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Barriere Schuld

Freyfrau

Active Member
Registriert
14. Januar 2011
Beiträge
2.966
Ca. vier Tage bin ich erst in diesem Forum,
und doch schwirrte mir
bereits am zweiten der Kopf darüber,
wer hier alles wem die Schuld
am eigenen und insgesamten Unglück gibt.
Seitdem überlege ich,
wie sich wohl inmittenmangdessen
Nische finden lässt, meins zu sagen,
ohne dass dies nicht umgehend
zum Spielball eingefleischter Machtkämpfe wird.

Versuch macht kluch ..... :rollen:

Hier also ganz persönliches Statement:
Nichts ödet mich so sehr an wie Schulddenken.
Ob der Papst, die dominante Mutter,
das Kapital, die dumme Mehrheit
oder meinethalben auch Schafe,
wahlweise selbsternannte Hirten -
es interessiert mich einfach nicht,
wem wie überteuert oder nachgeschmissen
Schuld ans Knie genagelt wird.

Dagegen interessiert mich sehr
Ursachenforschung und Analyse.
Wobei durchaus das Thema Schuld
eine interessante Rolle spielen kann -
und sei es auch nur als Implikator,
warum man sie hier oder dort
ans Knie zu nageln versucht.

Insofern meine aktuelle Fragen:
Kann es eine Auseinandersetzung
mit dem Thema Schuld geben,
ohne dass diese unvermeidlich
in Schuldzuweisung abgleitet?
Und ist es wohl möglich,
sich unter Verzicht auf solche
über Ursachen auszutauschen?

In der Auseinandersetzung mit mir selbst
gelingt mir das recht gut.
Sogar hinsichtlich jener Themen,
die ich an mir als schuldbelastet erkenne.
In der Auseinandersetzung mit anderen
gelingt es nur sehr vereinzelt.

Wie geht es Euch damit,
wie denkt Ihr darüber,
ist das auch für Euch wichtiges Thema?

Neugierigen Gruß von der Freyfrau

Ps: Ja, ich merke auch grade,
dass die Frage sehr allgemein gehalten ist.
Aber vielleicht lässt sich ja trotzdem
auf diesem Weg Annäherung an Konkreteres
für mich finden,
das zu äußern mir aufgrund
eingangs genanntem Kopfschwirren
so ad hoq noch unmöglich ist?
 
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AW: Barriere Schuld

Ca. vier Tage bin ich erst in diesem Forum,
und doch schwirrte mir
bereits am zweiten der Kopf darüber,
wer hier alles wem die Schuld
am eigenen und insgesamten Unglück gibt.
....

Und dabei bitte die Staats-Ver-Schuld-ung von Deppen....äääähhhh.....Deutschland nicht vergessen, die derzeit bei ca. 1,78 Billionen € liegt ...Tendenz steigend ...:lachen::lachen::lachen:
Und übrigens:
Einige Staaten sind bereits bzw. stehen bereits vor dem Bank(schr)ott, nicht nur in finanziell-materieller Hinsicht ...:schnl:
 
AW: Barriere Schuld

Ich verstehe nicht, weshalb sich die Bürger, übrigens auch in Österreich, in letzter Zeit so über die Verschuldung aufregen. Das eigentlich aktuelle Problem ist ja, dass wir uns nicht noch mehr verschulden können.
Eine massive Rückzahlung der Schulden würde das Wirtschaftsystem sofort zusammenbrechen lassen; aus technischen Gründen, weil damit dem Wirtschaftskreislauf Geld entzogen wird und auch, weil das nur durch Produktionseinschränkung und Konsumverzicht funktionieren würde.
Übrigens sollte man das auch nicht Schulden, sondern Verbindlichkeiten nennen, das klingt doch gleich viel netter!

