Eine interessante Entdeckung.
Man hört seit Oktober 2008 in den Medien oft, dass der Kapitalmarkt so kompliziert geworden sei, dass man all diese Produkte garnicht mehr verstehen könne. Die Anleger nicht, die überwachenden Behörden nicht, selbst die Bänker würden die Produkte nicht mehr verstehen.
Den Trick, der hier verwendet wird und in der Medienwelt inzwischen gut funktioniert hat, fand ich grad in Unterlagen zum sog. „Schwarzen Freitag“ 25.10.1929 “ . Damals stellten sich die Bänker/Broker beim (heute bekannteren) Thema der Leerverkäufe und Spekulation auf fallende Kurse dumm. Man behauptete, dass Kurseinbrüche allgemein schlecht seien, steigende Kurse „gut“ und versuchte die Absicht, mit fallenden Kursen Geld zu verdienen, hinter Zufällen zu verstecken. Wohlgemerkt war das 1929 jedoch bereits gängige Börsenpraxis. Man wollte damit den Gedanken an eine eventuelle Schuld des Kapitalgewerbes an der danach entstandenen Wirtschaftskrise ertränken. Man stellte sich dumm.
Es gehört eine gewisse Dreistigkeit dazu, zu behaupten, die Händler wüssten auch heute bei all diesen furchtbar komplizierten Geschäften nicht, was sie tun. Natürlich wissen sie wer wem wofür etwas leiht, bezahlt oder wann welche Fristen ablaufen und was das für Auswirkungen hat, natürlich wissen sie, wasn Währungsswap, Kurswetten und Kursversicherungen und Co. ist , wie hätten sie sonst die Geschäfte abwickeln können.
Ich finde erstaunlich, dass dieses Thema in der allgemeinen Angst vor einer diffusen Wirtschaftskrise so untergehen konnte.
Die Vertuschung hat funktioniert. Man zieht die Bänker nicht zur Verantwortung, nö, man gibt ihnen sogar noch Geld. Nicht viel, aber eben ein bisschen.
Und sobald die Menschen mit einem blauen Auge davongekommen sind und es aufwärts geht, wird der Geld- und Papierhandel m.E. genauso weitergehen wie vorher. Mit den selben Leuten, den selben Geschäften und ein paar „Qualitätsmanagement-Handbüchern“ und Verfahrensanweisungs- und Belehrungsprotokollen mehr im Schrank. Logischerweise braucht man auch die Gier der Masse, die an gewissen Punkten eine Art „zufällige Ablagerung von Verlusten“ (in Form von Gewinnen) mit sich bringt.
Jedem halbwegs gier-nüchternen Anleger muss doch aufgefallen sein, dass die sog. Bankprodukte nur deshalb so kompliziert geworden sind, weil man sie damit schlechter miteinander vergleichen kann und die Risiken verschleiert. Wenn ich zwischen 3,5% und 4,2% Zinsen vergleichen kann, werd ich 4,2 wählen, dann bräuchte kein Mensch das mit 3,5% ...dieses „kompliziert geworden sein“ ist doch genau die Absicht die in der Innovation der Anleger-Produkte steckt. Zu behaupten, man würde dann die innerbanklichen Produkte nicht alle verstehen, ist in gewisser Weise dreist.
Indem man sagt, „kaum einer versteht noch, was da abgelaufen ist“, versucht man die Absicht des Wertpapiergewerbes, der Bank- und Versicherungswirtschaft hinter einer „allgemeinen Opferrolle“ zu verstecken und die Unfähigkeit der Überwachungsorgane zu verwischen. Es soll alles beim alten bleiben, damit die Geschäfte weiter gehen. Mich wundert, warum das nicht auffällt.
Mit Grüßen
Bernd