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Die straflose Gesellschaft?

>>>Zitat Akelei: „Ich habe kein Konzept, aber ich glaube an den Satz „ Die Würde des Menschen ist unantastbar“
"Die Menschenrechte sind für mich mehr als nur Buchstaben. Daher glaube ich an die Machbarkeit einer Gesellschaft ohne Strafsanktionen. In einer Gesellschaft bestehend aus Individuen wird es immer eine Form von Unrecht geben."<<<


Ja, die Würde des Menschen sollte unantastbar sein, wie es im GG steht, aber die Realität sieht bedauerlicherweise anders aus, vor allem deshalb weil die Mehrheit zunächst nur auf ihre Rechte pocht und dabei wird die unantastbare Würde des Menschen schnell untergebuttert.

In „Die Allgemeinen Menschenrechte“ von 1948, heißt es im Artikel 1:
„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“

Liest man „Die Allgemeinen Menschenrechte“ ganz, ist man erstaunt, dass das Wort „Recht“ 39 mal und „Anspruch“ 15 mal genannt wird, aber der Begriff „Pflicht“ nur 2 mal auftaucht.

Die Rechte wurden in den letzten 50 Jahren so verinnerlicht, dass es nicht verwunderlich ist, dass unsere Gesellschaft scheinbar nur aus Rechthabern besteht. Fast jeder pocht auf sein Recht und betont seine Ansprüche, aber über seine Pflichten sieht er geflissentlich hinweg.
Aber wer Rechte beansprucht, hat auch Pflichten! Und die werden nur zu gern übersehen oder bewusst ausgeklammert.


>>>Zitat Akelei: „Woher kommt das Unrechtempfinden?“<<<

Das ist in jedem Menschen in seinem tiefsten Inneren als von Gott mitgegebenes Wissen verankert. Wir nennen dieses Wissen „Gewissen“.

MfG
J. A.
 
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Ich wusste dass es schwierig wird… lächelt

Jan Amos: Ich kenne die Menschenrechte und auch ihre Kritik. Nichts ist vollkommen. Das genau ist das Schöne daran. Die 10 Gebote, religiöse Schriften sind ein Dogma. Die Menschenrechte können sich weiter entwickeln sie scheinen mir (noch) lebendig.
Gottlose Menschen wie ich… haben auch ein Gewissen. Deine Antwort trifft so auf mich nicht zu.

Walter: Die Lust ist eine Form. (Mit „Lust zu strafen“ meine ich nicht die aus dem SM Bereich) Zum Beispiel die Lust Rache zu üben. Rache ist ohne Recht und Gerechtigkeit gar nicht möglich. Es ist schon in der Wortentwicklung enthalten. Sie befriedigt scheinbar.
 
Original geschrieben von -Akelei-
Die Lust ist eine Form. (Mit „Lust zu strafen“ meine ich nicht die aus dem SM Bereich) Zum Beispiel die Lust Rache zu üben. Rache ist ohne Recht und Gerechtigkeit gar nicht möglich. Es ist schon in der Wortentwicklung enthalten. Sie befriedigt scheinbar.

Selbst dort wo Faustrecht herrscht ohne jedes Recht rächt sich jemand, wenn ihm jemand eine Ohrfeige gibt rächt er sich und schlägt zurück. Oder meinst Du damit nur das subjektive Empfinden "ich hab recht"?

Recht und Gerechtigkeit sollte ja eigentlich ohne Rache funktionieren.

Mir ist auch lieber ein Drogenabhängiger der jemanden beklaut hat bekommt eine Therapie als er wird eingesperrt, ersteres therapiert die Ursache, zweiteres bringt wenig und verschärft unter Umständen noch die Symptome.
 
Ich meine ganz banale alltägliche Dinge. Große plakative, Angst einflössende Gewaltverbrechen beginnen im Kleinen. Eine Frau rächt sich für die Untreue ihres Mannes. Ein Mann straft seine Frau in dem er nicht mit ihr spricht. Ein Kollege rächt sich für eine übergangene Beförderung und so weiter.
Die vielen Kleinen Wunden welche Menschen einander jeden Tag zufügen. Strafe muss sein ist in unseren Köpfen verankert wie ein Werbeslogan. Muss Strafe tatsächlich stattfinden? Strafe als Rache und die Lust welche wir dabei empfinden.

