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Alternative: Sozialwirtschaft?

Diese deklamatorischen Pfähle, die du da rammst, müssen in Bezug zur Realtiät betrachtet werden. Weder eine Gesellschaft noch eine Marktwirschaft ist ein Objekt in einem in sich geschlossenem Raum, an dem man nach belieben herumexperimentieren kann.
Das Recht des Stärkeren, d.h. in unserem System des Fleissigeren, Schnelleren, Geschickteren, besser Gebildeten usw. hat sich als das geringere von allen Übeln bestens bewährt, alternative Modelle sind ausnahmslos gescheitert. Soll man das Pferdefuhrwerk neu erfinden, obwohl wir bereits motorisierte Fahrzeuge haben ?
Was immer du für Gedanken hast, stelle sie in Zusammenhang mit der bestehenden Realität dar, akademische Luftnummern haben in einer Volkswirtschaft keine praktische Bedeutung, da sich damit weder ein Kleinbetrieb noch ein Grosskonzern führen lässt.
Mit der Ökologie ist es ähnlich. Gerade die Grünen machen den Fehler, einen guten Grundgedanken nicht in Bezug zur Technik und der Wirtschaftlichkeit zu setzen. So kann man natürlich an jeder Ecke ein Windrad aufstellen, muss sich jedodch zugleich bewusst sein, dass durch diese Verteuerung der Stromproduktion bestimmte Industrieformen nicht mehr betreibbar sind und damit einher ein Verlust von Arbeitsplätzen geht.
Es ist, wie du schreibst, alles hängt mit allem zusammen, aber eben auf der untersten praktischen Ebene.
Versetze dich doch mal in Situation eines Unternehmers, der jeden Tag Entscheidungen zu treffen hat, die in ihrer Summe über die Existenz des Betriebs entscheiden. Nur dies ist der richtige Blickwinkel zur Entwicklung alternativer Modelle.
Das Recht des Stärkeren, wobei es in der Praxis das Recht des Besseren ist, durch das Recht des Schwächeren zu ersetzen oder durch eine Nivellierung von beidem, würde genau zu dem Versagen des Sozialismus/Kommunismus führen. Besser zu sein muss belohnt werden, es liegt in der Natur des Menschen. Selbstständig zu sein, also Selbst und Ständig, muss den Anreiz des Mehrwerts haben, warum sollte man sich sonst derartiges antun.
In einer sozialen Marktwirtschaft, wie sie real besteht, gibt es das Recht des Stärkeren nicht, sondern es ist zum wirtschaftlichen Vorteil des Besseren geworden, und das ist gut so. Deine Feststellung in diesem Punkt entspricht nicht der Wirklichkeit, die Prämisse deines Beitrags ist falsch. Da gibt es deshalb nichts zu ändern, das Recht des Stärkeren gibt es in unserem Land nicht.
 
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wie lernen Menschen?

a) gar nicht (was die eine Generation erfährt, vergisst die nächste)
b) in Zeitlupe (es braucht Jahrhunderte oder noch länger)
c) sofort (es bedarf einer Diskussion)


bei dem, was ich derzeit bei Dir zwischen den Zeilen lese,
möchtest Du, daß nicht diskutiert wird.
(wer diskutiert, ist entweder ein weltfremder Philosoph oder ein realo :jump1:Ökoterrorist)

G L A U B E M I R

die realste Grundlage ist die Scholle,
auf der wir leben
Du kannst machen, was Du willst,
Du musst nur aufpassen,
daß das, was Du tust,
die Scholle nicht nachhaltig ändert,
sonst stirbst Du aus

momentan sind Schollen politisch unerwünscht
damit haben wir ein reales Problem

die Symptome dieser Krankheit spürst auch Du,
denn sie bringen Dich dazu,
hier Deine Meinung kundzutun

nur schütte das Kind nicht mit dem Bade aus,
wie willst Du sonst irgendetwas ändern
 
