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Ein Bild, dass vielleicht zum Denken anregt(?)

Melancholie

New Member
Registriert
18. August 2006
Beiträge
7
Ich bin ein kleiner Hobby-Fotograph und sehe mir meine Bilder selbst sehr oft an, lasse mich von ihnen inspirieren und denke viel über sie nach. Nun interessiert es mich einfach mal was meine Bilder für einen Effekt auf andere haben und es interessiert mich was andere denken wenn sie eines meiner Bilder sehen. Ich hab mir mal eins rausgesucht, dass, wie ich denke, sehr "anregend" wirkt. (;
Mich würde einfach mal interessieren was es für Gedanken bei euch auslöst.
Freue mich schon auf antworten. (:

baumkronenpu8.jpg



PS: Tut mir leid, dass mein allererster Beitrag hier landet und nicht in einem der Diskussionsbereichen, aber dort habe ich bisher eher mitgelesen und noch keinen wirklichen Ansatz zum posten gefunden. (x
 
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AW: Ein Bild, dass vielleicht zum Denken anregt(?)

Lieber Melancholie,

spontan dachte ich beim Betrachten deines Bildes, dass du deinen Nick gut gewählt hast. Denn es ist so eine edle Traurigkeit die einem daraus entgegenstahlt. In jedem Fall ist es stimmungsvoll - und ich hoffe, dass du uns noch weitere deiner Fotos zeigst.

Und da du neu bist im Forum, wünsche ich dir eine gute Zeit hier, und auch, dass du zu deinen Bildern anregende Kommentare erhalten solltest.

Liebe Grüße

Miriam
 
AW: Ein Bild, dass vielleicht zum Denken anregt(?)

Hallo Melancholie, herzlich willkommen hier.

Beim Betrachten deines Bildes bin ich in meine Vergangenheit zurückgepurzelt. Da war ich 17, es war November und ich war mal wieder ausgebüxt und stiefelte durch die Landschaft, bis ich irgendwann in einem Wald ankam und dort eine Schlafstelle neben einem Haufen modrigem Zeugens fand.

Hab mal versucht, die Stimmung damals in Gedichtform zu bringen, hier isses:


Nacht


Dunkle Felder, von schwarzen Bäumen gesäumt,
Büsche, wie drohende Wolken
vereinzelt über die Äcker verstreut.
Feuchtkalte Luft streift die Wangen. Der Mond
täuscht Unendlichkeit vor mit fahlem Licht.
Mein Auge erkennt die Grenzen nicht
die Horizont vom Universum trennt.

Meine Füße gehen stetig über nassen Asphalt.
Vereinzelt Lichter, die glitzern,
fremder Motor aus der Ferne hallt.
Raum dehnt sich in mir, wächst unendlich groß
gleich dem Himmel über mir. Bloß
der Sterne weit droben glänzendes Licht
find´ ich in meinem Inneren nicht.

Flügelschlag plötzlich, ein verirrter Schrei
schwarzer Schatten fliegt drohend an meiner Seele vorbei.
Legenden vom Tod werden plötzlich wach.
spüren versunken geglaubten Träumen nach und
der Duft feuchter Erde lockt. Ich bin
wie der Wanderer auf der Suche nach dem ewigen Sinn.




Tja. So fühlte sich's damals an, dein Bild weckt wehmütige Erinnerungen - obwohl keine Sterne drauf sind. :o


Was fühlst du denn, wenn du dein Bild anguckst? :)
 
AW: Ein Bild, dass vielleicht zum Denken anregt(?)

Danke euch beiden für eure Antworten, das ist mehr als ich mir erhofft habe. (:

@Miriam: Ich hab eine kleine Gallerie online, der Link ist in meinem Profil eingetragen. Ich lade zum Stöbern ein. Mein Nick dort ist "ybl", mit dem ich in den meisten Fällen virtuell unterwegs bin.
Danke für die Wünsche. (:

@wirrlicht: Was für ein Zufall, dass ich vor etwas über einer Woche 17 geworden bin. (; Ich selbst bin zwar nicht direkt ausgebüxt, aber mal wieder in den frühen Morgenstunden mit der Kamera unterwegs gewesen, was dennoch ähnlich aussah (abgesehn vom Übernachten).
Dein Text ist interessant, danke, dass du ihn mit uns teilst. (:
Ich finde, die Situation klingt etwas bedrohlich, unheimlich, zu groß und zu finster, so wie du sie beschrieben hast.
Erstaunlich, dass 2 Menschen so gegenteilige Gedanken durch ein Bild haben, um auf deine Frage zu kommen was ich fühle, wenn ich es ansehe.
Auch auf mich wirkt es finster, da hören die Gemeinsamkeiten jedoch auf, da ich ein Freund von Dunkelheit, Nacht und des Düsteren bin.

