AW: Chaos-ManagerInnen
von Kaawi: Ich bin immer wieder überrascht, lieber Reinhard, wie es die gelingt, Begriffe, die ich nur in einem psychologischen Kontext kenne, in einen Zusammenhang mit der Wirtschaft zu bringen.
Das Geschäftsleben scheint mit seinem „der stärkere siegt“, dem Entwickeln von strategischen Verbindungen/Beziehungen, allg. dem motivorientierten Denken und Handeln, dem Zwischenraum zwischen Ziel und Zielerreichung, dem Entwickeln einer Strategie, finden eines sozialen Ranges, usw....eine hervorragende Leinwand für psychologische Denkweisen zu sein. Aus meiner Sicht ist die Wirtschaftswelt ebenso stark eine Leinwand, wie ein „zu untersuchendes Feld“. Eine Leinwand deshalb, weil der Verstand dazu neigt, das Mittel (hier Psychologie) zu verwenden, z.B. um Machtbestrebungen umzusetzen. Wo gelänge das in unserem Werteverständnis besser, als beim Geldscheffeln.
Daher wird die Psychologie, z.B. bei der Arbeitspsychologie oder dem relativ neuen Feld der Neuroökonomie aus meiner Sicht als wertvolles Wissen missbraucht, um den Menschen einem bestimmten Motiv „zuzuführen“ (ökonomische Verwertung). Mich ekelt mitunter vor diesen Entwicklungen und Menschen, die sich z.B. als junge Psychologen mehr oder weniger bewußt von diesen Geschäftsfeldern ansaugen lassen und darinnen ihr Spielchen mit sich und anderen treiben, zum „Nutzen“ ihres Selbstbildes. Gut, von irgendwas müssen sie ja ihre Familie und ihre Riesterrente füttern.
Wie immer, lassen sich jedodoch auch die Bestrebungen der Menschen, die gern in die Position des Managers/Erfolgreichen hinein wollen oder darum kämpfen müssen „drinnen“ zu bleiben, ausnutzen. Opfer und Täter wechseln daher mitunter. Man kann hier den Menschen wiederum Seminare, Arbeitsgruppen, Bücher, Aufenthalte in Klöstern und im Stroh verkaufen. Apropos Stroh. Wenn man mal das in „Wirtschaftsrkreisen“ in den letzten Jahren populär gewordene Buch von Sun Tsu hernimmt (Die Kunst des Krieges), merkt man m.E. wie man eine Leinwand im Grunde mit allem möglichen füllen kann...auch wenn wie z.B. in diesem Buch, eigentlich nicht mehr steht, als allgemeine (nicht unbedingt moderne) Techniken zur Kriegsführung und im weitesten Sinne zur versklavung von Menschen vor dem Hintergrund eines sog. „übergeordneten zieles“...hernimmt, merkt man m.E., wie dieses Nichtsdrinstehen vom Projektor des Denkens an die Leinwand der „Wirtschaft“ geworfen...nicht das Buch wiedergibt, sondern die ohnehin im Denken enthaltenen Bestrebungen (Wünsche/Ängste, Wiederholungsszenarien von Lust und Vermeidungszenarien vom Gegenteil...). Wer hier sein Selbstbild streicheln will, setzt sich einfach ein wissendes Lächeln auf und tut so, als würde er z.B. aus soeinem Buch „viel mehr rauslesen“ können. Gut geeignet für Intellektüllen-Runden.
Was ich damit meine, ist, dass das Geschäftsleben und die Psychologie sich gegenseitig mögen. Ob nun eine wirkliche Verbindung besteht oder nicht. Und das ich meinen Wahn in jedes Thema packen kann, egal ob es zum Thema passt oder nicht.
Bernd