Nicht nur unser Wirtschaftssystem, auch unsere gesamte Kultur ist auf Schuld gebaut und wie gesagt, darin liegt etwas sehr verbindliches.
Komischerweise, wie auch die Diskussionen über die Wirtschaft zeigen, hat Schuld einen negativen Beigeschmack und vielleicht liegt darin ein Grundproblem, dass wir auf etwas aufbauen, das uns eigentlich nicht lieb ist!?
 
AW: Barriere Schuld

Feines Thema! :)

Schuld und Ursache scheinen mir zwei sehr verwandte Begriffe zu sein. Sobald ein Verstand beginnt, aus der komplexen und wundersamen Welt seine Kausalketten aus Ursachen und Wirkungen zu synthetisieren, landet er schnell bei der Erkenntnis: "Hätte sich Mensch nicht so verhalten sondern anders, dann wäre nicht dies geschehen sondern das."

Während der Begriff Ursache einen gedachten Kausalzusammenhang noch einigermaßen neutral betrachtet, enthält der Begriff Schuld zusätzlich zur Ursache noch eine Wertung. Schuld ist eine Ursache, die auf einem Fehlverhalten beruht. Wertungen wiederum basieren auf Konventionen und sind eingeübt. Es gibt nichts, was nicht von einem Menschen positiv und von einem anderen als negativ bewertet werden könnte. Wertungen sind Konventionen einer sozialen Gruppe und stellen an sich schon eine Barriere dar, die solange nicht überwunden wird, wie man(n)/frau Teil einer sozialen Gruppe ist. Aber dem ist ja abzuhelfen. :D

Doch nicht nur der Teil des Wortes Schuld, der auf Wertung basiert hat Barrierencharakter sondern sogar schon die Vorstellung einer Ursache überhaupt. Der Verstand übersieht leicht, daß die von ihm gedachten Kausalketten nicht isoliert existieren sondern nur von ihm, dem Verstand, so gedacht werden. Eine gedachte Kausalkette ist ein vom Verstand willkürlich begrenzter und analysierter Bereich einer komplexen Realität, deren Dimensionen durch ihn, den "gesunden" Menschenverstand, nicht erfassbar sind. Die Annahme einer Ursache als solche, stellt somit ein bescheidenes Hilfsmittel dar, das lediglich der Orientierung dient. Vermutlich kann die Annahme einer bestimmten Ursache, die möglicherweise unzutreffend oder unzureichend ist, auch eine erhebliche Barriere für ein zufriedenes Leben darstellen.

Ist der nicht lieb? :winken3:
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Barriere Schuld

Nicht nur unser Wirtschaftssystem, auch unsere gesamte Kultur ist auf Schuld gebaut und wie gesagt, darin liegt etwas sehr verbindliches.
Komischerweise, wie auch die Diskussionen über die Wirtschaft zeigen, hat Schuld einen negativen Beigeschmack und vielleicht liegt darin ein Grundproblem, dass wir auf etwas aufbauen, das uns eigentlich nicht lieb ist!?

Ein schöner Gedanke! :blume1:
 
AW: Barriere Schuld

Feines Thema! :)

Schuld und Ursache scheinen mir zwei sehr verwandte Begriffe zu sein. Sobald ein Verstand beginnt, aus der komplexen und wundersamen Welt seine Kausalketten aus Ursachen und Wirkungen zu synthetisieren, landet er schnell bei der Erkenntnis: "Hätte sich Mensch nicht so verhalten sondern anders, dann wäre nicht dies geschehen sondern das."

Während der Begriff Ursache einen gedachten Kausalzusammenhang noch einigermaßen neutral betrachtet, enthält der Begriff Schuld zusätzlich zur Ursache noch eine Wertung. Schuld ist eine Ursache, die auf einem Fehlverhalten beruht. Wertungen wiederum basieren auf Konventionen und sind eingeübt. Es gibt nichts, was nicht von einem Menschen positiv und von einem anderen als negativ bewertet werden könnte. Wertungen sind Konventionen einer sozialen Gruppe und stellen an sich schon eine Barriere dar, die solange nicht überwunden wird, wie man(n)/frau Teil einer sozialen Gruppe ist. Aber dem ist ja abzuhelfen. :D

