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Wozu Ehe?

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Meine Eltern haben ihre Ehe noch ohne zivilem Standesamt bei einer Pfarrei geschlossen. Das bedeutet, dass das Institut "Ehe" von einer Religion bzw. deren Kirche definiert und verwaltet worden war. Eine Eheschließung spielte vor allem in der Welt von Landbesitz eine Rolle. Wer kein Eigentum hatte, musste auch nicht heiraten. Noch bis in die Jahre 1960er hinein waren Paare in bäuerlichem Dienst (Knecht, Magd) kaum registriert verheiratet. Es war ja wirtschaftlich nicht nötig. Im National Sozialismus hat man versucht, diesen "Missstand" abzustellen, was aber bis in den Süden von Österreich nicht vollständig wirksam geworden war. Ehe und damit verbundene Kinderrate war wohl immer ein herrschaftliches Machtinstrument. Gegenseitiges Vertrauen zählte im Vergleich mit verordneten Regeln kaum eine Rolle. In feudalen Welten war eine Eheschließung einfach ein wirtschaftlicher Vertrag unter dem heiligen Bestandsschutz der Kirche. Heinrich VIII. hat das einfach durchbrochen, was viele seiner Untertanen und auch einige seiner Frauen das Leben gekostet hat.

Meine Mutter musste bei der kirchlichen Eheschließung noch einen Eid ablegen, "bis ans Lebensende ihres Mannes gehorsamer Untertan zu sein". Noch in den 1970er Jahren habe ich es in Deutschland erleben können, dass Ehemänner ihren Ehefrauen jeglichen sozialen Umgang außerhalb der Vier ehelichen Wände verbieten konnten. Mir, der ich deutsche Gebräuche nicht gekannt hatte, wurde von Ehemännern mehrmals unter strafrechtlicher Drohung es untersagt, deren Ehefrauen z.B. auf der Straße oder in einem Cafehaus zu treffen. So viel zur "christlich abendländischen Kultur". Ehe hat Eigentum an einer Frau geheißen. Dieser Illusion dürften auch heute noch manche Männer anhängen.
 
Einigen wir uns darauf, dass die Heirat eine rein juristische Geschichte ist und in den meisten Fällen nur aus diesem Grund zustande kommt. Wenn man beschließt zusammen zu leben und Kinder zu zeugen und gemeinsam großzuziehen, dann ist Heirat die einfachste Methode, alles in einem Aufwasch zu erledigen. Andernfalls müsste man beispielsweise die Vaterschaft anerkennen, um spätere Erbschaftsprobleme zu meiden, Rentenansprüche des Partners im Überlebensfall zu regeln und ähnliches mehr.

Was die Ehe für den Einzelnen bedeutet, das ist eine rein subjektive Sache. Diejenigen, die eine gescheiterte Ehe hinter sich haben, wollen sich oft nicht nochmal die Finger verbrennen; diejenigen, die sich nicht trauen getraut zu werden, weil sie Angst um ihre Beziehung haben, sollten es gefälligst lassen, weil sie ohnehin ihrer Beziehung nicht trauen und diejenigen, die in einer gesunden partnerschaftlichen Beziehung leben, halten sich gar nicht erst mit der Frage auf, ob diese Beziehung Ehe heißt oder sonst irgendwie.

Ich habe eine gescheiterte Ehe hinter mir und sie ist nicht deshalb gescheitert, weil wir verheiratet waren, sondern weil der Mensch sich mit den Jahren verändert und wenn diese Veränderung dazu führt, das sich die Partner auseinander entwickeln, dann scheitert eben die Beziehung, gleichgültig ob verheiratet oder nicht. Ich lebe seit vielen Jahren in zweiter Ehe sehr glücklich und wir haben nur deshalb geheiratet, weil wir uns einig waren, dass meine Frau für viele Jahre ihren Beruf aufgibt, um die Kinder zu erziehen und ich mich ums Finanzielle kümmere. Dadurch hat sie dann auch später Anspruch auf Witwenrente, wenn ich vor ihr den Löffel abgeben sollte. Wir führen somit eine romantische Beziehung und eine pragmatische Ehe. Das ist doch was, oder?:)
 
Aha ? Wozu dann das oft doch sehr kostspielige Zeremoniell und woher die Tränen ?

Es wird natürlich weiterhin als Wendepunkt im Leben des Brautpaares angesehen, obwohl es heute keiner mehr ist. Früher verließ die Tochter das Elternhaus und zog ins Haus des Ehemanns. Natürlich war es dann ein Grund für Mutter und Tochter zu weinen. Heute verlässt die Tochter das elterliche Haus mit achtzehn und zieht zu ihrem Freund. Das ist zwar für die Eltern auch ein Grund zu jubeln, aber sie unterdrücken es.:)

Was die Hochzeitsfeier angeht, dafür gibt es mehrere Gründe: Die Eltern freuen sich, dass sie die Verantwortung für das Kind endlich los sind; die Braut feiert ihren Freundinnen vor, dass sie einen gefunden hat, der bereit war, sie zu heiraten und die junge Generation heute freut sich ohnehin über jeden Anlass zu feiern. Man hat inzwischen sogar den Junggesellenabschied zu einem Riesenevent hochstilisiert und man fährt mit seinen Kumpels nach Prag oder Barcelona, - das waren zumindest zwei Ziele, bei denen mein Sohn dabei war – um zu feiern. Sei es drum, der Alltag holt sie alle wieder ein, spätestens wenn das erste Kind kommt.:)
 
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