Du regst eine Diskussion an unter zwei falschen Prämissen.
1. Die Prämisse, es würde das Recht des Stärkeren gelten, ist falsch. Du verwechselst dies mit dem Vorteil, den der Bessere hat, es ist etwas grundsätzlich anderes
2. Die Prämisse, wir würden durch Industrialisierung die Umwelt zerstören, ist ebenso falsch. Der Mensch verändert die Natur in seinem Sinne und Nutzen. Dies geschieht, seitdem es Menschen gibt, nichts Neues also. Die Natur verändert sich durch vielfältige Einflüsse, seitdem es sie gibt. Die Vorstellung, die Natur und das Weltklima müsse eine feste Konstante sein, scheint mir eher ein Teil der Umwelthysterie zu sein, sie war es noch nie. Ausser den Naturgesetzen gibt es im Universum keine festen Konstanten.

Natürlich gibt es Änderungsbedarf. Gesellschaft und Wirtschaft ist ein dynamischer Prozess, der permanenten Änderungen unterworfen ist.
Es ist notwendig, diese Änderungen in eine Richtung zu lenken, die die Lebensverhältnisse der Menschen verbessert und die Natur in möglichst geringem Masse beeinträchtigt. Insofern besteht tatsächlich steter Diskussionsbedarf. Wenn du diese Problemstellung als Grundlage nimmst, hast du dafür den richtigen Ansatzpunkt, also nicht nicht mit Scholle und so.
 
Wo der Kapitalismus dumm wird,

ist der Punkt, wo er in gedankenlose Geldgier ausartet, wo man vergisst, dass es (derzeit noch) Ressourcen gibt, die, sobald man sie rücksichtslos verbraucht, nicht wiederbringlich sind. Praktisches Beispiel: der Walfang. Wenn man die Wale ausgerottet hat, was wird man dann machen mit den sündteuren Schlacht- und Fabrikations-Schiffen ? Wird man sie etwa beim Heringsfang nutzbringend verwenden können ?

Ein weiterer Punkt ist der, wenn man die Löhne für die ausführenden Kräfte so niedrig hält, dass sie sich gar nicht erholen bzw. regenerieren und in weiterer Folge auch nichts oder zu wenig leisten können. Die Dummheit, dass man heute schon fähige Mitarbeiter bis zu ihrem 45. Lebensjahr auspresst wie eine Zitrone und dann fallen lässt wie eine heiße Kartoffel, ist evident.

Wir brauchen wieder einen gewissen Universalismus, nach dem wir nicht sagen: nur Kapital oder nur Umwelt oder nur das Wohl der Schwachen, sondern sowohl das Kapital, als auch Umwelt als auch die Grundversorgung für die Schwachen. Das Naturgesetz allein - das wir natürlich nie ignorieren können - wird dazu aber zu wenig sein.

