PhilippP
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- Registriert
- 8. April 2003
- Beiträge
- 931
Hallo zusammen,
in einem anderen Beitrag stellte mir Zeilinger die Frage, was es mir meiner Signatur auf sich hat. Ich möchte meinen kleinen Aphorismus wie folgt erklären:
"Das was wir sind, das können wir nicht verstehen, doch das was wir sind, das greift mit reger Selbstverständlichkeit um sich." (PhilippP)
Mit diesem Aphorismus möchte ich das Selbstverständnis unserer Selbst problematisieren, indem ich eben dieses in Frage stelle. Das Verstehen bezeichnet die Ausformung eines Wirklichkeitskonstruktes, welches uns - auf der Basis von Erfahrungsreizen - ein eigenes Bild unserer Umgebung (der Welt, in der wir uns sehen) überhaupt ermöglicht.
Nun ist diese Befähigung der Wirklichkeitsfindung allem Anschein nach sehr begrenzt. Das Ich also, welches sich über seine Umwelt bewusst wird, kann dies stets immer nur im Rahmen der eigenen Erfahrungs- und Verstehensmöglichkeiten verwirklichen. Ich gehe somit davon aus, dass ein angenommenes absolutes Verständnis kaum möglich sein wird, da wir nur einen sehr eng gefassten Teil dessen, was da ist, überhaupt wahrnehmen können und der endliche Verständnisgehalt, den wir aus der gemachten Erfahrung ziehen, immer unserer eigenen subjektiven Deutung vorbehalten bleibt - auch dann, wenn die gemachte Erfahrung absolut scheint. Demnach kann also unser Wirklichkeitsverständnis immer nur dem unsrigen und scheinbar äußerst begrenzten Möglichkeitenspektrum entsprechen.
Trotz dieses evident beschränkten Verstehenshorizontes tendieren wir - bzw. das, was uns ausmacht - dazu, davon auszugehen, dass eben das, was wir erfahren und uns zur Konstruierung unseres Wirklichkeitsverständnisses verhilt, absoluten Charakter hat. In Folge dessen entsteht eine von Selbstverständlichkeiten durchtränkte Weltsicht, die dazu neigt, sich selbst nicht länger in Frage zu stellen und somit wird eine meineserachtens wichtige menschliche Befähigung, nämlich die des bewussten Hinterfragens unserer Erfahrungen und Vorstellungskonstrukte, verdrängt.
Hieraus folgt ein Umgang mit dem, was uns umgibt, auf eine vornehmlich selbstgerecht anmutende Weise, da wir allein dem eigenen Wirklichkeits- und Verstehensbedürfnis gerecht werden und nicht auch dann unser Handeln hinterfragen, wenn es für uns scheinbar keine notwendige bzw. existentielle Bedeutung hat.
Ich hoffe, dass ich ein paar wichtige Hintergrundgedanken meines Aphorismus hierdurch verdeutlichen konnte.
Viele Grüße,
Philipp
in einem anderen Beitrag stellte mir Zeilinger die Frage, was es mir meiner Signatur auf sich hat. Ich möchte meinen kleinen Aphorismus wie folgt erklären:
"Das was wir sind, das können wir nicht verstehen, doch das was wir sind, das greift mit reger Selbstverständlichkeit um sich." (PhilippP)
Mit diesem Aphorismus möchte ich das Selbstverständnis unserer Selbst problematisieren, indem ich eben dieses in Frage stelle. Das Verstehen bezeichnet die Ausformung eines Wirklichkeitskonstruktes, welches uns - auf der Basis von Erfahrungsreizen - ein eigenes Bild unserer Umgebung (der Welt, in der wir uns sehen) überhaupt ermöglicht.
Nun ist diese Befähigung der Wirklichkeitsfindung allem Anschein nach sehr begrenzt. Das Ich also, welches sich über seine Umwelt bewusst wird, kann dies stets immer nur im Rahmen der eigenen Erfahrungs- und Verstehensmöglichkeiten verwirklichen. Ich gehe somit davon aus, dass ein angenommenes absolutes Verständnis kaum möglich sein wird, da wir nur einen sehr eng gefassten Teil dessen, was da ist, überhaupt wahrnehmen können und der endliche Verständnisgehalt, den wir aus der gemachten Erfahrung ziehen, immer unserer eigenen subjektiven Deutung vorbehalten bleibt - auch dann, wenn die gemachte Erfahrung absolut scheint. Demnach kann also unser Wirklichkeitsverständnis immer nur dem unsrigen und scheinbar äußerst begrenzten Möglichkeitenspektrum entsprechen.
Trotz dieses evident beschränkten Verstehenshorizontes tendieren wir - bzw. das, was uns ausmacht - dazu, davon auszugehen, dass eben das, was wir erfahren und uns zur Konstruierung unseres Wirklichkeitsverständnisses verhilt, absoluten Charakter hat. In Folge dessen entsteht eine von Selbstverständlichkeiten durchtränkte Weltsicht, die dazu neigt, sich selbst nicht länger in Frage zu stellen und somit wird eine meineserachtens wichtige menschliche Befähigung, nämlich die des bewussten Hinterfragens unserer Erfahrungen und Vorstellungskonstrukte, verdrängt.
Hieraus folgt ein Umgang mit dem, was uns umgibt, auf eine vornehmlich selbstgerecht anmutende Weise, da wir allein dem eigenen Wirklichkeits- und Verstehensbedürfnis gerecht werden und nicht auch dann unser Handeln hinterfragen, wenn es für uns scheinbar keine notwendige bzw. existentielle Bedeutung hat.
Ich hoffe, dass ich ein paar wichtige Hintergrundgedanken meines Aphorismus hierdurch verdeutlichen konnte.
Viele Grüße,
Philipp
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