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Fidelitas
Guest
AW: Das doppelte Gesicht des Neides
„Haltet Ihr es für möglich oder für utopisch, in einem Gefüge ohne Neid ( im weitesten Sinne) als Antrieb zu leben?“ (Marianne)
Liebe Marianne -, an so einem anspruchsvollen Thema kann man nicht mit nur wenigen Sätzen teilnehmen, auch wenn es riesigen Spaß macht. Ich habe z.B. das Buch von Verena Kast in meinem Schrank: „Neid und Eifersucht – Die Herausforderung durch unangenehme Gefühle“.
Es ist dort eins von mehreren Büchern von ihr; ich mag sie sehr, weil sie auch komplizierte psychologische Komplexe mit einem gewissen Optimismus angeht.
Also:
Ganz einig sind sich die Fachleute nicht, ob „Neid“ eine Ur-Eigenschaft des Menschen ist.
Nach Verena Kast gehört „Neid“ zur Gefühls-Grundausstattung des Menschen.
Rolf Haubl („Neidisch sind immer nur die anderen“, Beck, 2001) ist da anderer Ansicht: „Aus meiner analytischen Arbeit weiß ich, dass neidbereite Menschen oftmals Menschen sind, die ein 'falsches Selbst' entwickelt haben. Sie sind in Situationen groß geworden, in denen sie Leistungsansprüche von außen übernommen haben, ohne Gelegenheit bekommen zu haben, herauszufinden, was ihnen wirklich Spaß macht und welche Neigungen sie haben.“
Vom Klappentext seines Buches
"Eigentlich gibt es nichts, was sich nicht beneiden läßt. Doch besonders beneidet werden Güter, die knapp sind. Ein Arbeitsplatz, Geld, Anerkennung und Einfluß. Die knappsten aller Güter in einer Wohlstandsgesellschaft aber sind erstaunlicherweise Glück und Zufriedenheit. Andere glücklich und zufrieden zu sehen, ohne es selbst zu sein, ist eine der größten Herausforderungen für unseren Neid. Rolf Haubl zeichnet das ungewöhnliche Psychogramm eines unterschätzten Gefühls, das für das friedliche Zusammenleben und unsere individuelle Lebensführung von so elementarer Bedeutung ist.
Dazu ich:
„Neid“ ist zweifellos ein im Grunde negatives Gefühl, weshalb es viele für sich verleugnen.
Oft ziemlich gleichbedeutend mit Mißgunst, eng verwandt mit Eifersucht (auf etwas).
Neid als Antriebsfeder = durchaus positiv im sozialen Gefüge.
Neid wird zu Wut (--> Haß --> Mobbing): mangelnde Selbstkontrolle = negativ für die anderen.
Neid erzeugt Trauer (--> Depression): als Versagen = negativ für sich selbst.
Was alles spielt doch in dieses Thema noch mit hinein:
Haben und Sein
Egoismus
Aggression
Schuldgefühl
die Welt/Gesellschaft verändern wollen
Rivalität
Destruktion und Konstruktion
u.v.a.
Verena Kast meint in ihrem oben zitierten Buch, daß Neid umso besser gedeihe, je schlechter unser Selbstwertgefühl sei.
Ich meine:
danach wäre – oberflächlich gesehen - dieses „ungute/unangenehme Gefühl Neid“ möglichst zu verdrängen.
Wo es aber als Antrieb zur zufriedenen Selbstverwirklichung erkannt wird - man dieses Gefühl also positiviert - könnten wir uns Neid- und Eifersuchtsgefühle gestatten.
Mariannes Frage
„Haltet Ihr es ... für utopisch, in einem Gefüge ohne Neid ( im weitesten Sinne) als Antrieb zu leben?“
ist nicht so einfach pauschal zu beantworten.
Ein „Gefüge ohne Neid“ wird es vermutlich nie geben. Und dem Begriff „Neid“ wird wohl immer etwas Negatives anhaften. Und Besitz-Neid wird allezeit z.B. von der Werbung angestachelt werden.
Um Neid zu etwas (für sich) Positivem zu entwickeln, muß man tunlichst den schielenden Blick zum Nachbarn vermeiden. Denn bei der kontinuierlichen Fortentwicklung wird man dessen jetzigen Status zwar erreichen können, aber dort angekommen, ist der des Nachbarn schon längst wieder noch höher. Zufriedenheit erzeugt das dann nicht.
