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Der technologische Mensch

Die Idee einer Transformierung des Ichs auf Festplatte scheint ein Hoffnungsträger für solche sein zu können, die nicht ans Jenseits glauben und auf Ewigkeit dennoch nicht verzichten zu wollen.
Ich gebe aber zwei Dinge zu bedenken: Der Mensch ist viel weniger vom Bewusstsein selbst gesteuert, als von unbewussten Prozessen sowie vor allem durch hormonelle Prozesse. (Siehe auch die Thematik des freien Willens, Singer usw.) Wie und ob man gerade die vorbewussten und limbischen Prozesse auf einen Festträger herüberretten sollte, ist unklar. Auch ist unklar, was die Motivation für ein Bewusstsein sein soll, wenn es nicht mehr hormonell gesteuert wird. Die Idee, dass sich das Bewusstsein "selbst genügen" könnte, halte ich für zweifelhaft.
Das Zweite ist, dass das Bewusstsein im Gegensatz zur Computerfestplatte nicht an einen Ort fixiert ist, sondern eben als neuronales Netz funktioniert, in dem Vorbewusstes und Bewusstes durch gegenseitige Anregung und Verknüpfung sich manifestiert. Das wirft bei diesem Thema ungeahnte theoretische Probleme auf.
Das Interessanteste bei der Frage mag aber sein, warum ein Mensch nicht ohne solche Ideen auskommt...Wahrscheinlich eben doch die Hormone...;)
 
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Robin schrieb:
Die Idee einer Transformierung des Ichs auf Festplatte scheint ein Hoffnungsträger für solche sein zu können, die nicht ans Jenseits glauben und auf Ewigkeit dennoch nicht verzichten zu wollen.
Ich verzichte auch jetzt nicht auf die Vorstellung, dass mein Ich nicht durch Geburt und Tod dieses Körpers, den ich habe, begrenzt ist, wie ich ja schon öfters erwähnt habe. Die Transformierung ist ein Hoffnungsträger, richtig. Aber auch für die, die heute noch an ein jenseitiges Weiterleben glauben mögen. Denn: Wie schnell verschwindet der Glaube, wenn sich bessere Alternativen auftun... ;)
Wenn wir den Menschen mit all seinen Lüsten und Trieben 1:1 transformieren wollen, dann ist es sicher sinnvoll, dem biologischen Körper ein ausreichendes Ersatzteillager zur Verfügung zu stellen. Wenn wir den Tod überwunden haben werden (geht auch mit dem biologischen Körper plus [biologischen und technologischen] Ersatzteillager), dann brauchen wir keine Fortpflanzung mehr, keinen Sex. Werden wir trotzdem auf unsere sexuellen Triebe nicht verzichten mögen? Ich glaube: wir werden! Wenn man keine sexuellen Triebe hat, dann tut deren Nichtbefriedigung auch nicht weh... So ist das dann mit allen anderen biologischen Trieben auch. Der technologisch transformierte Mensch wäre in der Tat ein sehr anderer. Hormone könnten aber auch künstlich simuliert werden. Die Frage ist nur: Wozu?
Der Mensch könnte eine technologisch hergestellte Festplatte in seinem Schädel tragen und der Rest wäre biologischer Natur (natürlich oder künstlich produziert). Er wäre dann zu einem Teil technologisch transformiert und zu einem Teil biologisch belassen. (Künstliche, nichtbiologische Arme, Beine und Herzen gibt es ja heute schon!) Aber die Frage stellt sich auch hier irgendwann: Wozu? Warum nicht gleich die technologische Transformation? (Es mag sich auch die Frage stellen: Warum überhaupt eine Transformation, warum überhaupt leben? Wer weiß?)

Gysi
 
Gisbert Zalich schrieb:
Hallo Manni,

der Tod kann abgeschafft werden. Wenn die Unendlichkeit uns gegeben sein wird, also kein Ende der Zeit. Wie dieses Leben aussieht, das weiß ich nicht. Ob ich so ein Leben wollte? Ein Leben, das nicht biologisch fremdbestimmt beendet wird? Ja, natürlich.

