AW: Vergebung
Vergeben zu können gilt als eine positive Eigenschaft. Auf der anderen Seite gibt es doch Taten, für die man dem Täter einfach nicht vergeben kann. ...
Wenn man dem Täter größten Hass entgegenbringt, kann man ihm in keinem Fall vergeben. Aber andererseits... Ist die Zuneigung zum Täter ein Maß für die Vergebung?
Vergeben können ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft, eben deshalb gibt es dazu viele soziale Aspekte. Und eben deshalb reizt es mich besonders, lieber Ginsi, hier nach ziemlich langer Zeit wieder einmal etwas los zu lassen. Ähhhm, na ja...
Jemand zu vergeben ist nicht selten ein Täuschungsmanöver: Man meint es nicht ganz ehrlich und versucht sich dadurch eher in der sozialen Rangstufe über die Betroffenen zu stellen (etwa deshalb, weil man diese nicht wirklich respektiert).
Mir erscheint auch die Unterscheidung sehr wesentlich, ob ich
etwas oder ob ich
jemand vergeben soll:
Eine Tat vergeben oder
einem Menschen?
Meinem Verständnis nach bezieht sich "Vergebung" weniger auf die Tat. Diese kann man zwar verstehen, auch wenn man sie verurteilt, aber wenn man sie verurteilt, kann man sie wohl kaum "vergeben". Das wäre für mich zu verwirrend.
Einem Menschen vergeben zu können sehe ich
immer als eine Möglichkeit und eine Chance, ungeachtet der Tatsache, dass wir uns oft dazu nicht aufraffen können. Aber es ist für mich eben diese typisch menschliche Eigenschaft, andere Situationen und andere Lebensrollen, andere Persönlichkeiten und andere Mentalitäten mehr oder weniger nachempfinden und nachvollziehen zu können - andere mehr verstehen zu können. Aus dem Verständnis wachsen, vielleicht auch erst später, die Toleranz und die Bereitschaft zur Vergebung; den Hass können wir dadurch ev. anders empfinden und er könnte ev. nicht mehr so blockierend wirken.
Das muss und kann nicht immer heißen, dass nun alles Liebe, Wonne, Waschtrog und Eierkuchen ist. Das ist natürlich ein Idealbild, dem wir uns nur annähern können, wenn wir dazu bereit sind.
Ein großes Problem dabei – neben den vielen individuellen Voraussetzungen - wäre etwa: Wir haben oder nehmen uns sehr oft gar nicht die Zeit, oder es fehlt ganz einfach der passende Moment und die Gelegenheit, den nötigen Kontakt aufzunehmen bzw. uns zu informieren und über all das nachzudenken, was notwendig wäre, um uns selber (und unsere eigenen Unzulänglichkeiten!) und um andere in dieser Sache besser zu verstehen!
Oft die verpassten Gelegenheiten, was auch mir persönlich ziemlich häufig ein wenig (oder mehr) Leid tut...
Besonders bei größeren Vergehen und Verletzungen ist es aber mit Nachdenken und gutem Willen allein noch lange nicht getan. Oft muss man über sich hinauswachsen, sich überwinden und etwas tun:
kathi schrieb:
dabei ist es ebenso wichtig, vorher die negativen gefühle da sein zu lassen. das was einem angetan wurde und verletzt hat, muss eingestanden und - wenn möglich - vor dem täter auch ausgedrückt werden.
doch erst wenn der täter die tat auch als solche erkennt und ebenso sieht, was er getan hat und bereut, ist der ganze ausgleich zur versöhnung möglich.
lg
Andreas