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Wozu Monogamie?

Walter

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3. Oktober 2002
Beiträge
5.013
Original geschrieben von PhilippP
die sexuelle Enthaltsamkeit beziehe ich auf die allgemeine Seite der Ehe, nämlich die weithin als selbstverständlich erachtete Tatsache, dass allein der jeweilige Ehepartner zur Befriedigung der sexuellen Bedürfnisse herangezogen werden darf. Eine sexuelle Aktivität ausserhalb der sog. Ehegemeinschaft ist hiermit ausgeschlossen.
Nun ist es eine Vermutung meinerseits, dass der Mensch für eine solche einseitige Sexualität im Grunde nicht vorgesehen ist und daher seine sexuellen Bedürfnisse, die jenem engen sexuellen Handlungsspielraum der Ehe auf Dauer nicht entsprechen, zu unterdrücken genötigt wird. Somit wäre die allgemeinhin idealisierte Ehevorstellung nur dann erhaltbar, wenn das eigentliche sexuelle Verlangen dieser untergeordnet wird.

Wie denkt ihr über sexuelle Monogamie? Ist sie natürlich oder von der Gesellschaft aufoktroiert?
Könnt ihr euch eine Beziehung vorstellen in der der Partner fremdgeht?
 
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Original geschrieben von walter
Wie denkt ihr über sexuelle Monogamie? Ist sie natürlich oder von der Gesellschaft aufoktroiert?
Könnt ihr euch eine Beziehung vorstellen in der der Partner fremdgeht?


Die sexuelle Monogamie ist sicher ein gesellschaftliches Phänome. Mit dem Erstarken des Privateigentums - so nehmen ernst zu nehmende Historiker und Soziologen an- wollte der "Herr Besitzer" auch " sein Eigentum" nur sich selbst, d.h. einem legitimen Sohn (Tochter) vererben.
Das geht nur, wenn an die Sexualpartnerin ebenfalls Besitzansprüche gestellt werden.Diese wurden dann auch rigidest durchgedrückt. Denkt daran, dass der Doppelmoral des Bürgertums des 19. Jahrhunderts entsprechend, es selbstverständlich war, dass der junge Mann sich die Hörner ( ich würde mal sagen, sein Horn) abstoßen durfte/ sollte, das Mädchen aber rein wie Schnee ( und meistens sogar dumm wie Stulle in sexuellen Sachen) in die Ehe gehen musste.

Das Gegenteil ist der Fall: der Mensch ist sicher eines der wenigen Wesen, das den Sexualtrieb ohne Fixierung auf die Erhaltung der Art ausleben kann.

Und wenn der Mensch dann nicht monogam ist, ist es nur Sache seiner/ ihrer Partner/in, damit fertig zu werden. Das sind dann Fragen der Ethik, des Sebstwertgefühles usw und abgekoppelt von der Sexualität des Menschen zu erörtern.
 
Ich denke wie Manjanna, dass die Monogamie, das Treueversprechen, eine Schlussfolgerung aus dem Besitzstreben ist, das die Menschen gewonnen hatten, als sie Werkzeuge und erarbeitete Konsumgüter schufen. Und aus den Herrschaftsstrukturen, in denen Menschen Menschen unterwarfen.
Verliebtsein ist das Entdecken einer Kostbarkeit, die sooo Kostbar eigentlich gar nicht ist...;) Verliebtsein - dieses himmelhochjauchzende Verliebtsein und auch die (mehr krankhafte) Eifersucht sind nicht ausschließlich naturbedingte sondern kulturgeschaffene Gefühle, die Glücklichsein und Glück halten wollen ausdrücken, aber schon die Sollbruchstelle des Glücks in sich tragen. Solange wir Liebe, Begehren, Besitz und Besitzenwollen vermischen, werden wir diese Probleme haben. Wir könnten lernen, "gesünder" zu lieben...