Auf mich wirkt das Bild "frei". Es gibt mir ein Gefühl von, ja beinahe schon astraler, Freiheit, welche nicht durch Lebensfreude oder Fröhlichkeit erlangt werden kann, sondern durch ein neutrales bis trauriges Gefühlsbild. Ich liebe die Ruhe, den Wald, die Felder und Wiesen, dennoch stimmt mich das nicht fröhlich, sondern gibt meiner sehr ruhigen Persönlichkeit noch mehr Ruhe. Diese Ruhe verursacht dann, eine gewisse Melancholie, was nicht bedeuten muss, dass ich tottraurig werde. Das wiederum lässt mich die oben erwähnte Freiheit spühren.
Andererseits überführt das Bild mich in eine Welt der Unterwürfigkeit, der Natur gegenüber. Der Mensch baut Häuser, die sich zurecht Wolkenkratzer nennen, doch wenn ich im, am und um den Wald stehe sehe ich Bäume, die ebenfalls endlos groß Wirken wie Hochhäuser, Gewitterwolken, die eine für den Menschen unkontrollierbare Gewalt bergen. Das gibt mir das Gefühl der Zivilisation entflohen zu sein und wieder ein Teil der Natur zu werden.
Gleichzeitig sehe ich die unendlich scheinende Leere die ich mit der Natur teile. So voll doch ein Wald sein mag, eben so verlassen ist es in ihm und vorallem über ihm, was das Bild schön hervorhebt. Zwischen den Stämmen eine klaffende Lücke, eine Lücke die sich bis zum Horizent, der durch die Wolken markiert wird, fortsetzt. Das unterstützt natürlich das Gefühl vom "frei sein", denn wo nichts ist hält einen auch nichts.

Ich fühle mich immer total dumm wenn ich mit jemanden solche Gedanken teile. Komm mir da ein wenig bekloppt vor. (;
Ich hoffe trotzdem, dass meine Gedanken eine Bereicherung darstellen. (:

Zum Gruße,
Melancholie.
 
AW: Ein Bild, dass vielleicht zum Denken anregt(?)

Ich fühle mich immer total dumm wenn ich mit jemanden solche Gedanken teile. Komm mir da ein wenig bekloppt vor. (;
Ich hoffe trotzdem, dass meine Gedanken eine Bereicherung darstellen. (:
hallo mel,
abgesehen davon dass ich dich willkommen heiße, möchte ich dir sagen, dass mir sowohl dein foto als auch deine gedanken dazu sehr gut gefallen.

ich finde beides sehr inspirierend.

ich habe es auch gerne, im wald richtung ende der bäume raufzuschauen. und dort oben nach dem licht zu sehen. die endlos langen stämme hinan.
wenn ich dein foto sehe, spüre ich regelrecht meinen nach oben gewendeten nacken.

wenn du von der "astralen freiheit" sprichst, ängstigt dich das nicht? fühlst du dich dort sicherer als in der menschendichte?

kathi

p.s. an wirrlicht: ich finde dein gedicht sehr schön. :zauberer2
 
AW: Ein Bild, dass vielleicht zum Denken anregt(?)

wenn du von der "astralen freiheit" sprichst, ängstigt dich das nicht? fühlst du dich dort sicherer als in der menschendichte?

Nein, absolut nicht. Ich bin kein Freund der Menschendichte. Ich fühle mich oft in Gesellschaft einsam, was mir alleine nie passiert. Bin nicht so der Freund der vielen Menschen. Sicherer fühle ich mich in der Dichte ebensowenig wie wohler. (:
Danke für deine erleichternden Worte, es freut mich, dass trotz meiner Befürchtung so positiv kommentiert werde. (x

Stört dich das Düstere auf dem Bild nicht, bei deinem Gedanken den Kopf in den Nacken zu legen?

Mel
PS: Danke für den hübschen Spitznamen. :D
 
AW: Ein Bild, dass vielleicht zum Denken anregt(?)

