Tragisch, egal was man fühlt, denkt und äußern möchte: Es macht dich in diesem Thread zu jemandes Feind. Im günstigsten Falle nur zur Hälfte der Teilnehmer. Ich mag kaum mehr dazu lesen. Dem Philosophen sollte die Erkenntnis heilig sein, das ein Leben genauso viel wert ist wie Hunderttausend.
Tja, und doch gibt es keinen Thread über eine Autounfall, der ein Todesopfer gefordert hat, sondern mit "Israel im Krieg" nur einen über ein Ereignis, der tausende fordert. Auch sind die Voraussetzungen, eine Reisebus lenken zu dürfen, deutlich strikter als jene bei einem PKW. Weil im Reisebus die Leben von mehr Menschen betroffen sind als in einem PKW.
Ein Ideal muss sich weder um die Realität noch um andere Aspekte kümmern. Daher darf man Ideale als Ziel am Horizont sehen, auf die man sich zubewegen sollte, aber wer diese für den einzigen Zustand hält, der erlaubt sein darf, der begeht eine Eselei.
Daraus sollten wir unsere Gedanken zum Geschehen ableiten. Es reicht hier nicht, abzuwägen. In der Evolution gibt es keine Rache. Tiere erfreuen sich auch nicht am Leid ihrer erjagten Nahrung.
Aber dennoch wirst du von Wespen gepiekst, wenn du ihnen zu sehr auf die Pelle rückst. Abschreckung, und damit sind nicht nur Drohgebärden gemeint, sind ein gängiges Mittel im Überlebenskampf. Die Wespen werden deswegen weitgehend in Ruhe gelassen, weil Mensch und Tier gelernt haben, dass ihnen bei einem Angriff Schmerzen drohen. Um dies zu zeigen haben einzelne Wespen in der Vergangenheit ihr Leben riskiert und auch gelassen. Aber dieses Verhalten diente dem Wohl der Spezies. Hätte die Natur den Wespen das Analogon des humanistischen Ideals auferlegt (jede einzelne Wespe ist heilig und sie darf ihr Leben nicht für andere riskieren), würden alle Wespen Angriffen von jedem, der ihen ans Leder will, ausgesetzt und letztendlich würden alle leiden.
Schadenfreude hat man bei Primaten beobachtet, bei Wölfen oder Mardern den Blutrausch wenn sie Beute im Überfluss vorfanden. Doch sicher haben sie hinterher nicht damit geprahlt, ihr Selbstwertgefühl durch Anerkennung des Rudels erhöht.
Bei Primaten bin ich mir da nicht sicher, aber bei Wölfen oder Mardern kann ist "Schadenfreude" wohl ausgeschlossen. Ja, man kann bei ihnen da und dort eine Art Blutrausch beobachten, aber das ist kein Einzelfall, wo bei Tieren die Instinkte "durchgehen", sodass sie ein scheinbar sinnloses Verhalten an den Tag legen. Man denke nur daran, wenn eine Büffelherde ohne erkennbaren Anlass durchgeht (also der Fluchtinstink durchgeht) oder manche Tiere andere adoptieren, was zwar aus menschlicher Sicht "toll" sein mag, aber nicht aus evolutionärer aus der Sicht der Adoptiveltern.
Die erhalten sie nur in Form erkämpfter Rudelführerschaft. Was trieb und treibt nun die Führer zweier Gemeinwesen, egal ob groß oder klein, zur Unmenschlichkeit?
Es ist ein Fehler, Kriege nur auf deren Führer zu reduzieren. Bei autonom handelnden, wie Putin, geht das weitgehend, aber bei demokratischen Systemen ist die persönliche Entscheidungsfreiheit der Entscheidungsträger sehr begrenzt.
So zeigt das nicht sehr großes Verständnis, wenn man Kriege vorwiegend als "Dominanzkampf zweier Gockel" darstellen möchte.
Und ja, Kriege mögen uns "unmenschlich" erscheinen. Aber sie sind höchst menschlich. Es gibt sie länger als es Menschen gibt und sie sind ständige Begleiter. Wir haben nur den Luxus, dass wir momentan auf einer Insel der Seligen leben dürfen, die eine Periode des Friedens udn Wohlstands genießen dürfen. Das hat aber leider dazu geführt, dass manche glauben, dieser Zustand sei der Normalzustand, für den man nichts zu tun bräuchte. Aber nein. Demokratie, Frieden und Wohlstand kann nicht nur konsumiert werden, sondern muss hart erarbeitet, gepflegt und verteidigt werden. Auch mit militärischen Mitteln.
Ich hasse es, mich nicht positionieren zu können, meine Modelle versagen hier. Nur zu zwei Arten von Menschen im Dunstkreis des Konflikts habe ich eine klare Meinung: Frauen und Queere die bei ihrer Positionierung, der Äußerung ihrer Sympathie für den Überfall der Hamas eines vergessen: Dass hier gerade jedes Selbstverständnis, jedes erkämpfte Recht von Frauen unentschuldbar seiner Existenz beraubt wurde.
Ja, Ideologen handeln und positionieren sich oft irrational.