Mir sind ja Männerbünde sehr suspekt. Ich denke dieser Ausschnitt eignet sich einfach zum Nachdenken

Es gibt bestimmte Arten, wie ein Samurai sein Kind erziehen soll. Zuerst baue seinen Mut auf. Nicht ein einziges Mal drohe ihm oder täusche es. Ein furchtsames Herz, verlässt das Kind nie mehr bis ans Ende seiner Tage; es bleibt bei Ihm als ein wesentlicher Schaden. Dumme Eltern schüchtern ihre Kinder ein, wodurch sie einen unverzeihlichen Fehler begehen.
Bringe dem Kind auch keine schlechten Angewohnheiten bei. Wenn sie einmal festsitzen, können sie schwer wieder abgeschüttelt werden wie angestrengt Eltern ihren Kindern auch Vorwürfe machen.
Lass das Kind Schritt für Schritt aufwachsen, achte auf seine Sprache und sein Benehmen und halte es davon ab gierig zu werden…
 
Original geschrieben von -Akelei-
Muss Strafe tatsächlich stattfinden? Strafe als Rache und die Lust welche wir dabei empfinden.


Ja, Strafen müssen stattfinden.

Nein, Rache bringt keine Lust, sondern hinterläßt Leere und ein Gefühl des Ausgebrannt seins.

LG, wirrlicht
 
Wirrlicht: Ein ganz toller Ansatz. Rache (Strafe) kostet sehr viel an Lebensqualität Selbstachtung, Geld, Substanz, Energie. Trotzdem ist sie sehr beliebt. Im Schmerz, Trauer oder wenn wir uns beleidigt, gekränkt fühlen sind wir bereit den Preis dafür zu zahlen ohne uns etwas dabei zu denken. Aber erst wenn uns bewusst wird was wir dadurch verlieren, denken wir in der Regel darüber nach ob sie sich lohnte. Auch wenn es dafür zu spät ist. Es entsteht ein Kreislauf von Hass, Schmerz Verachtung.

Ist Strafe in Form von Rache wirklich notwendig? Oder ist es vielleicht besser andere Wege zu finden damit umzugehen.
 
Die meisten Filme und sehr viele amüsante Gespräche drehen sich in Wahrheit um Rache. (Darum jemanden etwas auszuwischen, ihn für etwas zu bestrafen was er uns angetan hat) Sie scheint uns tatsächlich Lust zu bereiten. Woher kommt diese Lust?
Die Teufelinnen um ein Beispiel zu nennen war ein sehr erfolgreicher Film. Er handelt von der Lust sich zu rächen.
 
Rache (Strafe) kostet sehr viel an Lebensqualität Selbstachtung, Geld, Substanz, Energie. Trotzdem ist sie sehr beliebt.


Da habe ich so meine Zweifel, Akelei. "Beliebt" ist Rache wohl nicht wirklich - sie ist eher Ausdruck von Hilflosigkeit. Von Gekränktheit, Wut, Haß - all das will ein Ziel haben.

Nur wie gesagt: man muß diese Grenzen vielleicht erst überschreiten, bevor man lernt, was der Wille zur Rache in einem selbst zerstört (und das ist nicht wenig).

Strafe ist für meine Begriffe nicht dasselbe wie Rache.

Beispiel: Rache wäre gewesen, diejenigen, die mir über viele Jahre massive Gewalt zugefügt haben, zu töten oder sie umgekehrt ebenfalls Gewalt auszusetzen.

Strafe: beispielsweise einem sexuellen Gewalttäter (Kindesmißbrauch ist immer Gewalt!) nicht nur therapeutische Maßnahmen angedeihen lassen und ihn zu Resozialisierungszwecken begrenzte Zeit einsperren, sondern tatsächlich darüber hinaus dieselbe Dauer von Jahren, die seine Opfer zum Heilwerden brauchen, zur STRAFE einzusperren.

Das hat etwas mit Sühne zu tun, und ja: es könnte Opfern helfen, mit den Folgen der Taten, die ihnen von den Tätern zugefügt wurden, besser abzuschließen wenn sie wissen: die werden BESTRAFT!

LG, wirrlicht
 
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Original geschrieben von -Akelei-
Die Teufelinnen um ein Beispiel zu nennen war ein sehr erfolgreicher Film. Er handelt von der Lust sich zu rächen.


Ja, das scheint auf den ersten Blick Deine These von der "Lust" an der Rache zu untermauern. Dennoch: in welcher Zeit ist ein solcher Film möglich geworden? In einer Zeit, als die Emanzipation der Frauen (zumindest in den westlich zivilisierten Ländern) schon sehr weit fortgeschritten war.

Wäre ein solcher Film 30 Jahre früher möglich gewesen? Gewiß nicht. Mich erinnern solche Filme an befreites Aufatmen, nicht primär um die "Rache" an sich. Vielmehr: "Sieh her, SO fühlt sich das an, wenn Du mir dies und jenes zufügst".

LG, wirrlicht
 
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