Doch nicht nur der Teil des Wortes Schuld, der auf Wertung basiert hat Barrierencharakter sondern sogar schon die Vorstellung einer Ursache überhaupt. Der Verstand übersieht leicht, daß die von ihm gedachten Kausalketten nicht isoliert existieren sondern nur von ihm, dem Verstand, so gedacht werden. Eine gedachte Kausalkette ist ein vom Verstand willkürlich begrenzter und analysierter Bereich einer komplexen Realität, deren Dimensionen durch ihn, den "gesunden" Menschenverstand, nicht erfassbar sind. Die Annahme einer Ursache als solche, stellt somit ein bescheidenes Hilfsmittel dar, das lediglich der Orientierung dient. Vermutlich kann die Annahme einer bestimmten Ursache, die möglicherweise unzutreffend oder unzureichend ist, auch eine erhebliche Barriere für ein zufriedenes Leben darstellen.

Ist der nicht lieb? :winken3:
Hört! Hört!

Dafür gibt es von mir auch ein full quotl :winken3:
 
AW: Barriere Schuld

1. Ich verstehe nicht, weshalb sich die Bürger, übrigens auch in Österreich, in letzter Zeit so über die Verschuldung aufregen.
2. Das eigentlich aktuelle Problem ist ja, dass wir uns nicht noch mehr verschulden können.
3. Eine massive Rückzahlung der Schulden würde das Wirtschaftsystem sofort zusammenbrechen lassen; aus technischen Gründen, weil damit dem Wirtschaftskreislauf Geld entzogen wird und auch, weil das nur durch Produktionseinschränkung und Konsumverzicht funktionieren würde.
Übrigens sollte man das auch nicht Schulden, sondern Verbindlichkeiten nennen, das klingt doch gleich viel netter!

4. Nicht nur unser Wirtschaftssystem, auch unsere gesamte Kultur ist auf Schuld gebaut und wie gesagt, darin liegt etwas sehr verbindliches.
Komischerweise, wie auch die Diskussionen über die Wirtschaft zeigen, hat Schuld einen negativen Beigeschmack und vielleicht liegt darin ein Grundproblem, dass wir auf etwas aufbauen, das uns eigentlich nicht lieb ist!?

Zu 1.:
Vielleicht deshalb, weil die Stabilität/ der Wertdes in Gefahr ist ...:confused::dontknow:
Zu 2.:
Abwarten - und die Notenbanken noch mehr Schein(e) drucken lassen...:lachen::lachen::lachen:
Zu 3.:
Welches Verhältnis besteht im sich selbst zerstörenden Finanz-Kapitalis-mus eigentlich zwischen Wirtschafts- und Finanz(Banken)-System ...:dontknow:
Zu 4.:
Worauf/ auf was sind denn beispielsweise die Staaten/Kulturen Ösi- und Deppen-Land aufgebaut ...:dontknow:
moebius
 
AW: Barriere Schuld

Hallo Freyfrau,

Ein sehr schönen Thema und ein sehr persönliches, aber meine Vorschreiber haben sich mal wieder schön distanziert und reden über die allg. Schuld und das System. Ich finde es sehr beispielhaft.

Nun, ich versuche immer die Schuldfrage zu vermeiden. Es geht nicht immer, aber für jedes mal das es klappt, bin ich dankbar.

Zu dem Thema Schuld gehört meiner Meinung nach auch das Thema der Vergebung. Anderen zu vergeben und zu vergessen ist ein tolle Sache. Ich versuche es immer.

Ich denke, ich gestehe mir schon meistens die Schuld ein, wenn ich der Meinung bin, ich sei schuldig. Das zu zugeben, ist eine andere Sache, obwohl ich in den letzten Jahren sehr große Fortschritte gemacht habe, da mir Ehrlichkeit sehr wichtig ist.


lg,
fussel
 
AW: Barriere Schuld

Hallo Erich.

sondern Verbindlichkeiten nennen, das klingt doch gleich viel netter!

