Der Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn hat die Kontroverse zwischen Kreationisten
und Anhängern der Evolutionstheorie nach Darwin wieder aufgewärmt.
Als ein gläubiger Mensch möchte ich auch dazu Stellung nehmen.
Ich darf mich wohl mit Recht als einen gläubigen Menschen bezeichnen,
weil ich ja fest an die Evolution glaube.
Ich bin halt evolutionsgläubig statt gottgläubig.
Für den Glauben an die Evolution habe ich mich entschieden, weil ich schon als Kind die Erfahrung
machen konnte, dass viele Dinge überaus rätselhaft und geheimnisvoll erscheinen, solange man die
wirkende Kräftekonstellation und die Gesetzmässigkeiten nicht kennt.
Mit zunehmender Einsicht in diese Gegebenheiten lösen sich die Rätsel nach und nach von selbst auf.
Ein Glaube an die Evolution passt deshalb recht gut zu meinem Erfahrungshintergrund.
Dieser Glaube an die Evolution hindert mich jedoch nicht daran, sehr wohl auch Entwicklungs-Ergebnisse
zu sehen, die sich mit zufälliger Mutation und anschliessender Selektion meinem Verständnis nach derzeit
nicht zufriedenstellend erklären lassen.
Diese offenen Fragen sehe ich zwar nicht in den Entwicklungen der letzten 50 Millionen Jahre,
in denen etwa die Entwicklung von den ersten Primaten bis zum Homo sapiens stattgefunden hat,
sondern sehr viel früher, bei wesentlich einfacheren Lebensformen.
Nehmen wir nur als ein Beispiel den Mechanismus der Proteinsythese in den Zellen,
mit dem Abgreifen der Information über den Aufbau eines Proteins aus der DNS.
Dazu muss sich zuerst im Zellkern die DNS-Doppelhelix an der richtigen Stelle aufspalten,
dann zu diesem Abschnitt ein Komplementär-Strang als Messenger RNS bilden,
dann diese mRNS aus dem Zellkern in das Zellplasma "auswandern",
um dort auf Ribosomen zu treffen, die als Protein-Knüpfstation gemäss der in der mRNS enthaltenen
Information das Protein synthetisieren.
Für diese Proteinsynthese durch die Ribosomen müssen natürlich nicht nur die Ribosomen im Zellplasma
auch vorhanden sein, sondern obendrein ist vorausgesetzt, dass auch die erforderlichen Aminosäuren in
passender Qualität und Quantität bereitstehen.
Diese Voraussetzungen ergeben in Summe eine beträchtliche Ballung an aufeinander abgestimmten
Entwicklungen. Dazu müssen mehrere Entwicklungs-Schritte stattgefunden haben, von denen jeder
für sich allein genommen keinen heute erkennbaren Überlebensvorteil brachte, sondern erst durch
das Zusammenspiel mit den anderen Entwicklungsschritten einen Sinn ergab.
Diese Entwicklungschritte lassen sich somit nicht mit dem darwinistischen Ansatz erklären,
weil dazu müsste jeder Entwicklungsschritt für sich allein genommen einen Überlebens- und
Vermehrungsvorteil bringen.
Oder sollte man annehmen, dass die hiezu erforderlichen Mutationen gleichzeitig stattgefunden haben ?
Dass etwa ganz zufällig eine Mutationen stattfindet, die Ribosomen im Zellplasma hervorbringt, und
gleichzeitig eine Mutation, die eine Aufspaltung der Doppelhelix an der richtigen Stelle bewirkt,
und gleichzeitig eine Mutation, die eine Bildung der Messenger RNS bewirkt die dann zu den
Ribosomen wandert, das ist denn doch schon ziemlich unwahrscheinlich. Noch dazu müssten diese
zufällig gleichzeitigen Mutationen ja auch in einer grossen Zahl von Zellen passiert sein, damit diese
Mutanten auch überlebten und sich entsprechend vermehrten.
Die Entwicklung des Proteinsynthese-Mechanismus kann meinem heutigen Kenntnisstand und Verständnis
nach nicht durch zufällige Mutation mit anschliessender Selektion zufriedenstellend erklärt werden.
Ähnliche Aussagen liessen sich auch machen über die Entwicklung des Zellteilungs-Mechanismus
(Wachstumsteilung, Mitose) mit der Verdoppelung der Chromosomen vor der Teilung,
sodass nach der Teilung beide Tochterzellen einen vollständigen (diploiden) Chromosomensatz enthalten,
oder über die Entwicklung der geschlechtlichen Fortpflanzung mit einem anderen Zellteilungs-Mechanismus
für Keimzellen (Reifeteilung, Meiose), der einen haploiden Chromosomensatz der Samenzellen bzw. Eizellen
ergibt, sodass nach der Verschmelzung von Eizelle und Samenzelle wieder ein diploider Chromosomensatz
entsteht.
