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Die Lüge bei MARX

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AW: Die Lüge bei MARX

@nihil

Das ist für mich fragwürdig, ob der Mensch ein Gesellschaftswesen ist.

Was ist daran fragwürdig?

Ist vielleicht etwas übertrieben. Wenn man sich in etwa an den Durchschnitt hält, wird man kaum abgestraft. Außerdem: Jeder hat es in der Hand, der Schnellste zu sein...

Nein, eben nicht. Es kann immer nur einer der Schnellste sein. Deswegen hat es eben nicht jeder in der Hand. Selbst wenn alle Menschen im Kapitalismus gleich schnell produzieren, wird nur einer gewinnen - notfalls durch pures Glück.
Und auch wenn man sich an den Durchschnitt hält, wird man abgestraft von der Gesellschaft. Und selbst die Anforderungen an den Durchschnitt werden immer höher, so dass auch hier immer mehr ausgesiebt wird.

Die Planung in einer kommunistischen Gesellschaft dagegen macht dieser Asozialität ein Ende. Du schreibst, dass du "den Menschen" für zu dumm hälst, solch eine geplante Gesellschaft durchzuführen. Gehörst du eigentlich auch zu dieser Sorte Mensch, die zu dumm zum planen und vorausschauenden Handeln ist? Ich gehöre nicht zu dieser Art von Mensch, du offenbar schon.

Und dass es in vormodernen Gesellschaften nur deshalb weniger Umweltverschmutzung gab, weil es nicht die technischen Möglichkeiten dazu gab, ist unwahrscheinlich. Es gab in vorkapitalistischen Gesellschaften keinen Wachstumszwang - und daher auch keinen Zwang zu immer größerer Ausbeutung der Ressourcen. Nur die kapitalistische Gesellschaft ist auf permanentes Wachstum angewiesen, weil es keine Planung und keine Verantwortung unter den Gesellschaftsmitgliedern gibt. Eine planungsvollere Produktionsweise als die des Kapitalismus ist möglich. Es gab auch schon verantwortungsvollere Zeiten vor dem Kapitalismus. Es wird sie auch nach ihm geben.

Und in einer kommunistischen Gesellschaft gäbe es keine Verteilungskämpfe mehr. Wozu auch? Verteilungskämpfe kann es nur dann geben, wenn die Gesellschaft den Einzelnen dazu zwingt, immer mehr zu produzieren und zu konsumieren, um überleben zu können.
In einer kommunistischen Gesellschaft gäbe es weder Markt noch Staat. Es bräuchte auch keine Gesetze. Das staatliche Gewaltmonopol ist ebenso wie der Kapitalismus nur eine historische Erscheinung, die in der Frühen Neuzeit mit dem Absolutismus begann. Eine "öffentliche Ordnung" gäbe es dann genauso wenig. "Öffentliche Ordnung" bedeutet ja auch nur die Akzeptanz eines staatlichen Gewaltmonopols.
Im Kommunismus hätte stattdessen jeder Verein bzw. Rat eine Art "Hausrecht". Streitigkeiten würden in lokalen Ratsversammlungen verhandelt. Bei respektlosem und gewalttätigem Verhalten anderen Vereinsmitgliedern gegenüber gäbe es dann auch Anklage - wobei sich der Angeklagte selbst verteidigen müsste, die Kläger dagegen die Schuld beweisen müssten. Sanktioniert werden würde das intolerable Verhalten schlimmstenfalls mit der von mir genannten Entmündigung oder dem Ausstoß aus der Gemeinschaft. Diese Strafe gäbe es aber nur dann, wenn der Angeklagte trotz Beweis der Schuld unwillig ist, sich wieder in die Gemeinschaft einzufügen und Gefahr besteht, dass er auf Dauer gesellschaftsunfähig bleibt.

Sicherlich wird es auch Leute geben, die gerne mehr haben wollen. Alles kein Problem, solange es mit den Anderen verhandelt wird. Einfach mal so sich Ressourcen, die allen Menschen zustehen, klauen und auf Rücksicht und Verantwortung keinen Pfifferling zu geben - so etwas gibt es nicht. Wer so etwas tut, zeigt, dass er nicht willens ist, in der menschlichen Gesellschaft mitzuwirken. Er zeigt, dass er asozial ist. Und wenn es Gruppen gibt, die meinen, plündern und rauben zu müssen so wie es im Kapitalismus gewohnt ist, dann werden diese Gruppen bekämpft. Denn solche Gruppen schaden mit ihrer Habgier der gesamt menschlichen Gesellschaft.

Solange Güter begrenzt sind, hat jedes Gut einen Wert. Werte kann man Tauschen. Märkte wird es immer geben...

Falsch. In meinem Haus beispielsweise gab es noch nie einen Markt. Und nun? 'Wert' ist nur eine kapitalistische und damit historische Kategorie.
Alles ist begrenzt, aber auch im Kapitalismus wird nicht alles davon getauscht. Ergo haben auch diese Güter keinen Wert, obwohl sie begrenzt sind.

Ach so? Jeder Kapitalist wird entmündigt? Klingt für mich sehr danach, die Opposition ausschalten zu wollen...

Unverantwortliche und gesellschaftlich destruktive Persönlichkeiten sind keine Opposition, sondern eine Gefahr für die Menschheit. Wer notorisch plündert, mordet, raubt, vergewaltigt, der zeigt mit seinem Verhalten, dass er zu keinem gesellschaftlich rücksichtsvollem Verhalten mehr in der Lage ist. Er handelt dann quasi wie ein Kind. Und Kinder brauchen einen Vormund, der diese vor sich und anderen schützt.
Das hat nichts mit Totalitarismus zu tun. Eine Gesellschaft, die ihr Überleben zum Grundprinzip macht und demzufolge die Planung der Produktion dem "Recht des Schnelleren" vorzieht, ist nicht totalitär. Im Kommunismus ist Opposition nicht nur erlaubt, sondern auch Grundbaustein der Gesellschaft, da es eben keine "Recht des Schnelleren" mehr gibt, sondern alles besprochen wird.

Diese Planung kann es auch bei 7 Mrd. Menschen geben - ohne Bürokratie, Staat und Hierarchie, einfach weil eine solche Planung auch mit weniger Menschen möglich ist. Beispiele für solche anarchischen Gemeinschaft gibt es in der Geschichte. Sicherlich gibt es auch dann Verwaltungen und Automatisierungsprozesse. Es wird nicht jede Absprache sofort wieder hinterfragt und zur Diskussion gestellt.

Ich würde in dieser Gesellschaft nichts produktives tun. Ich würde daheim bleiben und lesen. Würde man mich trotzdem durchfüttern?

Nö, weil für dich nichts mehr vorhanden ist, da du dich ja leider nicht mit an der Produktion von Nahrungsmitteln beteiligt hast. Und Lesen wirst du dann wahrscheinlich auch nicht können, da du nicht mitgeholfen hast, Bücher zu produzieren - und daher nicht genug für dich da sind. Ohnehin dürftest du ziemlich dahin vegetieren, da die meisten Formen des Konsums im Kapitalismus unmittelbar mit der Produktion verbunden sind.
 
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