AW: Benoît B. Mandelbrot - und die Fraktalgeometrie
Sehr bekannt ist das Beispiel des Flügelschlags eines Schmetterlings, der am anderen Ende der Welt einen gewaltigen Sturm auslösen kann (Schmetterlingseffekt).
Das ist ein immer wieder herangezogenes Beispiel für Chaos, welches mir angesichts seiner Tendenz Leute in die Irre zu führen gegen den Strich geht.
Man muss schon von einer sehr naiven Anschauung ausgehen, um den Flügelschlag eines Schmetterlings als Auslöser eines Hurrikans zu bezeichnen. Das ist schon rein aus Energieerhaltungsgründen eine unsinnige Aussage. Wie könnte denn der kleine Schmetterling die Energie aufbringen, ganze Wälder zu entwurzeln? Das ist physikalisch unmöglich.
Nicht einmal die Chaostheorie maßt es sich an, den Energieerhaltungssatz zu untergraben.
Daher, finde ich, machen sich Chaostheoretiker lächerlich, wenn sie solche Sätze in den Raum stellen.
Die Sache mit dem Schmetterling könnte man eventuell mit einer kleinen Maus vergleichen, die sich in einem Atomwaffenlager verirrt, und irgendein Kabel durchbeißt, so dass plötzlich eine Bombe hochgeht. Den Schmetterling als Verursacher eines Hurrikans zu bezeichnen, wäre meines Erachtens ungefähr so sinngemäß, wie der Maus nachzusagen, sie hätte eine ganze Stadt zerstört.
Man muss doch wohl so viel Einsicht haben, um zu erkennen, dass die maßgeblichen Gründe für beides - also dem Hurrikan und der Atombombenexplosion - ganz wo anders liegen. Die Atombombe zum Beispiel musste erst einmal gebaut werden, mit dem Wissen und der Fertigkeit, die sich die Menschheit über Jahrhunderte weg mühsam angesammelt hat. So wie die Energie des Hurrikans wahrscheinlich zu 99% von der Sonne kommt.
Vernünftigerweise wäre es richtig, hier die eigentlichen Ursachen zu erkennen und nicht die Maus oder den Schmetterling als solche zu bezeichnen.
Chaos ist meines Erachtens nur der Begriff für ein System, dessen Verlauf man aufgrund seiner eigenen Unkenntnis nicht durchschaut.