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Der Papst ist tot

  • Ersteller Ersteller Rhona
  • Erstellt am Erstellt am
Sunnyboy schrieb:
Der Papst hat gezeigt, dass das Leben nicht nur aus Freude und Gesundheit besteht sondern auch Krankheit und Leid bedeuted.
Meine Güte, wo sind wir gelandet, wenn es zu dieser Erkenntnis erst des Tods eines Papstes bedurfte!

:wut3: :wut3: :wut3:
 
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Gaius schrieb:
Meine Güte, wo sind wir gelandet, wenn es zu dieser Erkenntnis erst des Tods eines Papstes bedurfte!

:wut3: :wut3: :wut3:

ich glaube es ging weniger um die erkenntnis, als um die erinnerung an diese - die menschen neigen die tatsache, die Sunnyboy angesprochen hat manchmal zu vergessen :)
 
KorporalKarotte schrieb:
ich glaube es ging weniger um die erkenntnis, als um die erinnerung an diese - die menschen neigen die tatsache, die Sunnyboy angesprochen hat manchmal zu vergessen :)

Ih glaube nicht, daß es vergessen wird.
Es wird bewußt mißachtet. Man braucht sich nur das Einparken auf Behindertenparkplätzen, bei Supermärkten oder Bauhäusern ansehen.
Wieviele das ignorieren und sich frech diese Parkplätze verstellen.
Man braucht nur daran denken, wenn KFZ auf Gehsteigen abgestellt werden, und weder die Mutter mit dem Kinderwagen noch ein Rollstuhlfahrer vorbeikommen kann.
Ein Rollstuhlfahrer hat derartige viele Hindernisse zu bewältigen, wenn er alleine eine Ausfahrt plant.
Die Berührungsängste sind groß.
Angst vor Behinderten lassen viele einhalten und nicht offen Hilffe anbieten.

Wer wirklich hinschauen will, wo Leid ist - der braucht nicht die Geschichte des verstorbenen Papstes anzusehen. Der kann das alltäglich erleben.

kundgeba
 
Der Papst war und ist eben ein genialer Performer, Werber und Missionar seines Glaubens. Der setzt alles ein, um die Leute für den Katholizismus zu gewinnen. Auch sein Sterben und seinen Tod.

Der Mann hat ja auch was Gutes getan. Das wollen wir nicht vergessen. Seine Haltung gegen den Irak-Krieg fand ich beeindruckend. Auch sein Wirken am Fall des (real existierend gewesenen) Kommunismus. Die katholische Kirche hat immer noch ein ungeheueres Machtpotenzial.
Und dann die Weltjugendtage. Naja... Hatte er voll von den Weltjugendfestspielen des sozialistisch-kommunistischen Blocks abgeschaut. Früher wurde der Kommunismus in die Hirne der Jungen eingewalkt und heute der Katholizismus. Vom Klassenfeind lernen, hieß es damals ja. Und das Schöne ist: Es hilft! :D Dieser Papst hatte es verstanden, in das leckere Brot die Religions-Pille rein zu schieben. Hosianna! Ja, so geht's! (Da können die PR-Manager noch was von lernen! :D)

Gysi
 
Hallo Gaius,

Gaius schrieb:
Oh! Man kann auch schwer tief gläubig sein, ohne eine Beziehung zur Funktion des Papstes zu haben. Für mich bedeutet es allerdings ein Minimum des Respekts gegenüber dem Toten, wenigstens seinen Namen richtig zu schreiben. Mit Verlaub: Verzeihung.

Namen sind eh nur Schall und Rauch :) Trotzdem danke ich Dir für diesen Hinweis :)

Gaius schrieb:
Papst Johannes Paul der II. war der erste Papst in der Geschichte des Christentums, der eine Mitverantwortung der Christen an den europäischen Judenpogromen und an der Shoah wenigstens eingeräumt hat. Hier hat Karol Wojtyla sogar stellvertretend für die Ökumene gesprochen: von welchem Vertreter der evangelischen Kirche hätte man ein derartiges hochöffentliches Bekenntnis jemals gehört, ja, überhaupt nur verlangt?

