KarlSchmidt
Well-Known Member
- Registriert
- 15. Juni 2022
- Beiträge
- 436
Wenn eine Person unentwegt versucht positiv zu denken, dann gibt es für sie keinerlei Grenzen mehr und nichts, was diese in irgendeiner Form aufhalten könnte. Wenn beispielsweise eine geliebte Person verstirbt und die ständig positiv denkende Person versucht sich zu einzureden: ,,Das geht vorbei. Das geht vorbei", gemeint ist hier der Schmerz des Verlustes, dann wird versucht, die Grenze zu verwischen, die einem klarmacht, dass es etwas zu verlieren gibt, und dass man sich damit auseinandersetzen muss, um seelisch gesund zu bleiben. Die Seele benötigt demnach gelegentlich den Negativismus.Ein Denken in Grautönen, als in -- richtig oder falsch -- das wünsch ich mir.
Wenn eine Person versucht nur noch positiv zu denken und alles Negative zu verneinen, dann entsteht eine übertriebene Selbstkontrolle und vielleicht sogar ein Identitätsverlust, denn den Gedanken wird nicht mehr frei nachgegangen - sie werden zunächst positiv ausgerichtet. Man meint, dass die Gefahr darin zu sehen ist, dass durch ständige positive Gedankenausrichtung ein Misstrauen seinen eigenen Gedanken gegenüber entstehen kann, und dieses Schema, nach dem die Gedanken immer ausgerichtet werden müssen, kann einen Menschen in eine Krise führen. In gesunder Hinsicht sind Gedanken nichts anderes als eine Orientierungshilfe. In dieser Form jedoch sind die Gedanken derart funktionalisiert worden, dass sie eine Gefahr werden.