Liebe Grüße

Zeili
 
Der Walfang ist ein schlechtes Beispiel, weil er mit Europa und dem Welthandel rein gar nichts zu tun hat, es ist mehr die Marotte weniger Länder. Es scheint jedoch, dass der Bestand durch Schutzmassnahmen relativ stabil ist. Die wenigen Walfangschiffe haben selbst für die Länder, die Walfang betreiben, kaum wirtschaftliche Bedeutung. Es ist ein Artenschutzproblem, das unter guter Beobachtung steht.
Wenn Du den Kapitalismus nur auf die Basis der Geldgier stellst, begehst Du einen Gedankenfehler. Ab einem bestimmten Eigenvermögen hat Geld keine praktische Bedeutung mehr, es ist nur mehr das Synonym für erfolgreiches Handeln, der Erfolgsbarometer, an dem sich eine betriebliche Entscheidung misst.
Auch der grösste Kapitalist hat kein Interesse an einer verarmten Bevölkerung, ganz im Gegenteil. Nur wer Geld hat, kann seine Produkte kaufen. In dem Punkt sind die Interessen deckungsgleich. Das Problem liegt in den Ramenbedingungen, die der Staat vorgibt. Durch den Wegfall von Zöllen und die Öffnung der EU in Richtung Osten wird der Unternehmer gezwungen, mit Ländern in Konkurrenz zu treten, die eine völlig andere Lohn- und sozialstruktur haben. Ein Automobilarbeiter bei Ford in Polen kostet incl. Nebenkosten dem Betrieb 480 EUR, eine Sekretärin in Tschechien, zweisprachig mit guter Ausbildung 26 Jahre alt, 420 EUR. Alleine die Lohnnebenkosten in Deutschland sind bereits so hoch. Dazu kommen die Billigimporte aus China, wobei ab 1.1.05. die Mengenbeschränkungen für Textilien wegfallen. Ich kenne einen Betrieb, der Kfz.-teile als Austauschteile erneuert. Da kostet z.B. der Anlasser für einen Golf 24 EUR. Das gleiche Teil bietet China als Neuprodukt für den selben Preis an.
Die Firmen haben am Anfang versucht, durch Minderung des Personalbestands bei gleicher Leistung, also durch Mehrbelastung der restlichen Mitarbeiter, kosten zu sparen. Dadurch kam es zu der von Dir beklagten Mehrbelastung, die durchaus auch partiell zu einer Überbelastung führen konnte.
Je nach Betriebsstruktur und Produkt genügt auch das nicht, am Ende ist eine Betriebsverlagerung notwendig, um zu überleben.
Dazu kommt noch eine Zuwanderung aus der Türkei und Russland, die speziell im Niedriglohnsektor zu einem starken Verdrängungswettbewerb geführt hat. Auch der Sozialtransfer für diese Gruppe belastet die Arbeitskosten indirekt, dazu die extrem hohen Energiekosten und Bürokratie.
Wenn Du mir eine Lösung anbieten kannst, wie man bei einer derartigen Gemengelage höhere Löhne zahlen und die Mitarbeiter weniger beanspruchen soll, dabei aber wettbewerbsfähig bleibt, lass es mich wissen. Du hättest den Stein des Weisen gefunden.
Die Lösung wäre die Herstellung gleicher Lohn- und sozialstrukturen in allen EU-Ländern. Wie soll das jedoch ermöglicht werden, wenn jeder neue Beitritt im Hauruck-Verfahren ohne Rücksicht auf die eigene Wirtschaft abläuft. Hätten wir Osteuropa auf unser Niveau gehoben, kommt schon die Türkei.
Die Politiker haben durch die überstürzte Erweiterung der EU eine Wettbewerbssituation geschaffen, die in Folge jeden Mitarbeiter im Inland trifft. Der Kapitalismus ist nicht die Ursache. Er hat in den letzten 50 Jahren einen Wohlstand für die breite Bevölkerung geschaffen, wie es ihn noch nie in der Geschichte gab. Wenn jetzt davon etwas zurückgenommen wird, ist die Schuld bei einer falschen Politik zu suchen, die zusehr von weltfremdem Idealismus getragen wird und zu wenig Rücksicht auf die wirschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen nimmt.
Diese Politik ist zu ändern, nicht das System.
 
Aus Deinem letzten Beitrag, mahavao (Nr. 15),

lese ich, dass Du auch für die ökosoziale Marktwirtschaft bist. Richtig ?

Viele Grüße

Zeili
 
Ich habe es immer gerne etwas konkreter. Mit einer Worthülse wie ökosoziale Marktwirtschaft kann ich rein gar nichts anfangen. Darunter versteht jeder etwas anderes. Es ist deshalb ohne konkrete Erläuterung, mit praktischen Beispielen verknüpft, nicht möglich, diese Frage zu beantworten.
 