Stört dich das Düstere auf dem Bild nicht, bei deinem Gedanken den Kopf in den Nacken zu legen?

nicht mehr so, wie in früheren zeiten meines lebens.
mittlerweile fühle ich mich generell sicherer, geborgener in der welt/dem universum.

dennoch hätte ich immer noch beim alleinigen übernachten im freien oder bei einem einsamen waldspaziergang in der nacht mein problem.
da fürchte ich, es nie und nimmer ALLEIN zu schaffen.
da habe ich große angst vor dem nicht fassbaren unbekannten. vor dingen, die evtl. nicht nur materiell sind...
vielleicht, weil ich ahne, dass ich nicht allein bin???

von daher bewundere ich dich, wie du in dir und der natur gefestigt und im einklang bist.

lg kathi
 
AW: Ein Bild, dass vielleicht zum Denken anregt(?)

Ich fühle mich immer total dumm wenn ich mit jemanden solche Gedanken teile. Komm mir da ein wenig bekloppt vor. (;
Ich hoffe trotzdem, dass meine Gedanken eine Bereicherung darstellen. (:

Moin Mel, das Gefühl kenne ich - weiß der Geier, warum das heutzutage vielen Menschen so geht, womöglich weil man sich natürlich bis zu einem gewissen Grad verletzlich macht, wenn man seine "privat" empfundenen Gefühle äußert.
 
AW: Ein Bild, dass vielleicht zum Denken anregt(?)

Lieber Mélancholie,

Dein Photo finde ich sehr schön und interessant - und zum Denken anregend! Mit einer Ideenassoziation - ich weiß nicht warum - habe ich an Magritte gedacht, vielleicht wegen der Nacht im Vordergrund und dem hellen Himmel.

Ich bedanke mich für das schöne Bild!

Sei herzlichst gegrüßt von Deinem
beau.becir

http://homepage3.nifty.com/kenkitagawa1/Magritte-Empire-Bruss.jpg
 
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AW: Ein Bild, dass vielleicht zum Denken anregt(?)

Auch von mir ein Hallo und ein Willkommen, Melancholie.

Wie Miriam, dachte ich im ersten Moment als ich das Bild sah, wie ausgezeichnet der Nick dazu passt, und dieser erster Eindruck bestätigt sich noch stark durch deine formulierten Gedanken.

Melancholie, ist sie nicht mit einer Depression verbunden, hat m.M.n. weniger mit Traurigkeit an sich zu tun als mit Tiefsinn und Schwermut, auch dem Temperament (das bestätigst du selbst, in dem du sagst, ein ruhiger Mensch zu sein, und eigentlich noch mehr Ruhe zu suchen). Schon in der Temperamentenlehre und Typologie von Hippokrates findest du es... und erst noch besser formuliert ;). Dies alles gilt natürlich schon lange nicht mehr als pathologisch, aber der Grat zur Depression ist machmal doch sehr schmal. (Aber das fragtest du ja gar nicht. Tschuldigung. Fiel mir eben nur ein, als ich bei dir Freiheit las.

Mag Kunterbuntes nicht so gerne, viel lieber ist mir Ton in Ton, am liebsten Schwarz - Weiss mit dem ganzen Spektrum der Grautöne, so wie sich eben die Kunstphotographie meist präsentiert. Schon deshalb spricht mich dein Bild sehr an. Aber wieder ein bisschen anders als die andern, eben aus einer anderen Perspektive.
Ich kenne den Wald, laufe (bin ich nicht verletzt, wie gerade eben) täglich mehrere Kilometer durch ihn in den anbrechenden Morgen und vielleicht deshalb hat dein Wald für mich nichts Bedrohliches und Trauriges, sondern eher das Harmonische und Stimmige, sowie das Gefühl der Freiheit, das Gefühl, bis ans Ende Welt laufen zu können, um die ganze Welt zu umarmen. Das klingt jetzt natürlich sehr abgehoben, aber wer läuft, weiss, dass Laufen wie ne Droge wirken kann. Und dein Wald vermittelt mir konkret auch Hoffnung. Keine bestimmte... einfach Hoffnung. Der dunkle Wald endet, der Weg führt auf eine Lichtung, das Licht bricht schon durch und bahnt sich (gleich an mehreren Stellen) seinen Weg durch die schwere graue Wolkendecke. Einfach nur schön. Ein neuer Tag beginnt... :danke:
 
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