AW: Abtreibung und der Wert des Lebens
Uff - ein äußerst schwieriges Thema!
Ich muss gestehen, dass ich speziell beim Thema Abtreibung eine sehr unkonventionelle Ansicht vertrete. Ich überlegte über Jahre aus welchen Gründen ich welche Argumente für mich zulassen konnte, und welche nicht. Und stehe meinem eigenen Ergebnis auch heute noch kritisch gegenüber.
Zunächst bin ich im Generellen für die Möglichkeit der Abtreibung, und dies ohne den Zwang einen Grund / eine Rechtfertigung vor Dritten erbringen zu müssen. Zusätzlich halte ich es sogar ethisch vertretbar noch bis zum Zeitpunkt der Geburt/Entbindung zu abortieren.
Mir ist bewusst, wie kontrovers dies manche empfinden mögen; darum möchte ich mich versuchen zu erklären:
Ich sehe ein Kind im Mutterleib (irrelevant des Entwicklungsstandes, eben bis zur Entbindung) als Teil des Körpers der Mutter. Sie hat das Kind seit den ersten Zellteilungen nicht nur als Anhängsel mitversorgt, sondern es war ebenso ein Teil von ihr wie ein Arm oder Bein. Und da ich es als ethisch inkorrekt empfände einem Menschen vorzuschreiben, was er mit seinem/ihrem Körper tun darf oder nicht - so sehe ich es auch als falsch an einer Mutter verbieten zu wollen was sie mit dem Inhalt ihres Bauches zu tun oder lassen gedenkt. Bis zur Entbindung sehe ich das Kind daher als "Eigentum" der Mutter an, welches für mich keine eigenen Rechte hat. Erst mit der Entbindung/Geburt wird diese Körperliche Einheit getrennt, und dieser Rechtsanspruch verliert sich.
Argumentationen wie "die Vernichtung/Verhinderung potentiellen Lebens" empfinde ich als zu schwammig. Denn, schliefen Mann und Frau miteinander und verhüteten mit einem Kondom; so würde ebenfalls ein potentielles Leben verhindert.
Ein Problem, das ich für mich bisher noch nicht lösen könnte, ist der "Rechtsanspruch" bzw. Mitentscheidungsgewalt des Vaters. Intiutiv würde ich sagen, da das Kind zu gleichen Teilen aus Mutter und Vater besteht, so soll auch der Vater die gleichen Rechte wie die Mutter erhalten. Jedoch müssten bei gleichem Recht auch die gleichen Pflichten beider Seiten einher gehen, bzw. ist das Kind nicht so körperlicher Teil des Vaters wie der, der Mutter; was für eine höherwertige Entscheidungsmacht der Mutter spräche.
Den Wert des Lebens im Generellen zu definieren, scheint beinahe noch schwieriger. Um einen (objektiven) Wert des Lebens definieren zu können, so müsste man zunächst ein Objektives Ziel der Spezies Mensch finden. D.h., sich zumindest auf ein Ziel einigen, welches es vernünftiger Weise anzustreben gilt. Wenn dieses Ziel, wie Biologen und unser augenblicklicher Zeitgeist scheinen nahezulegen, der Fortbestand unserer Spezies gen der Ewigkeit darstellt - so ist der Wert eines Menschen in genau dem Beitrag zu messen, welcher er zur Erreichung eben dieses Zieles beiträgt.
Man könnte nun versuchen mich eines Selbswiderspruchs zu bezichtigen - auf der einen Seite Müttern Abtreibungungen erlauben wollen, und auf der anderen Seite menschliches Leben als Quelle des heheren Ziels menschlichen Fortbestandes zu sehen (was dessen Vernichtung auszuschließen scheint).
Hierzu möchte ich sagen, dass
a) der Lebenswert, der nur über ein gewisses universales Verständnis vom Ziel einer Spezies annährend definiert bzw. benannt werden kann, durch die Natur seiner Prämisse niemals Anspruch auf absolute Wahrheit erheben kann; das Ziel einer Spezies über die ihr individueller Lebenswert definiert werden kann, könnte genau so gut auch ein vollkommen anderes, als deren simpler Fortbestand, sein. Und,
b) selbst wenn der Fortbestand der Spezies Mensch das objektive Kollektivziel des Menschen darstellt, welches jedem Menschen einen Lebenswert garantieren würde; so ist niemals evident, dass nich eventuell auch der Tod / die Nichtexistenz einiger Menschen dem Fortbestand der Spezies dienlich sein könnte.
Ich hoffe ich konnte meine relativ krasse Ansicht wenigstens in einer halbwegs einleutenden Art und Weise erklären!
MfG, Xhanthan