Chris M
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Den Begriff "Mainstream" halte ich entweder für eine Chimäre - oder bestenfalls für den Konsens für bürgerliche Werte.
Zugegeben: Es ist schwierig den Begriff Mainstream genau zu definieren. Und natürlich gibt es auch im Mainstream hier und da mal kritische Töne. Und nicht alles Alternative ist automatisch gut. Hier gilt vermutlich der selbe Slogan, den einmal ein Zensor geprägt hat, der gefragt wurde, wie er Pornographie definiert: I know it when I see it. Ein Paradebeispiel hat gestern Anideos mit diesem Mainstream-Machwerk hier geliefert:
https://www.rnd.de/medien/stars-geg...ronatoten-ist-RKIJZZ5B45F77FSSJHASP7FF5M.html
In diesem relativ kurzen Artikel finden sich folgende Perlen der journalistischen Neutralität und Ausgewogenheit:
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lästern über die Angst vor Corona
Die AfD und andere Schwurbler jubeln.
Ruhm und Erfolg schützen nicht vor Pech beim Denken
es ist eine Unverschämtheit
lästern die Damen und Herren
Sie erzählen schlicht dummes Zeug
sie unterfüttern munter den saublöden Irrtum
Sie bedienen vollständig und vorsätzlich das Narrativ all der Schwurbler und Verschwörungstheoretiker
ventiliert die uralte Mär von den gleichgeschalteten Medien
all die alten, öden Vorurteile von „Diktatur!“-Schreihälsen
Können gute Leute derart irren?
Können sich verdiente Künstler so dermaßen in wattigen Gedankengebäuden verirren?
man ist gelangweilt, naiv und schlecht informiert
keine Ahnung von den Medienmechanismen der Gegenwart
Dass derlei Merkwürdigkeiten von gestandenen Heroen der Unterhaltung kommen, ist eine große Enttäuschung
Es ist eine zynische, kaltherzige Demonstration von Borniertheit
Die üblichen Verdächtigen verneigen sich in Bewunderung
Was für ein kommunikativer Fehlschlag
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Das ist Mainstream. I know it when I see it.
"Huch, das habe ich nicht gewollt, jetzt nehme ich den Beitrag wieder raus" - das sagt wohl alles. Da benutzt jemand in der Manier von Selbstdarstellern das Internet, um sein Ego zu bedienen, im Übrigen völlig destruktiv statt konstruktiv, um dann zurück zu rudern, wenn der Gegenwind zu stark wird.
Wie ich schon zuvor sagte, denke ich, dass die Akteure von einem Online-Mob bedroht und von "Kollegen" und Vorgesetzten zu diesem blitzartigen Zurückrudern animiert wurden. Das ist alles schon vorgekommen, auch schon vor Corona. Es gibt natürlich aber auch die Möglichkeit, dass diese Leute keine Ahnung hatten, was sie da machen und dass sie mit Gegenwind rechnen müssen. Das wäre zwar außerordentlich naiv , aber unmöglich ist es nicht.
Ich halte es aber grundsätzlich für eine Schande unserer Zeit, dass man gerade als Prominenter keine alternativen Meinungen und Ansichten mehr vertreten kann ohne dass man gleichzeitig eine Liste von Distanzierungsbekundungen mitreichen muss. Diese Form der politischen Überkorrektheit ist ebenfalls etwas, was eindeutig Mainstream ist. Der Debattenraum wird immer kleiner und man muss sich von immer mehr distanzieren, wenn man in der Öffentlichkeit gut da stehen will. Wer hätte gedacht, dass man sich eines Tages mal noch von Schwurblern distanzieren muss, um politisch gut dazustehen. Es ist einfach nur noch lächerlich.