***
Die hier wissen es am besten
und diese:
Schopenhauer: „In Deutschland ist die höchste Form der Anerkennung der Neid“
Wilhelm Busch: „Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung“
„Haltet Ihr es für möglich oder für utopisch, in einem Gefüge ohne Neid ( im weitesten Sinne) als Antrieb zu leben?“ (Marianne)
Liebe Marianne -, an so einem anspruchsvollen Thema kann man nicht mit nur wenigen Sätzen teilnehmen, auch wenn es riesigen Spaß macht. Ich habe z.B. das Buch von Verena Kast in meinem Schrank: „Neid und Eifersucht – Die Herausforderung durch unangenehme Gefühle“.
Es ist dort eins von mehreren Büchern von ihr; ich mag sie sehr, weil sie auch komplizierte psychologische Komplexe mit einem gewissen Optimismus angeht.
Also:
Ganz einig sind sich die Fachleute nicht, ob „Neid“ eine Ur-Eigenschaft des Menschen ist.
Nach Verena Kast gehört „Neid“ zur Gefühls-Grundausstattung des Menschen.
Rolf Haubl („Neidisch sind immer nur die anderen“, Beck, 2001) ist da anderer Ansicht: „Aus meiner analytischen Arbeit weiß ich, dass neidbereite Menschen oftmals Menschen sind, die ein 'falsches Selbst' entwickelt haben. Sie sind in Situationen groß geworden, in denen sie Leistungsansprüche von außen übernommen haben, ohne Gelegenheit bekommen zu haben, herauszufinden, was ihnen wirklich Spaß macht und welche Neigungen sie haben.“
Vom Klappentext seines Buches
"Eigentlich gibt es nichts, was sich nicht beneiden läßt. Doch besonders beneidet werden Güter, die knapp sind. Ein Arbeitsplatz, Geld, Anerkennung und Einfluß. Die knappsten aller Güter in einer Wohlstandsgesellschaft aber sind erstaunlicherweise Glück und Zufriedenheit. Andere glücklich und zufrieden zu sehen, ohne es selbst zu sein, ist eine der größten Herausforderungen für unseren Neid. Rolf Haubl zeichnet das ungewöhnliche Psychogramm eines unterschätzten Gefühls, das für das friedliche Zusammenleben und unsere individuelle Lebensführung von so elementarer Bedeutung ist.
Dazu ich:
„Neid“ ist zweifellos ein im Grunde negatives Gefühl, weshalb es viele für sich verleugnen.
Oft ziemlich gleichbedeutend mit Mißgunst, eng verwandt mit Eifersucht (auf etwas).
Neid als Antriebsfeder = durchaus positiv im sozialen Gefüge.
Neid wird zu Wut (--> Haß --> Mobbing): mangelnde Selbstkontrolle = negativ für die anderen.
Neid erzeugt Trauer (--> Depression): als Versagen = negativ für sich selbst.
Was alles spielt doch in dieses Thema noch mit hinein:
Haben und Sein
Egoismus
Aggression
Schuldgefühl
die Welt/Gesellschaft verändern wollen
Rivalität
Destruktion und Konstruktion
u.v.a.
Verena Kast meint in ihrem oben zitierten Buch, daß Neid umso besser gedeihe, je schlechter unser Selbstwertgefühl sei.
Ich meine:
danach wäre – oberflächlich gesehen - dieses „ungute/unangenehme Gefühl Neid“ möglichst zu verdrängen.
Wo es aber als Antrieb zur zufriedenen Selbstverwirklichung erkannt wird - man dieses Gefühl also positiviert - könnten wir uns Neid- und Eifersuchtsgefühle gestatten.
Mariannes Frage
„Haltet Ihr es ... für utopisch, in einem Gefüge ohne Neid ( im weitesten Sinne) als Antrieb zu leben?“
ist nicht so einfach pauschal zu beantworten.
Ein „Gefüge ohne Neid“ wird es vermutlich nie geben. Und dem Begriff „Neid“ wird wohl immer etwas Negatives anhaften. Und Besitz-Neid wird allezeit z.B. von der Werbung angestachelt werden.
Um Neid zu etwas (für sich) Positivem zu entwickeln, muß man tunlichst den schielenden Blick zum Nachbarn vermeiden. Denn bei der kontinuierlichen Fortentwicklung wird man dessen jetzigen Status zwar erreichen können, aber dort angekommen, ist der des Nachbarn schon längst wieder noch höher. Zufriedenheit erzeugt das dann nicht.
***
Die hier wissen es am besten
und diese:
Schopenhauer: „In Deutschland ist die höchste Form der Anerkennung der Neid“
Wilhelm Busch: „Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung“