich mitspielen will, welche Rolle ich übernehmen möchte... Sobald eine Machtgefälle vorherrscht, bei dem sogar mit negativen Folgen gerechnet werden muss, wenn ich mich weigere, etwas zu tun, kann von Freiwilligkeit wohl keine Rede mehr sein. Ein Rollenspiel, z.B. in einem Kommunikations-Seminar, soll spielerisch auf eine reale Situation vorbereiten, so dass man dann bewusster und überlegter handeln kann. Es soll für die Zukunft stärken, jedoch nicht abhärten. Es soll Gelassenheit verschaffen, indem es Potentiale bewusst macht. Hierbei ist eine entspannte Atmosphäre wichtig, in der ich mich wohl und sicher fühle und keine Angst habe, zu versagen.
Wenn ich in diesem Zusammenhang an die geschilderten Situationen bei der Bundeswehr und die Vorbereitung auf reale Folter durch Rollenspiele denke, wird mir schlecht. Ich glaube nicht, dass ein Soldat selbst gefoltert werden muss, um sich vorstellen zu können, was ihn im Ernstfall erwarten würde. Und außerdem: Als wäre die Folter beim zweiten Mal weniger erniedrigend und schmwerzhaft... "Der Mensch ist ein Gewohnheitstier" - oder wie!?
 
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Das Grundprinzip jeder Armee ist Befehl und Gehorsam, eine Freiwilligkeit in diesem Gefüge nicht vorgesehen.
Zumindest in Friedenszeiten begrenzt sich die Befehlsgewalt von Vorgesetzten an den bestehenden Gesetzen. Nur im Krieg in der direkten Auseinandersetzung kann es einen übergeordneten Notstand geben.
Da Folter und unwürdige Behandlung verfassungswidrig sind, verbieten sich solche "Übungen" von selbst.
Wie alle bündisch organisierten Strukturen neigen zu einer Eigendynamik, die dem Handelnden schnell die Massstäbe abhanden kommen lässt.
Insgesamt sehe ich in dem Vorgang wieder einen dicken Pluspunkt für unsere Demokratie. Sie kann zwar solche Vorgänge wie auch andere menschliche Fehlleistungen nicht verhindern, aber doch räumlich und zeitlich begrenzen.
Jeder Ausbilder wird in Zukunft noch genauer überlegen, was er tut.
 
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