Auch für diese Ergebnisse müssten mehrere Entwicklungsschritte aufeinander abgestimmt sein.
Diese offenen Fragen bedeuten aber keineswegs, dass ich meinen Glauben an die Evolution aufgeben muss,
sondern ich muss lediglich eingestehen, dass mein heutiger Kenntnisstand über die Rahmenbedingungen,
unter denen diese Entwicklungsschritte stattgefunden haben, keine befriedigende Erklärung liefert.
Zu der Zeit, in der diese Entwicklungsschritte stattgefunden haben (vor etwa 1 Milliarde Jahren ??),
könnten aber durchaus Bedingungen geherrscht haben,
bei denen jeder Teilschritt für sich allein genommen sehr wohl einen Überlebens- und Vermehrungsvorteil
bedeutete, sodass die erforderlichen Entwicklungsschritte auch hintereinander mit erheblichem zeitlichen
Abstand stattgefunden haben könnten.
Bei nicht näher bekanntem Selektionsdruck kann ja keine verlässliche Aussage darüber gemacht werden,
welche Mutanten über längere Zeit lebensfähig sind.
Und die Moral von der Geschicht:
Der Glaube an einen "göttlichen Plan" erscheint mir zwar irrational,
aber in letzter Konsequenz ist ja auch der Glaube an die Evolution nicht vollständig rational begründbar.
Ich respektiere deshalb, dass gottgläubige Menschen lieber an einen "göttlichen Plan" glauben als
an eine irgendwann einmal stattfindende Ausforschung der damaligen Rahmenbedingungen,
die dann eine befriedigende rationale Erklärung der einzelnen Entwicklungsschritte ermöglicht.
Solange Schönborn nur darauf dringt, dass seine Glaubensinhalte gleichrangig neben den Glaubensinhalten
Anderer stehen, will ich ihm keinen Strick daraus drehen, dass er an einem Schöpfungsplan festhält.
Die Sache würde freilich anders aussehen, wenn Schönborn verlangte, dass seine Glaubensinhalte als
höherrangig zu gelten haben. Da könnte es dann eventuell doch passieren, dass sich eine gehörige Ladung
Spott und Hohn über ihn ergiesst.
Das musste auch einmal mit aller Klarheit gesagt werden.
und Anhängern der Evolutionstheorie nach Darwin wieder aufgewärmt.
Als ein gläubiger Mensch möchte ich auch dazu Stellung nehmen.
Ich darf mich wohl mit Recht als einen gläubigen Menschen bezeichnen,
weil ich ja fest an die Evolution glaube.
Ich bin halt evolutionsgläubig statt gottgläubig.
Für den Glauben an die Evolution habe ich mich entschieden, weil ich schon als Kind die Erfahrung
machen konnte, dass viele Dinge überaus rätselhaft und geheimnisvoll erscheinen, solange man die
wirkende Kräftekonstellation und die Gesetzmässigkeiten nicht kennt.
Mit zunehmender Einsicht in diese Gegebenheiten lösen sich die Rätsel nach und nach von selbst auf.
Ein Glaube an die Evolution passt deshalb recht gut zu meinem Erfahrungshintergrund.
Dieser Glaube an die Evolution hindert mich jedoch nicht daran, sehr wohl auch Entwicklungs-Ergebnisse
zu sehen, die sich mit zufälliger Mutation und anschliessender Selektion meinem Verständnis nach derzeit
nicht zufriedenstellend erklären lassen.
Diese offenen Fragen sehe ich zwar nicht in den Entwicklungen der letzten 50 Millionen Jahre,
in denen etwa die Entwicklung von den ersten Primaten bis zum Homo sapiens stattgefunden hat,
sondern sehr viel früher, bei wesentlich einfacheren Lebensformen.
Nehmen wir nur als ein Beispiel den Mechanismus der Proteinsythese in den Zellen,
mit dem Abgreifen der Information über den Aufbau eines Proteins aus der DNS.
Dazu muss sich zuerst im Zellkern die DNS-Doppelhelix an der richtigen Stelle aufspalten,
dann zu diesem Abschnitt ein Komplementär-Strang als Messenger RNS bilden,
dann diese mRNS aus dem Zellkern in das Zellplasma "auswandern",
um dort auf Ribosomen zu treffen, die als Protein-Knüpfstation gemäss der in der mRNS enthaltenen
Information das Protein synthetisieren.
Für diese Proteinsynthese durch die Ribosomen müssen natürlich nicht nur die Ribosomen im Zellplasma
auch vorhanden sein, sondern obendrein ist vorausgesetzt, dass auch die erforderlichen Aminosäuren in
passender Qualität und Quantität bereitstehen.
