Das ist leider kein Spiel, sondern Realität und bitterer Ernst:
Never let a good crisis go to waste“, soll Winston Churchill einmal gesagt haben: Lass eine Krise nicht ungenutzt verstreichen, schlag Profit daraus, wenn um dich herum die Welt zusammenbricht.
Als erster und bekanntester Corona-Profiteur hat sich der US-amerikanische Milliardär Bill Ackman die Maxime zu eigen gemacht. Ackman ist Gründer des Hedgefonds Pershing Square und war bislang durch gewagte Gewinne, aber auch durch spektakuläre Verlustgeschäfte in die Schlagzeilen gekommen. Schon Ende Januar 2020, sagt Ackman, sei er von einem Alptraum heimgesucht worden, den er als Warnung vor einer Wirtschaftskrise deutete. Ende Februar kaufte er dann Kreditausfallversicherungen im Wert von 27 Millionen Dollar, sogenannte Credit Default Swaps (CDS). Als die Aktienmärkte im März abstürzten und 26 Billionen Dollar an fiktiven Werten vernichteten, verdiente Ackman sich eine goldene Nase: Die Auszahlung aus den CDS brachte ihm 2,6 Milliarden Dollar ein.
Ackman ist nicht der einzige Corona-Profiteur: Während ganze Wirtschaftsbranchen stillstehen, Restaurantketten Insolvenz anmelden, Fluglinien sich in die Verstaatlichung retten, Autofirmen Millionen von Beschäftigten in Kurzarbeit schicken und Konjunkturforscher sich mit Rezessionsprognosen von bis zu minus 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) überbieten, gibt es eine Reihe von Unternehmen, die aus der Corona-Krise Nutzen ziehen.
Es sind große Tech-Konzerne und riesige Finanzunternehmen wie Blackrock, die in der Krise ihre schon vorher weit reichende Macht um ein Vielfaches vergrößern, indem sie sich überforderten Regierungen und unterfinanzierten Behörden als Retter in der Not anbieten. Gegen sie ist Bill Ackman nur ein kleiner Fisch, der eine geglückte Wette platziert hat. Die Corona-Profiteure im großen Stil aber schicken sich jetzt an, Staatsaufgaben zu übernehmen: unverzichtbar zu werden, bei der Bekämpfung der globalen Pandemie und in der Zeit danach. In der Art, wie sie das tun, zeichnen sich die Umrisse einer Post-Corona-Ökonomie ab, die dystopisch ist: Nicht nachhaltiger und grüner, wie viele es sich erhoffen, die unsere kapitalistische Wirtschaft schon wanken sehen, sondern noch marktorientierter, mit noch mehr Konzentration von Macht in wenigen Unternehmen, mit noch weniger Datenschutz, weniger Arbeitsrechten und weniger profitfreien Räumen.
An der Spitze dieser Unternehmen steht eine kleine Zahl von Männern, die schon vor Corona zu den reichsten dieser Welt gehörten. Jetzt werden sie noch mächtiger und noch reicher. Wenn es eine Post-Corona-Agenda gibt, dann muss auf ihr – neben einer Reihe von anderen unaufschiebbaren Dingen – auch der Punkt enthalten sein, wie die Macht dieser Männer und ihrer Unternehmen wieder eingehegt und beschränkt werden kann.