Die Protestanten sind nicht zentral organisiert, es ist also nicht so einfach möglich, hier eine zentrale Aussage zu erhalten. Frag doch einfach mal Deinen lokalen Pastor, was er dazu meint, oder Vertreter der EKD.

Gaius schrieb:
Ich meine eher, daß die "katholische Welt" zugrunde ginge, wenn man Deine Gedanken umsetzte

Warum? Du hast leider keine Gründe genannt.

Gruß,
lazpel
 
kundgeba schrieb:
Es wird bewußt mißachtet ... Wer wirklich hinschauen will, wo Leid ist - der braucht nicht die Geschichte des verstorbenen Papstes anzusehen. Der kann das alltäglich erleben.
Genau:D! Gehe ich auf die Straße, sehe ich allerorten nur Rücksichtlosigkeit und nacktes Elend. Alle sind egoistisch. Jedem ist sein eigenes Zipperlein das nächste. Man muß ja schon fast ein schlechtes Gewissen haben, wenn man nicht mitjammert. Dadurch nämlich grenzt man sich aus der Gemeinschaft der Leidenden aus. Hochverrat, das. Wie schön, daß es manchmal noch öffentlich Sterbende als Projektionsfläche gibt, um sich zur Entspannung mal gegen das eigene Elend zu bespiegeln... :autsch:

Gisbert Zalich schrieb:
Der Papst war und ist eben ein genialer Performer, Werber und Missionar seines Glaubens.
Nicht nur, nicht nur. Letztes Jahr war ich auf einer Gedenkveranstaltung zum 50jährigen Bestehen von Yad Vashem. Es sprach der Oberrabiner von Jerusalem, Israel Meir Lau, der den Papst persönlich sicherlich besser kannte als wir... Er erzählte von einer katholischen Frau in Krakau, der im Krieg ein jüdisches Baby in Obhut gegeben wurde, das die Eltern aufgrund einer panikartigen, waghalsigen Flucht zurücklassen mußten. Im Winter 46/47 ging diese Frau dann zu einem ganz jungen Kaplan, um das Kind taufen zu lassen. Der Kaplan sprach mit ihr, es stellte sich heraus, daß es der größte Herzenswunsch der Mutter gewesen war, daß das Kind, wenn irgend möglich, jüdisch erzogen werden sollte. Der junge Kaplan hat die Taufe abgelehnt, und alles getan, damit das Kind zwar bei den Pflegeeltern blieb, aber dennoch eine jüdische Erziehung genießen konnte. Das wird wohl für die Pflegefamilie auch eine große Herausforderung gewesen sein! --- Dieser junge Kaplan war Karol Wojtyla. Meir Lau hob diese Handlung des späteren Papstes als Beispiel für die Leitlinie des Verhaltens Johannes Paul des II. gegenüber Andersgläubigen hervor!

Gruß, Gaius
 
Ich glaube nicht, dass der Papst sein "öffentliches" Sterben geplant und inszeniert hat, sondern dass das, was wir als öffentliches Sterben ansehen, eher als ein Akt ungeheurer Willensstärke und Kampfgeist zu verstehen ist.
Dieser Mann wusste, dass er nicht mehr lange zu leben hat und hat sich extrem gegen das Sterben gewehrt, sei es auch Machtgier oder aus dem Pflichtgefühl heraus, eine Aufgabe erfüllen zu müssen.
Dass seine Beerdigung zu einem Medienspektakel ohnegleichen ausufert, daran sind die Medien Schuld und natürlich die Kirche, die aufgrund des Papsttodes in ein völlig anderes und positiveres Blickfeld geraten ist, als es vorher der Fall war. Dass die Kirche diese positive Situation ausnutzt, das ist verständlich, kann sie doch so für einen kurzen Moment Kirchenkritiker ruhig stellen. Kritik wird spätestens dann wieder laut, wenn das Konklave einen neuen Papst gewählt hat.
Der Nachfolger des Johannes Paul II. wird es nicht leicht haben, weil er ständig an seinem Vorgänger gemessen werden wird. Ob er das gleiche Charisma haben wird, das wird man sehen. M.M.n. wird die Kirche unter einem neuen Papst viele der jungen Menschen wieder verlieren, die sie durch Johannes Paul gewonnen hat. Er war der erste Papst, der es überhaupt geschafft hat einen Dialog zwischen jungen Menschen und der Kirche herzustellen.
Die Weltjugendtage mit den Weltjugendfestspielen der Kommunisten zu vergleichen halte ich für genauso falsch, wie wenn man die Fronleichnamsprozessionen mit den Aufmärschen auf dem Roten Platz vergleichen würde.

Rhona
 
Rhona schrieb:
Die Weltjugendtage mit den Weltjugendfestspielen der Kommunisten zu vergleichen halte ich für genauso falsch, wie wenn man die Fronleichnamsprozessionen mit den Aufmärschen auf dem Roten Platz vergleichen würde.
Wieso falsch? Die Ähnlichkeit ist doch frappant! Die Jugend such Orientierungen, Gemeinschaftsgefühl, Zukunft, eine Vision. Und in diesen leckeren Action-Kuchen die kommunistische oder die katholizistische Pille reinschieben - Hauptsache das EVENT stimmt...

Gysi
 
Ja, Gysi, die Jugendlichen suchen sicher nach nach Visionen und dem Gefühl der Gemeinschaft, aber trotzdem sehe ich zwischen den, von einem Regime oder parteilisch verordneten Jugendtreffen und den von der Kirche organisierten einen gigantischen Unterschied.
Die Jugendlichen in kommunistisch-sozialistisch regierten Länder hatten gar keine andere Möglichkeit, als an diesen "freiwilligen und spontanen" Treffen teilzunehmen, weil ihnen ansonsten Ressentiments von höherer Stelle angedroht wurden. Sie hätten u.U. ihre Schule nicht beenden können, hätten ihren Ausbildungsplatz verloren oder ihre Familie wäre deswegen benachteiligt oder bestraft worden.
Die Jugendlichen, die an kirchlichen Veranstaltungen teilnehmen, die tun es aus freien Stücken und nicht, weil sie irgendjemand dazu nötigt.
Vielleicht nötigt sie ihr Glaube, aber das ist ja wohl etwas ganz anderes. An etwas aus Überzeugung teilzunehmen oder unter Zwang oder Druck, das sind für mich zwei Paar Schuhe.
Die jungen Leute die ich kenne, und die gerne an Kirchentagen, Jugendtreffen oder Weltjugendtreffen teilnehmen, die tuns aus und mit Freude. Haben das die jungen Leute in der ehemaligen UDSSR, DDR auch aus diesem Grund getan? Tun es die Jugendlichen, die heute immer noch in kommunistisch-sozialistisch geführten Ländern leben, ausschließlich aus Freude und Überzeugung?

Rhona
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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.......und wieder ein PS

Wenn für dich nur das Event der Kick ist, dann müsstest du auch Rock-Veranstaltungen, Demos und Tupper-Partys Weltjugendtagen und Weltjugendfestspielen gleichstellen.
Die Masse machts nicht aus!!! Der Sinn, was dahinter steht, das ist es, was alles ausmacht. Großaufmärsche gabs in der deutschen Geschichte schon zur Genüge, und worin deren Sinn lag, dass wissen wir heute.
Alles vom Staat Verordnete, was in Wirklichkeit nur dem Staat dient und dem Volk am wenigsten, das kannst du niemals einer Sache gleichstellen, die aus Überzeugung und aus dem Glauben heraus geschieht (wobei ich Glauben nicht unbeding religionsorientiert sehe).

Weißt du, ich bin weder übermäßig religiös noch politisch, aber ich sehe trotzdem, oder gerade deswegen, da schon den Unterschied.
Und wenn du auch noch so sehr gegen die Kirche und die christliche Religion bist, so solltest du dennoch anerkennen, dass dieser Johannes Paul II. im Rahmen seiner Möglichkeiten das "Menschenmöglichste" für den Frieden, die Völkerverständigung und die Ökumene (aber die wird dich vermutlich am allerwenigsten interessieren*fg) getan hat.

Alles Weitere nach dem "Habemus Papam".

Rhona
 
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