AW: die erfüllte leere - die leere erfüllung
liebe mitmenschen, die zahlreichen eindrücke und ansichten machen mich froh, und verführen mich in ganz altruistischer weise meinen tiefsten dank auszusprechen. meine response hat etwas auf sich warten lassen, da die wirkungen und zusammenhänge in meiner mühle etwas langsamer "vermehlt" zu werden scheinen.
natürlich kann die angst in materieller sicht als trieb, sich selbst (körper, geist, v.a. das ego) zu erhalten und zu schützen gedeutet werden. die angst, der wir täglich zum opfer fallen und die uns im innersten schaudern lässt. was aber, wenn der mensch in seinem innersten einen teil entdeckt, welcher als immerwährend und unsterblich gilt, die seele? würde aus dieser tatsache heraus dann nicht der angst, in dieser auf-materielles-bezogenen form, die grundlage ihrer eigenen existenz entzogen sein? wie so oft, kann die frage auf diese antwort nur, ja und nein antworten. denn in bezug auf das materielle ist diese angst greifbar, spürbar, vorhanden und durch vernünftiges verhalten auch begründbar. nein, in der hinsicht auf das transzendentale. hier ist jegliche angst fiktion, denn wovor sollten wir angst haben, die seele gebettet in göttliches wirken, unsterblich und mit wohlwollendsten absichten geliebt?
eine angstfreie welt als feige zu betachten, betrachte ich wiederum als eher ängstlich. feig zu sein, bedeutet angst zu haben, und bedeutet angst vor vertrauen zu haben. diese idee glaube ich, findet ihre begründung also genau in der widerspiegelung desjenigen, der diese idee hervorbringt. und wenn noch eine kleine kritik erlaubt ist, aber das ist glaube ich nur eine frage der unterschiedlichen terminologie, denn mit einem mangel an selbst kann ich persönlich nichts anfangen, vielleicht eher ein mangel an ego??? und selbst dann, wäre die flucht in eine angstfreie welt für mich nicht feige, aus oben genannten gründen.
sehr erquickt vernahm ich die idee sich ängsten durch erfahrungen nicht zu stellen, sondern sich ihnen dadurch zu unterwerfen. (dieser kommentar klingt jetzt blöd, ist aber so. hehe.) diese idee ist noch weiter gesponnen worden und kann ich nur unterschreiben. als vernunftbegabte wesen haben wir die möglichkeiten durch lernprozesse ängste nicht kontrollieren sondern in sinnlichen erlebnissen wiederum umsetzen zu lernen, die angst an sich bleibt aber genau dieselbe. in den meldungen wird häufig von ängsten, welche auf die sinnenwelt sich beziehen, gesprochen: giftschlangen, abgründe, sonstige gefahren. doch ist es meinem empfinden nach, nicht die grüne mamba die einen vor ertarren lässt, sondern die angst darum, dem tod ins auge zu sehen, die angst vor der leere. die angst vor dem ungewissen, die angst, die den menschen ständig begleitet, die ihn antreibt. freilich, willentlich diese gefahren zu suchen ist unvernünftig und nur für wenige erstrebenswert. mein anliegen ist es eben nun genau über die angst in diesem moment zu sprechen, die angst vor der leere, welche nur durch die beschäftigung mit ihr genommen werden kann. manche leben damit, aber wenn die grüne mamba zum finalen vorschnellen ansetzt, kann es sein, dass die angst dann plötzlich gar nicht mehr so ein kleiner unbedeutender teil des menschseins ist.
die leere auszufüllen ist ein gewinnbringender akt, der große gelassenheit verheisst. und negative assoziationen zur "verdammten" leere sind nur partiell richtig. denn leere, welche in diesem sinne, "sich leer fühlen" bedeutet - in diesem fall herrscht meiner Meinung nach, das streben, eben das genau nicht zu wollen, vor, wodurch letztlich ein gefühl des unbehagens entsteht - kann auch in in seinem positiven analog ein "sich leer machen" bedeuten. wer dies versucht, wird sich in einer erfüllung aus der tiefe wiederfinden, wo vertrautheit und wonne herrscht.
macht oder ohnmacht? täter oder opfer? leer fühlen, leer machen? ganz zentral liegt für mich der zusammenhang zwischen angst und vertrauen. dualitäten sind nicht voneinander zu trennen, und so zu betrachten, dass deren gegenseitiges wirken oder sich-beziehen wahrgenommen wird. denn in dieser hinsicht und extrem gesprochen, ist vertrauen nicht anders als angst. unzertrennliche pole, im integrativen sinne deckungsgleich. das wirken dieser gleichheit zu verstehen heisst, leere erfüllt, erfüllung als leer zu sehen. was macht die angst besser als vertrauen, wenn mensch nicht sieht, dass sie sich in ewig tanzendem sein ergänzen und eins sind? wie auch geist und materie im ewig durchwobenen tanz sich vereinen.
angst ausblenden? durch aktivität, interaktion mit anderen; oder kurz die angst in der begegnung vereinen mit vertrauen und sich an dieser eins- werdung erheben zum ganzen. all die veränderungen und emotionalen schwankungen vereinen sich letztendlich doch in einem konstant erlebenden punkt, in welchem diese veränderungen als solche erst wahrgenommen werden können. in diesem wesen oder punkt vereinen sich doch alle emotionen, sind ihrem ursprung nach gleich, doch diese ürsprüngliche uniforme emotion wird erst gefärbt durch gedankliches (sinnliches, wahrgenommenes). die emotion in der tiefe aus der sie emporsteigt hat keine ausprägung, der geist macht sie erst zu dem was sie ist. genau diese aufsteigende, noch nicht vergeistigte emotionelle substanz, muss analog den verhältnissen innerhalb oben angesprochener dualistischer gegensätze (vertrauen - angst), auch einem kontrapart im übersinnlichen entsprechen. das fühlen des wirkens also, zwischen angst und vertrauen, geht tiefer in das "fühlen", erkennen, schauen des wirkens zwischen emotion und "nicht- emotion". das fühlen dieses auf-(ab-)stieges und des verhältnis oder tanzes ihrer realtitäten zueinander. so kann analog, auch die leere nicht verwerflicher als fülle sein. leere und fülle sind zutiefst voneinander abhängig.
eingangs war davon die rede: der überhang zum materiellen in der heutigen welt, geschieht aus dem antrieb heraus, angst vor der spirituellen welt zu haben. vielleicht ist es nicht die angst, die menschen daran hindert in die tiefe zu gehen, sondern die tatsache, das die verhaftungen in der materiellen welt in sich selbst birgt, die tür zur spirituellen ins schloss fallen zu lassen, die tatsache, dass mensch weniger zusammenhänge, als vielmehr ihre extreme wahrzunehmen befähigt ist, und als absolut und unveränderlich betrachtet. die welt ist nicht starr sondern ein fluss, ein permanenter tanz des göttlichen. emotionen sind die letzte menschliche verständnisebene, aber nicht die begrenzende ebene des menschen. nur dann, wenn mensch sie sich als grenze festlegt.
freue mich auf eure gedanken
herzlichst
ataraxia