Ob man es nun das Prinzip des Recht des Stärkeren, oder dasjenige erfolgreichen Handelns nennt: Es ist nicht auszuhebeln. Jeder zieht die Grenze anders, wo denn nun Bedürfnisbefriedigung anfängt und wo luxeriöser Kokolores anfängt. Auf DDR-Rechnern könnten wir dieses Gespräch jedenfalls nicht führen...
Allerdings plädiere ich - im Gegensatz zum vorherrschenden Neoliberalismus - für eine Einschränkung des Wettbewerbs auf einigen Gebieten. In GB hat die Privatisierung der Bahn Katastophales bewirkt. Die Privatisierungserfolge der Bundesbahn sind zumindest zweifelhaft. Grundbedürfnisse sollten nicht hemmungslos dem Wettbewerb ausgesetzt werden. Zum Beispiel das Wohnen: Immobilienspekulation ist das hässliche Anlitz des Kapitalismus. Man redet immer von Lohnnebenkosten; sollte man nicht auch von Lebensnebenkosten sprechen, die aufgrund von Spekulation entstehen?
Die Mietkosten sollten gesenkt werden. Das könnte staatlich geregelt werden. Der Staat müsste für eine Übergangsphase entgehende Mieteinnahmen ausgleichen, dann müssen die Vermieter selbst weitersehen. Geld wird frei durch paralleles Senken der Löhne, die aber weniger sinken als die Mieten. Dadurch gibt es Mehreinnahmen durch Konsum.
Desweiteren geht es nicht an, dass die Energieunternehmen Sparerfolge der Verbraucher mit Preiserhöhungen bestrafen. Hier muss der Staat eingreifen. Sparen muss sich lohnen, schon damit Freiheit für Bedürfnisbefriedigung bleibt.
Generell, da die Arbeit nicht mehr sondern weniger wird (da hilft auch kein Angleichen der Lohnniveaus an den Osten), geht die Tendenz hin zu einer Grundsicherung der Bürger. Platz nach oben für individuelle Bedürfnisse ist dann noch genug. Es wird aber nicht merh so sein, dass sich jeder Hilfsarbeiter bei VW ein Haus bauen kann.
Ein Weg Richtung Grundsicherung und Unterbindung von Spekulation (auch an den Börsen) wäre schon ein wesentlicher Fortschritt.
 
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Robin schrieb:
Ob man es nun das Prinzip des Recht des Stärkeren, oder dasjenige erfolgreichen Handelns nennt: Es ist nicht auszuhebeln. Jeder zieht die Grenze anders, wo denn nun Bedürfnisbefriedigung anfängt und wo luxeriöser Kokolores anfängt. Auf DDR-Rechnern könnten wir dieses Gespräch jedenfalls nicht führen...
Die Grenze(n) hat die Obrigkeit zu ziehen, so, dass niemand hungert, friert oder an Krankheiten leidet, die längst heilbar sind.
Gibt's denn die DDR-Rechner überhaupt noch ?

Allerdings plädiere ich - im Gegensatz zum vorherrschenden Neoliberalismus - für eine Einschränkung des Wettbewerbs auf einigen Gebieten. In GB hat die Privatisierung der Bahn Katastophales bewirkt. Die Privatisierungserfolge der Bundesbahn sind zumindest zweifelhaft. Grundbedürfnisse sollten nicht hemmungslos dem Wettbewerb ausgesetzt werden. Zum Beispiel das Wohnen: Immobilienspekulation ist das hässliche Anlitz des Kapitalismus. Man redet immer von Lohnnebenkosten; sollte man nicht auch von Lebensnebenkosten sprechen, die aufgrund von Spekulation entstehen?
Die Mietkosten sollten gesenkt werden. Das könnte staatlich geregelt werden. Der Staat müsste für eine Übergangsphase entgehende Mieteinnahmen ausgleichen, dann müssen die Vermieter selbst weitersehen. Geld wird frei durch paralleles Senken der Löhne, die aber weniger sinken als die Mieten. Dadurch gibt es Mehreinnahmen durch Konsum.
Gehen wir in die gleiche Richtung, Robin. Ein - später auch vollzogenes - Gesetz gegen Mietwucher könnte abhelfen.

Zeili
 
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