Diese Voraussetzungen ergeben in Summe eine beträchtliche Ballung an aufeinander abgestimmten
Entwicklungen. Dazu müssen mehrere Entwicklungs-Schritte stattgefunden haben, von denen jeder
für sich allein genommen keinen heute erkennbaren Überlebensvorteil brachte, sondern erst durch
das Zusammenspiel mit den anderen Entwicklungsschritten einen Sinn ergab.
Diese Entwicklungschritte lassen sich somit nicht mit dem darwinistischen Ansatz erklären,
weil dazu müsste jeder Entwicklungsschritt für sich allein genommen einen Überlebens- und
Vermehrungsvorteil bringen.
Oder sollte man annehmen, dass die hiezu erforderlichen Mutationen gleichzeitig stattgefunden haben ?
Dass etwa ganz zufällig eine Mutationen stattfindet, die Ribosomen im Zellplasma hervorbringt, und
gleichzeitig eine Mutation, die eine Aufspaltung der Doppelhelix an der richtigen Stelle bewirkt,
und gleichzeitig eine Mutation, die eine Bildung der Messenger RNS bewirkt die dann zu den
Ribosomen wandert, das ist denn doch schon ziemlich unwahrscheinlich. Noch dazu müssten diese
zufällig gleichzeitigen Mutationen ja auch in einer grossen Zahl von Zellen passiert sein, damit diese
Mutanten auch überlebten und sich entsprechend vermehrten.
Die Entwicklung des Proteinsynthese-Mechanismus kann meinem heutigen Kenntnisstand und Verständnis
nach nicht durch zufällige Mutation mit anschliessender Selektion zufriedenstellend erklärt werden.
Ähnliche Aussagen liessen sich auch machen über die Entwicklung des Zellteilungs-Mechanismus
(Wachstumsteilung, Mitose) mit der Verdoppelung der Chromosomen vor der Teilung,
sodass nach der Teilung beide Tochterzellen einen vollständigen (diploiden) Chromosomensatz enthalten,
oder über die Entwicklung der geschlechtlichen Fortpflanzung mit einem anderen Zellteilungs-Mechanismus
für Keimzellen (Reifeteilung, Meiose), der einen haploiden Chromosomensatz der Samenzellen bzw. Eizellen
ergibt, sodass nach der Verschmelzung von Eizelle und Samenzelle wieder ein diploider Chromosomensatz
entsteht.
Auch für diese Ergebnisse müssten mehrere Entwicklungsschritte aufeinander abgestimmt sein.
Diese offenen Fragen bedeuten aber keineswegs, dass ich meinen Glauben an die Evolution aufgeben muss,
sondern ich muss lediglich eingestehen, dass mein heutiger Kenntnisstand über die Rahmenbedingungen,
unter denen diese Entwicklungsschritte stattgefunden haben, keine befriedigende Erklärung liefert.
Zu der Zeit, in der diese Entwicklungsschritte stattgefunden haben (vor etwa 1 Milliarde Jahren ??),
könnten aber durchaus Bedingungen geherrscht haben,
bei denen jeder Teilschritt für sich allein genommen sehr wohl einen Überlebens- und Vermehrungsvorteil
bedeutete, sodass die erforderlichen Entwicklungsschritte auch hintereinander mit erheblichem zeitlichen
Abstand stattgefunden haben könnten.
Bei nicht näher bekanntem Selektionsdruck kann ja keine verlässliche Aussage darüber gemacht werden,
welche Mutanten über längere Zeit lebensfähig sind.
Und die Moral von der Geschicht:
Der Glaube an einen "göttlichen Plan" erscheint mir zwar irrational,
aber in letzter Konsequenz ist ja auch der Glaube an die Evolution nicht vollständig rational begründbar.
Ich respektiere deshalb, dass gottgläubige Menschen lieber an einen "göttlichen Plan" glauben als
an eine irgendwann einmal stattfindende Ausforschung der damaligen Rahmenbedingungen,
die dann eine befriedigende rationale Erklärung der einzelnen Entwicklungsschritte ermöglicht.
Solange Schönborn nur darauf dringt, dass seine Glaubensinhalte gleichrangig neben den Glaubensinhalten
Anderer stehen, will ich ihm keinen Strick daraus drehen, dass er an einem Schöpfungsplan festhält.
Die Sache würde freilich anders aussehen, wenn Schönborn verlangte, dass seine Glaubensinhalte als
höherrangig zu gelten haben. Da könnte es dann eventuell doch passieren, dass sich eine gehörige Ladung
Spott und Hohn über ihn ergiesst.
Das musste auch einmal mit aller Klarheit gesagt werden.