Gysi
 
Original geschrieben von walter
Wie denkt ihr über sexuelle Monogamie? Ist sie natürlich oder von der Gesellschaft aufoktroiert?
Könnt ihr euch eine Beziehung vorstellen in der der Partner fremdgeht?
Sexuelle Monogamie ist m.M. eine Selbstverständlichkeit in einer festen Liebesbeziehung. Aus meiner Sicht ist sie natürlich, weil ich den Mann, mit dem ich zusammenbin, liebe. Pärchen, die offen sind für alles und bereit sind, neues auszuprobieren, und suchen und finden was BEIDEN gefällt, keine Tabus kennen, sich nicht gegenseitig auslachen, sondern immer wieder Neues entdecken, haben es gar nicht nötig, die Befriedigung woanders zu holen. Denn innige Vertrautheit, die das alles überhaupt erst möglich macht, kann man eh nicht von jetzt auf gleich mit einem Fremden aufbauen. Wenn Beide sich gegenseitig etwas vormachen, verklemmt sind, sich anlügen und zu feige sind, den Mund aufzumachen, werden sie sich wahrscheinlich den Kick irgendwann mal woanders holen. Es mag ja sein, dass es Paare gibt, die von vorneherein sagen, dass sie nicht treu sind, wenn beide gleichgesinnt sind und dem nachgehen, ist es o.k.. Fies wird es nur, wenn sich "Treue geschworen" wird und hinterher heimlich fremdgegangen wird, feige, ekelhaft und charakterlos finde ich das. Dann sollten beide lieber so ehrlich sein und Schluss machen und mit ganzer Kraft eine neue Beziehung starten und nicht so ein elendes und verlogenes Doppelleben führen.
Mir ist es egal was "die Gesellschaft" denkt, aber ich selber bin treu und kann gar nicht anders und das Gleiche erwarte ich von meinem Partner. Hätte er damit Probleme, müsste er sich eine andere suchen, so einfach ist es, denn ich habe keine Lust einen Mann bis zum Lebensende unglücklich zu machen und ihn festzunageln, er wäre dann ein freier Mann und könnte sein Glück woanders suchen. Allerdings merke ich schon beim Kennenlernen, wie der Mann "gestrickt" ist und vor Hallodris mach' ich von vorneherein einen grossen Bogen, weil sie nicht zu mir passen.
 
Original geschrieben von Gisbert Zalich
Solange wir Liebe, Begehren, Besitz und Besitzenwollen vermischen, werden wir diese Probleme haben. Wir könnten lernen, "gesünder" zu lieben...

Ich gebe Dir Recht wenn Du sagst, dass Liebe nichts mit Besitz zu tun hat. Es gibt (sexuelles) Begehren ohne Liebe, aber wie sieht es mit Liebe ohne Begehren aus?

Und hier eine Frage auf die ich entweder keine Antwort möchte oder eine ehrlichte, durchdachte: Falls Du eine Freundin hast und sie liebst, ist es Dir wirklich völlig gleichgültig wenn Sie mit einem anderen Mann schläft?
 
Original geschrieben von walter
Und hier eine Frage auf die ich entweder keine Antwort möchte oder eine ehrlichte, durchdachte: Falls Du eine Freundin hast und sie liebst, ist es Dir wirklich völlig gleichgültig wenn Sie mit einem anderen Mann schläft?

Puhh ich geb auch mein statement dazu ab :) mir als grundauf eifersüchtiger mensch (habs aber im griff :) ),
wäre mir das absolut nicht egal!
Ich könnte mir auch nicht vorstellen das ich mit anderen männern schlafe während mein schatz den ich liebe zu hause sitzt und auf mihc wartet bis ich heim komme, genauso würde ich nicht zuhause sitzen wollen und warten bis mein freund nachhause kommt. durchgeschwitzt und mit dem parfum anderer frauen besudelt! Vielleicht sollte ich dann auch noch fragen: und einen geilen sex gehabt? nein das wär mir nicht recht. ich könnte den gedanken nicht ertragen das mein freund noch jemanden begehrt ausser mich. ich würde mich verstossen fühlen, würde mich nicht mehr als seine einzige liebe sehn, auch wenn er noch so fest begläubigt das ich die einzige liebe bin, und die andere einfach für sex da ist. warum kann ich nicht für die liebe und für den sex sein? ich würde mich fragen ob ich schlecht im bett bin? ob ich ihm nicht genüge, ob ich allein es nicht schaffe ihn glücklich (in jeder lage) zu machen.

liebe ohne Begehren? ohne verlangen nach ihm, nöööö? kenn ich nicht. liebe ohne begehren wie soll das denn gehn? ich liebe einen menschen, dann begehre ich ihn auch, dann begehre ich seinen attraktiven körper, seine schönen augen, seinen schön geformten mund, ich begehre seine küsse, seine berührungen.
ich kenn keine liebe ohne begehren, ich kenn liebe mit weniger begehren, und mit mehr begehren, aber keine ohne begehren.

LG Mag
 
Hallo Walter,

drehen wir den Spieß einmal herum und betrachten wir das, was wir dem/der Partner/in durch unser Besitzdenken verwehren. Hier fängt nämlich die so starr wirkende Einschränkung des anderen Menschen an, die wir ihm/ihr als derart selbstverständlich abverlangen und bei deren Nichtbefolgen kaum mehr Tolleranz oder Verständnis zu erwarten wäre.

