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erfahrung mit etwas perfektem

Freuds Kinder - Kinder der Freude?

Mariana schrieb:
Das ist ja sehr interessant, kannst du mir diese These vielleicht etwas näher erläutern?

Diese These ist faszinierend, ohne Frage. Schliesslich finden sich diese Prämissen in der Psychoanalyse wieder, von der sie wohl stammen.
Hier ein Auszug aus der „Traumdeutung“ (1900) Freuds aus Kapitel VII (Zur Psychologie der Traumvorgänge), Unterkapitel C. (Zur Wunscherfüllung), falls du den Kontext nachlesen möchtest. Nach der Lektüre dieses Abschnitts müsste es dir wie Schuppen von den Augen fallen.

Wir zweifeln nicht daran, daß auch dieser [psychische, J.] Apparat seine heutige Vollkommenheit erst über den Weg einer langen Entwicklung erreicht hat. Versuchen wir es, ihn in eine Frühere Stufe seiner Leistungsfähigkeit zurückzuversetzen. Anderswie zu begründende Annahmen sagen uns, daß der Apparat zunächst dem Bestreben folgte, sich möglichst reizlos zu erhalten, und darum in seinem ersten Aufbau das Schema des Reflexapparats annahm, das ihm gestattete, eine von außen an ihn anlangende sensible Erregung alsbald auf motorischem Weg abzuführen. Aber die Not des Lebens stört diese einfache Funktion; ihr verdankt der Apparat auch den Anstoß zur weiteren Ausbildung. In der Form der großen Körperbedürfnisse tritt die Not des Lebens zuerst an ihn heran. Die durch das innere Bedürfnis gesetzte Erregung wird sich einen Abluß in die Motilität suchen, die man als „Innere Verdrängung“ oder als „Ausdruck der Gemütsbewegung“ bezeichnen kann. Das hungrige Kind wird hilflos schreien oder zappeln. Die Situation bleibt aber unverändert, denn die vom inneren Bedürfnis ausgehende Erregung entspricht nicht einer momentan stoßenden, sondern einer kontinuierlich wirkenden Kraft. Eine Wendung kann erst eintreten, wenn auf irgendeinem Wege, beim Kinde durch fremde Hilfeleistung, die Erfahrung des Befriedigungserlebnisses gemacht wird, das den inneren Reiz aufhebt. Ein wesentlicher Bestandteil dieses Erlebnisses ist das Erscheinen einer gewissen Wahrnehmung (der Nahrung zum Beispiel), deren Erinnerungsbild von jetzt an mit der Gedächtnisspur der Bedürfniserregung assoziiert bleibt. Sobald die Bedürfnis ein nächstes Mal auftritt, wird sich, dank der hergestellten Verknüpfung, eine psychische Regung ergeben, welche das Erinnerungsbild jener Wahrnehmung wieder besetzen und die Wahrnehmung selbst wieder hervorrufen, also eigentlich die Situation der der ersten Befriedigung wieder herstellen will. Eine solche Regung ist das, was wir einen Wunsch heißen; das Wiedererscheinen der Wahrnehmung ist die Wunscherfüllung, und die volle Besetzung der Wahrnehmung von der Bedürfniserregung her der kürzeste Weg zur Wunscherfüllung. Es hindert uns nichts, einen primitiven Zustand des psychischen Apparats anzunehmen, in dem dieser Weg wirklich so begangen wird, das Wünschen also in ein Halluzinieren ausläuft. Diese erste psychische Tätigkeit zielt also auf eine Wahrnehmungsidentität, nämlich auf die Wiederholung jener Wahrnehmung, welche mit der Befriedigung des Bedürfnisses verknüpft ist.

Die Beschreibung dieses „primitiven“ psychischen Apparats wird natürlich von der Beschreibung einer Beschränkung dieses Apparats abgelöst. Es ist klar, dass diese Halluzination allein das Bedürfnis letztendlich nicht befriedigen kann. Die Befriedigung dauert nämlich nicht an, da die Herstellung der „Wahrnehmungsidentität im Innern des Apparats“ nicht der Besetzung derselben Wahrnehmung „von außen her“ entspricht (in dem Fall: Man hat immer wieder von neuem Hunger). Freud muss also einen zweites Moment annehmen, eine „bittere Lebenserfahrung“, die die „primitive Denktätigkeit“ zu einer „zweckmäßigeren, sekundären, modifiziert haben“ wird. Das Denken wird selbst „Ersatz des halluzinatorischen Wunsches“.
Man kann also schön sehen, dass die Entbindung vom Mutterleib den Säugling aus einem perfekten Zustand reisst, der ihn alsbald mit der „Not des Lebens“ konfrontiert. Die Halluzination ist also Grund dafür, dass immer wieder von neuem die Qual des Mangels vergessen werden kann. Die Wahrnehmungsidentität tröstet den leidenden Menschen über seinen Mangel hinweg, was aber nicht lange hinhalten kann, da ansonsten der Organismus in der permanenten Halluzination verharrte und stürbe, würde die Arbeit des „primitiven“ Apparats nicht immer wieder beschränkt. Der Hunger muss immer wieder jenseits der Halluzination gestillt werden. Dieses Problem kann man natürlich auch auf den Bereich der Sexualität übertragen, es lässt sich analog denken. Es ist kein Zufall, dass der Ödipuskomplex in der „Traumdeutung“ eine sehr wichtige Rolle spielt. Er folgt genau demselben Prinzip, das ich jetzt nicht auch noch ausführe.

