AW: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
Nun: es wird Zeit , dass ich mich für Eure wunderbaren Worte bedanke... es wird ja doch aus allen klar, dass die Empfindung von Eile uns allen nicht unbekannt ist. Und das - hier in
unserem Forum mich immer wieder Beglückende ist, dass wir auch keine Scheu haben, uns zu Privatestem zu bekennen.
Für mich hat die Eile eigentlich fast nur negative Eigenschaften.
Und Eile und Gründlichkeit sind für mich ein unlösbarer Widerspruch.
Ela 67
Ja, Du hast im praktischen Leben sicher Recht. Da ich aber ein absoluter Schussel bin ( mental und "tätlich") fällt mir dieser Widerspruch gar selten auf.
Im Gegenteil: jetzt ( Prellungen im rechten Beckenbereich/ der rechten Rippen), wo ich nahezu unbeweglich sein muss, um halbwegs schmerzfrei zu sein, peinigt mich am meisten die mir auferzwungene Ruhe und Gemächlichkeit.
Eile hat irgendwas mit dem Einhalten von Terminen zu tun. Das wiederum hängt mit einer Zeitplanung zusammen. Wenn ich mir im Vorhinein überlege(n muss), was ich alles tun will/soll/muss und wie ich das in einem bestimmten Zeitraum bewältigen könnte, dann will ich diesen Plan wahrscheinlich erfüllen. Und dann es geschehen, dass ich so manche Tätigkeit nicht richtig eingeschätzt habe und daher mehr Zeit brauche als vorhergesehen. Ja, dann bin ich in Eile, damit ich mein Soll erfülle.
lilith51
Das kenne ich vor allem aus meinem Berufsleben: mitunter stress pur! Und genau das meinte ich mit den von mir angesprochenen bürgerlichen Tugenden ( ohne Ironie), denn , wie Du dann noch sagst, alles braucht seine Zeit - gilt ganz besonders in komplexen Abläufen, in die wir eben "zwanghaft" eingebunden sind.
Mich nervt(e) immer besonders, wenn Unpünktlichkeit ( als Gegenteil von Eile erlebt), Abläufe störte.
Und so komme ich ganz "ungezwungen und ohne Eile" zu Deinen, Miriams, Worten.
Das mit nach unten ziehen passt genau zu meinem Empfinden. Denn keine Zeit haben um zu vertiefen, um über manches nachzudenken, bedeutet für mich dass die Gefahr besteht mich auf einmal am Abgrund wieder zu finden. Das Rasen ohne dass mal die Zeit uns den Eindruck vermittelt still zu stehen - dem sind wir nicht gewachsen. Auch wenn dafür immer präzisere Messmethoden bestehen - heute spricht man ja hauptsächlich im Sport über Tausendstel Sekunden.
Miriam
Hier endlich kann ich gestehen, dass mir das Thema ( mein Gedichterl) im Zusammenhang mit der Beschäftigung mit Epikur erwuchs.
"Wir sind nur einmal geboren.
Zweimal geboren zu werden ist nicht möglich,
und eine Ewigkeit dürfen wir nicht mehr sein.
Du aber, der du nicht Herr über den morgigen Tag bist,
schiebst die Freude auf.
Das Leben verrinnt, während wir zaudern,
und jeder Einzelne von uns stirbt
mitten aus rastloser Tätigkeit heraus."
EPIKUR
Auch dieser große Philosoph sieht die Zweipoligkeit unseres Lebens in der endlichen Zeit: Zaudern - Rastlosigkeit .
Und wenn wir dann noch bedenken, dass Epikur ja als Hedonist " gehandelt" wird, als ein Denker, der den Genuss in den Vordergrund seiner Lehre stellt,wird diese Problematik immer spannender für mich.
Als " a Junge" ließ ich " keinen Genuss" aus ..., der mir Lebensfreude verhieß ... erst als ich anfing, die Lehre Epikurs "nachzudenken", wurde mir bewusst, dass er letztendlich mit dem höchsten Genuss die Fähigkeit zu absoluter Bedürfnislosigkeit meint.
BUMM .... und da bekam für mich " das Bedenken des Endes" , das wir in aller geschäftiger Eile bewirken wollen, einen neuen Sinn.
neue Fragen:
Kann diese Idee der absoluten Bedürfnislosigkeit an sich gesellschaftlich etwas bewirken außer, den UNTERTANEN ruhig zu stellen?
Ist es für uns sinnvoll, immer an das Ende - wie immer auch - zu denken?