Nicht nur unser Wirtschaftssystem, auch unsere gesamte Kultur ist auf Schuld gebaut und wie gesagt, darin liegt etwas sehr verbindliches.
Komischerweise, wie auch die Diskussionen über die Wirtschaft zeigen, hat Schuld einen negativen Beigeschmack und vielleicht liegt darin ein Grundproblem, dass wir auf etwas aufbauen, das uns eigentlich nicht lieb ist!?

Diese Gedankengänge erinnern ein wenig an die Kirche, die den Menschen für „von Geburt an schuldig“ hielt…um ihn gut im Griff zu haben. Ein bisschen Mut zur Ehrlichkeit täte hier gut, statt die eigene Rentenbezugsdauer versuchen mit Wortvernebelungen zu überstehen. Wenn man gern in Schuld lebt, sich damit besser meint an die Welt binden zu können/müssen und sich darinnen besser als in Freiheit, also eben aufgehoben fühlt, dann kann man das tun und daran glauben.
Ich verstehe nicht, weshalb sich die Bürger, übrigens auch in Österreich, in letzter Zeit so über die Verschuldung aufregen. Das eigentlich aktuelle Problem ist ja, dass wir uns nicht noch mehr verschulden können.
Schulden werden dazu verwendet, den Schuldner zu beeinflussen. Das hat die Kirche den Entwicklungshilfen gemein, den Sparkassen und den Arbeitgebern, die Vorschüsse zahlen. Wenn du das als deine Kultur ansiehst, dann ist es sicher unbedenklich.

Das Geldsystem selbst würde auch ohne neue Verschuldung zusammenbrechen, weil die Neuverschuldung nicht mehr allein durch „geringere Ausgaben“ auf null sinken kann. Gut, man könnte auch bei den Bürgen nunoch für die Banken sammeln, ganz ohne Straßen und Schulen zu bauen, das wär wohl möglich…zumindest wäre das ehrlich, dennoch währen die aktuell anfallenden Zinsen, z.B. die der USA unter einigermaßen realistischen Betrachtungsansätzen nicht mehr rückzahlbar, sondern der Zins/Zinseszins würde die Schuldenlast auch ohne neue Schulden ansteigen ließe. Der Gedanke, dass das Geldsystem oder noch geistreicher, das Kultursystem, gut so weiter zurecht käme, eben nur die Schulden nicht weiter wachsen sollten, ist ungefähr so geistreich wie wenn man einem Mann in einem leckgeschlagenen Paddelboot raten würde weniger zu essen, um leichter unter zu gehen (oder vielleicht vor dem Sinken noch zu verhungern). Falls du das jetzt als witzig konsumierbare Satire verstehst und deine Frau wie gewohnt anweist Abendbrot zu machen, mal der Hinweis auf eine Realität um dich herum. In den USA beziehen etwa 40 Mio Menschen Essensmarken. Verbindlichkeit tut denen sicher gut.

Wie hieß es noch „Zu allen Zeiten schon…Schuld für die Armen, Vergebung von den Reichen“.

Bernd
 
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AW: Barriere Schuld

.....
Diese Gedankengänge erinnern ein wenig an die Kirche, die den Menschen für „von Geburt an schuldig“ hielt…um ihn gut im Griff zu haben.
.....
Bernd

Ja, wahrscheinlich geht es sowohl den Kirchen als auch den Banken darum, über den Schuld- bzw. Schulden-Komplex Macht und Kontrolle über die Schuldigen bzw. die Schuldner auszuüben ...:confused::dontknow:
Fragt sich bloß, wie lange die Menschen sich dieses bi-gotte Lügen- und Trickser-"Spiel" noch aufzwingen lassen ..., zumal Mutter Kirche und Vater Staat vor der Insolvenz/dem Bankrott stehen ... - und zwar nicht nur im sinkenden Vati-kahn-Staat und in Griechen- und Ir-Land, die bereits bankrott sind ...

moebius
 
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