Weshalb ist es für mich nicht tollerierbar, dass mein/e Partner/in mit einem anderen Mann/Frau sexuellen Verkehr ausübt?

Warum darf mein/e Partner/in nur mit mir sexuell aktiv sein?

Ist mein Liebesgefühl zum Partner/in abhängig vom sexuellen Tun meines Partners und weshalb ist dies so?

Ich - was mich betrifft - könnte mir durchaus vorstellen, dass sexuelle Freizügigkeit und Offenheit in einer Liebesbeziehung kein Nachteil wäre und ganz im Gegenteil eher ein Beweis dafür, dass hier die sexuelle Unabhängigkeit des Partners/Partnerin einerseits aktzeptiert werden kann, andererseits die gegenseitigen Empfindungen derart gefestigt sind, dass dies überhaupt möglich ist.

Oder ist es vielleicht doch nicht machbar Vertrauen und Liebe mit sexueller Freizügigkeit zu vereinen, ohne das diese Vereinigung sofort als krasser Gegensatz empfunden werden müsste? Nach herkömmlicher Vorstellung, die in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und von Generation zu Generation unhinterfragt weitergegeben wird, gar ein Ding der Unmöglichkeit. Es ist ein als Absolutum geglaubtes Tabu.

Viele Grüße,

Philipp
 
Original geschrieben von PhilippP
Ich - was mich betrifft - könnte mir durchaus vorstellen, dass sexuelle Freizügigkeit und Offenheit in einer Liebesbeziehung kein Nachteil wäre und ganz im Gegenteil eher ein Beweis dafür, dass hier die sexuelle Unabhängigkeit des Partners/Partnerin einerseits aktzeptiert werden kann, andererseits die gegenseitigen Empfindungen derart gefestigt sind, dass dies überhaupt möglich ist.

Hallo!

Damit reduzierst Du aber doch die Bedeutung der Sexualität auf ein von gegenseitiger Liebe unabhängiges Niveau!

Da muß ich Mag zustimmen. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, mit jemand anderem in eine sexuelle Beziehung zu treten und gleichzeitig liiert zu sein.

Original geschrieben von Mag200
ich liebe einen menschen, dann begehre ich ihn auch, dann begehre ich seinen attraktiven körper, seine schönen augen, seinen schön geformten mund, ich begehre seine küsse, seine berührungen. ich kenn keine liebe ohne begehren, ich kenn liebe mit weniger begehren, und mit mehr begehren, aber keine ohne begehren.

Mag, du sprichst mir aus dem Herzen.

Ich denke, daß diese Fragen nicht mehr viel mit der gesellschaftlichen Prägung oder einer traditionellen Ansicht sondern vielleicht eher mit unseren innewohnenden Gefühlen zu tun haben.

Nochmal: Wenn ich akzeptiere, daß mein Partner seine Sexualität bei/mit jemand anderem auslebt und vorgibt, mich zu lieben, löse in nach meinem Dafürhalten die Liebe von der Sexualität. Für mich ist aber erst die Liebe der Auslöser für Begehren und Sexualität. Alles andere ist doch eher animalisch, oder sehe ich das falsch?!


:confused: gruß!

eC
 
Original geschrieben von ein Christ
Damit reduzierst Du aber doch die Bedeutung der Sexualität auf ein von gegenseitiger Liebe unabhängiges Niveau!

Zwischen obigem Punkt und ...

Da muß ich Mag zustimmen. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, mit jemand anderem in eine sexuelle Beziehung zu treten und gleichzeitig liiert zu sein.

musst Du aber schon unterscheiden.

Aussage 1: Ich kann Sex mit jemandem haben ohne ihn zu lieben
Aussage 2: Ich kann Sex mit jemandem haben neben meiner Beziehung

Ich glaube diese beiden Dinge sollte man nicht mischen.
 
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Original geschrieben von ein Christ
Ich denke, daß diese Fragen nicht mehr viel mit der gesellschaftlichen Prägung oder einer traditionellen Ansicht sondern vielleicht eher mit unseren innewohnenden Gefühlen zu tun haben.

Das ist genau die Frage die mich interessiert: ist das unsere Natur (oder zumindest die Natur der meisten) oder gesellschaftliche Prägung?

Für mich ist aber erst die Liebe der Auslöser für Begehren und Sexualität. Alles andere ist doch eher animalisch, oder sehe ich das falsch?!

Das muss ohnehin jeder für sich selber entscheiden, als animalisch würde ich das aber nicht bezeichnen. Sex ohne Liebe funktioniert für mich auch sehr gut. Liebe macht Sex allerdings erst wirklich vollendet.
 
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