Pole Poppenspäler - Theodor Storm
http://gutenberg.spiegel.de/buch/3460/9
title Waldwinkel
pages 127-180
firstpub 1874
http://wordincontext.com/de/ladendame
Die Ladendame aber erschien ganz wie verwandelt; ihre Käufer waren offenbar plötzlich in die Aristokratie der Kundschaft hinaufgerückt; sie holte eifrig eine Menge zierlicher Stiefelchen von allen Farben und Arten aus den Glasschränken hervor, die aber sämtlich nach dem Gebot der Mode mit hohen Absätzen versehen waren.
Theodor Storm - Waldwinkel
Wir gehen wieder zu der entzückten Ladendame; kleine seidene Stiefelchen soll sie dir anmessen! Du sollst dir alles selber aussuchen doch nein! Du bist zu anspruchslos, du würdest doch nur Kleider für dich kaufen. Ich aber in weißen Duft will ich dich hüllen, so leicht wie ein Nichts, so zart, daß auch eine Wolke davon das Leuchten einer Rose nicht verbergen könnte."
Theodor Storm - Waldwinkel
Bald darauf standen sie in dem elegantesten Schuhwarenmagazin; und die Ladendame, nachdem sie etwas herabsehend die unscheinbare Gestalt des Mädchens gemustert hatte, breitete gleichgültig einen Haufen Schuhwerk vor ihnen aus.
Theodor Storm - Waldwinkel
"Nein, nein", sagte Richard lächelnd, "das mag für gewöhnliche Damenfüße gut genug sein;
Füße aus dem Märchen dürfen nicht auf solchen Klötzen gehen!"
"Sie haben recht, mein Herr", sagte die Ladendame,
"aber für die gewöhnliche Kundschaft müssen wir uns nach der Mode richten."
Theodor Storm - Waldwinkel