Gysi

Lieber Gisbert,

du willst den Tod überwinden mit einer biologischen Lösung?
Wer sagt dir denn, dass der Tod durch die Biologie herbeigeführt wird?

Je länger ich lebe, desto mehr verstärkt sich mir die Gewissheit, dass die Biologie zwar begrenzt belastbar ist, aber nicht deren Begrenztheit allein meinen Tod verursachen wird. Schon die Erfahrung, dass es Menschen gibt,

  • die dem Tod noch mal von der Schippe gesprungen sind,
    und andere die schon bei Kleinigkeiten ins Gras beißen
    oder die völlig ungeklärte Tatsache des plötzlichen Kindstods bei Neugeborenen
    und wieder andere die entgegen der Vorraussagen über ihr biologisches Ende dieses lang überlebt haben,

legt die Vermutung nahe, dass es da noch andere Kausalitäten gibt. Ein österreichischer Künstler - sein Name ist mir im Moment völlig entfallen, hat mal in einem Chanson gesungen: Der Mensch stirbt nicht vom Tod, er stirbt vor lauter Todesangst,er stirbt, wenn man ihm droht. Angst bspw. spielt sicher eine Rolle, dabei wie man welche Verletzungen überlebt. Sie spielt auch eine Rolle, wenn man beispielsweise erfährt, dass man todkrank ist, ob einen angesichts dessen der Lebensmut verlässt oder nicht. Dies sind Hinweise darauf, dass Biologie beim Tod nur eine Rolle spielt.

Du meinst weiter, es sei wünschenswert das eigenen Leben ins Unendliche zu verlängern. Wieviel Lebensmut braucht man dafür? Ich kann es mir nicht vorstellen und du dir ja offensichtlich auch nicht! Wie kann etwas, von dem du nichts weiß, wünschenswert sein?

Noch steht dergleichen überhaupt nicht in Aussicht und da ist sinnvoller sich mit dem zu erwartenden Ende zu beschäftigen, meinst du nicht auch?

manni
 
mwirthgen schrieb:
Dies sind Hinweise darauf, dass Biologie beim Tod nur eine Rolle spielt.
Oha. Und was ist mit Alterschwäche? Glaubst du, dass Johannes Heesters 200 Jahre alt wird/werden könnte und noch mehr? Du bist gewiss der Auffassung, dass Adam und Eva vor dem "Sündenfall" die Potenz zum ewigen Leben hatten? Dann ist der Mensch aber nicht das Ergebnis der Evolution. Ich dachte immer, dass du, wie wir anderen auch, davon ausgingest.
Noch steht dergleichen überhaupt nicht in Aussicht und da ist sinnvoller sich mit dem zu erwartenden Ende zu beschäftigen, meinst du nicht auch?
Aber ja. Die Aufgabe verlasse ich nicht. ;)

Gysi
 
Lieber Gisbert,

die Altersschwäche ist sicher eine biologische Grenze, aber die Biologie allein bestimmt nicht, wann diese Grenze für den einzelnen erreicht wird.

Zur Evolution: Sie ist eine biologische Theorie kann daher die Anthropologie nicht ersetzen. Sie kann biologische Fakten beschreiben, doch der Mensch ist nicht identisch mit seinen biologischen Funktionen.

Diese merkwürdige Idee von der Ewigkeit der biologischen Potenz ist mir fremd. Wo hast du denn dies her?

Hat aber Zeit bis zum nächsten Jahr!

manni
 
mwirthgen schrieb:
Diese merkwürdige Idee von der Ewigkeit der biologischen Potenz ist mir fremd. Wo hast du denn dies her?
Na, die Kreatonisten behaupten das doch. War auch die Interpretation der Schöpfungsgeschichte, die zu meiner Kindheit durch die Schulen geisterte.

Gysi

Guten Rutsch wünsche ich dir! :clown2: :zauberer2
 
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Kreatonisten

Lieber Gisbert,

solche Sachen habe ich in meiner Kinderzeit in Baden-Württemberg nicht gelernt. Ich glaube, Schwaben würden sich glattweg schämen, solchen Unsinn zu behaupten, glauben erst recht nicht! Ha no!

Danke aber für die Antwort und alles Gute zum Neuen Jahr! :danke:

manni
 
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