Schönborn ist kein Kreationist
Schönborn ist kein Kreationist, er hat Theorieprobleme mit Zufall und Ziel.
In
http://www.zenit.org/german/visualizza.phtml?sid=74069 ist interessant zu lesen:
"Da sein Kommentar teilweise auf großes Unverständnis gestoßen ist, veröffentlichen wir die Katechese, die Kardinal Schönborn am 20. Februar 2000 über "Schöpfung und Evolution" im Wiener Stephansdom hielt.
....Es ist gut, dass wir heute den Konflikt zwischen Naturwissenschaft und Glauben weitgehend überwunden haben, aber es soll kein vorschnelles Harmonisieren sein. So möchte ich im Folgenden versuchen, ein wenig diese Harmonie zu stören, um einige kritische Fragen zu stellen. Glauben Sie bitte jetzt nicht, dass ich hier jene Haltung verteidigen werde, die es etwa in den USA in manchen Gruppen gibt, die meinen, die Bibel in dem Sinn wörtlich nehmen zu müssen, dass im Jahr 4004 vor Christus die Welt erschaffen wurde, und zwar genau in sechs Tagen.
Es gibt solche Versuche, und wir lesen gelegentlich von den Konflikten, die um die Frage Evolutionismus oder Kreationismus in den Vereinigten Staaten zu heftigen Kämpfen bis hin zu Gerichtsurteilen führen. Wir wollen also versuchen, die Frage der Evolution im Blick vom Glauben her und auf den Glauben hin ein wenig kritisch zu beleuchten. Was kann diese Theorie der Evolution zeigen und was kann sie nicht?"
In der Folge zitiert er Papst JP II, der 1996 in der Evolutionstheorie mehr als nur eine Hypothese sieht. Danach benutzt er Poppers Falsifikation um die Evolutionstheorie zu relativieren. Dazu stellt er dann noch drei Fragen, die kein tieferes Verständnis der Theorie zeigen. ..."Gerade diese Fragen: Warum gibt es das Schöne, das nicht unbedingt Zweckvolle? Warum gibt es den lebendigen Organismus als ein Ganzes, und warum gibt es die Eigenständigkeit, und nicht nur den Fluss der Entwicklung? Alles das bleibt zu wenig beantwortet. Aber gerade das sind Fragen, die uns auch vom Glauben her sehr wichtig sind."
Der Evolutionsprozess als solcher ist verschwenderisch und führt nicht notwendigerweise zum Optimum, z.B. wenn kein Selektiondruck vorliegt. Im Gegensatz zu Schönborn fragt Evolution als Prozess nicht nach Ziel und Zweck oder definiert gar Schönheit bzw. besser oder schlechter. Es gibt halt Fragen, die nur dann einen Gewinn bringen, wenn man erkennt, dass man sie so nicht stellen sollte.
In
http://www.Publik-Forum.de ist die Übersetzung Schönborns New York Times Artikel vom Juli 2005 zu finden. Die katholische Kirche kann nicht von Ziel und Plan lassen. Der Katechismus wird zitiert: " ... nicht das Ergebnis irgendeiner Notwendigkeit, eines blinden Schicksals oder Zufalls."
Ziel als philosophischen Begriff deniert Schönborn mit letzte Ursache, Zweck oder Plan. Vieleicht ist es ja zielführend, im Kreis zu denken?
Der verteufelte Zufall, gleichgesetzt mit Variation oder Mutation, ist so zufällig garnicht. Zugrunde liegen nicht vermeidbare Fehler bei der Reproduktion und Reparaturmechanismen als Gegenspieler. So sind auch Veränderungen in Schrittweite und Geschwindigkeit dem Evolutionsprozess unterworfen. Veränderungen bei der Vererbung sind unvermeidbar und auch notwendig aber nicht zufällig nach dem Prinzip: alles ist möglich.
Entschuldigt, dass ich lieber über Fast-Evolutionisten als über Kreationisten diskutiere.
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Eine Feststellung
Wir haben's schwer.
Denn wir wissen nur ungefähr,
woher,
jedoch die Frommen
wissen gar, wohin wir kommen!
Wer glaubt, weiß mehr.
Erich Kästner, Schriftsteller (1899-1974)