Eine kleine Anmerkung am Rande: Interessant ist, dass das Denken den halluzinatorischen Wunsch ersetzt. Es wird unterstellt, zum Element des Denkens komme die Erfahrung hinzu, dass die Halluzination alleine nicht der Realität entspräche. Dennoch aber ist die Halluzination das Telos und also die Triebkraft des Wunsches. Wenn also das Denken von der Halluzination abhängt, lässt sich nicht entscheiden, ob das die „bittere Erfahrung“ verursachende nicht in der Halluzination selbst begründet liegt, ob das „außen“ als Vorstellung nicht halluziniert ist und die Realität, die durch diese Erfahrung erzeugt würde, unabhängig von der Halluzination Bestand hätte. Die Psychoanalyse selbst und ihre Theoreme würden dann nur bestätigt, wenn sie verworfen würden, denn sie dürften nicht befriedigen. Wenn nämlich die Möglichkeit bestünde, dass die Psychoanalyse ein halluzinierter Wunsch ist, wären ihre Beständigkeit und der Zustand der Befriedigung durch ihre Theoreme gefährlich. Die Psychoanalyse funktioniert über eine (dialektische) Aufhebung: Das Negative (der Zustand des Mangels) muss negiert werden (durch die Schaffung von Wahrnehmungsidentität), um den Zustand der Realität erzeugen zu können (der wiederum befugt ist, die Wahrnehmungsidentität zu regulieren). Aufgehoben werden soll über die Realität die Realität des halluzinierten Wunsches, der als Ursache dieser reinen Realität fungieren muss. Eine Ursache, die die Psychoanalyse immer wieder von neuem verdrängen muss, will sie Entscheidungsgewalt über Gesundheit und Krankheit halten und also sich selbst am Leben halten. Dieser Stillstand, der mit der Aufhebung eingesetzt wird, macht die Psychoanalyse zu einer scheinbar befriedigenden Theorie, die selbst nur auf Kosten der Unterminierung ihres Grundes – des halluzinierten Wunsches – real ist. Würde sie verworfen und also bestätigt, müsste sie sich selbst in den Wahnsinn begeben…
 
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Jacques,
Deine Ausführung hat mich sehr erfreut und fasziniert.
Es ist in der Tat eine Bestätigung, gerade wenn man sich die Deutung der Bedürfnisbildung als Hobby in frühester Jugend angeeignet und nie wieder verloren hat.
Ich denke, dass man diese Theoreme auch sehr gut vergleichend mit der Biologie, Mathematik, Physik, etc. betrachten kann.
Ich hatte ein mal die Annahme, dass jeder Mensch, der aus dem Kindesalter entwachsen ist, sich seiner persönlichen Bedürfnisbildung bewußt ist,er sie also auf ihre Ursprünge zurückführen und erklären kann.Doch die Realität hat mich belehrt, wie unterschiedlich dieses Potential ausfällt. Genau diese Individualität hat mich seit frühester Kindheit an anderen Menschen fasziniert.Der Ödipuskomplex ist da ein schönes Beispiel.
Seine Betrachtung setzt ebenfalls umfangreiches Wissen über die Personen, ihre Beziehung zueinander, ihr Verhalten zueinander und die damit verbundenen Ursprünge voraus. Da allein das halluzinatorische Denken unbefriedigend ist, muß stehts ein Bezug zur wahrgenommenen Realität hergestellt werden.

So ist es praktisch Gesetz, dass zum Element des Denkens die Erfahrung hinzu kommen muß.

Zum Einen möchte man seine Erfahrungen bestätigend in der Realität wieder finden und zum Anderen so viel wie möglich neue Erfahrungen sammeln, das sind Bedürfnisse. Den Ursprung unserer Grundbedürfnisse (Essen,Trinken,Schlafen) können wir durch die Biologie erklären, wir können das Bedürfnis aber nicht durch sie befriedigen. Wir denken und fühlen Hunger, das halluzinatorische Denken stimmt also in diesem Moment am ehesten mit der Wahrnehmung überein, der Bezug zur Realität ist hergestellt. (Tiere stellen die Realität nicht in Frage, der Mensch scheint stehts neue Beweise zu benötigen, um sich als Teil einer Realität fühlen zu können). Erinnernd sind wir in der Lage, uns die Bedürfnisbefriedigung mit Hilfe unseres Verstandes, Wissens -und Erfahrungsschatzes vorzustellen, wir bilden also eine haluzinatorische Wunschforstellung, ein wahrgenommenes Ungleichgewicht, welches wir durch Befriedigung wieder ausgleichen können. Verschiedenste Ausgleichstheorien findet man zum Beispiel in der Kunst und fernöstlicher Philosophie.
Unsere Bedürfnisse sind jedoch nicht mehr nur natürlichen Ursprunges, sondern sie können von anderen Menschen beeinflußt werden, die Menschheit hat sich ihre eigene Realität geschaffen, die mit zunehmendem Wissen in Frage stellt würd.
Warum mag es wohl so wichtig sein, ein Realität zu erkennen? Vielleicht gehört es zu einem Selbsterhaltungsprozess, der in diesen Kreislauf eingeführt werden muß und der der Arterhaltung dient.
 
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hallo affemitderwaffe

man verzweifelt aber auf der suche nach etwas vergleichbarem und sieht in nichts auf der welt mehr etwas wertvolles.
was macht man dagegen ?

erschiessen - so ersparst du dir viel kummer und kannst anderen durch dein ewigen vergleich und missachtung, von wegen nicht wertvoll zu sein, nicht weh tun! :D


lg binchen
 
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