In meinem vorwiegend gebildeten Umfeld findet sich selten jemand, der sich überhaupt einer Existenz von Dialektik bewusst ist. Auch in diesen Foren beobachte ich viele Auseinandersetzungen, die mich in ihrer Weise irritieren. Da freut es mich schon, wenn ich gewisse, vielleicht rudimentäre, Ansprüche an unser Miteinander formuliert sehe. Ich besitze zu wenig Wissen über die Klassiker um den historischen (Miss-) Ge-/brauch von Dialektik zu beurteilen. Mir reicht es, als von Rupert Lay vor langer Zeit mit gewissen Grundzügen angefixter und begeisterter User, zu wissen, dass es auch eine negative Dialektik gibt. Woran sollte man auch sonst die positiven Eigenschaften selbiger messen? Ohne von Hegels Ansichten detailliert zu wissen, ahne ich um Schopenhauers Schmerz in seiner Formulierung. Ob in der Vergangenheit oder ganz besonders in der von Kriegsrhetorik erfüllten Gegenwart, ich ahne und spüre um den permanenten Missbrauch dessen, was ich als Dialektik deute. Als Mensch in den Zwanzigern, als Arbeiterkind das sich seine Bildung unter Mühen aneignen musste und plötzlich seine verbalen Fähigkeiten schärfen und bewusst einsetzen konnte, fand ich es spannend, kokettieren damit, jeden zum Weinen bringen zu können. Längst vorbei, doch derzeit beobachte ich, unter sinnbildlichen Schmerzen mit geschärften Sinnen, wie ringsum humanistische (vorgetäuscht, austauschbar, nur als dekorative und karrierefördernde (Wort-)Hülsen benutzt ? ) Ideale in dialektischer Manier in ihr Gegenteil verkehrt werden. Krieg, der "Jugend" dank Überlieferung bislang verabscheuungswürdig (und laut B. Engelmann immer Krieg der Mächtigen), wird plötzlich wieder gesellschaftsfähig, dient einem, auch der grünen Basis/Jugend vermittelten höheren Zweck. Auch wenn Anton Hofreiter oder Ursula von der Leyen es nicht merken in ihrer sich sukzessive steigernden, verbalen Hysterie um die Notwendigkeit schwerer Waffen, nähern sie sich verbal der von Klemperer beschriebenen LTI. Schaue schon keine Nachrichten mehr, unerträglich.