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Wie trefft ihr Entscheidungen?

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AW: Wie trefft ihr Entscheidungen?

Danke für eure Beiträge und Ermutigungen bisher!

Mir kam zum Thema "Entscheidungsfindung" noch ein Gedanke, den ich irgendwann mal aufgeschnappt habe. Und zwar heißt es über "die Deutschen" (vielleicht auch über "die Österreicher"?) (ich weiß, ich weiß, Verallgemeinerung, aber muss jetzt mal grad sein), sie seien eher traditionsbewusst, und neuerungsabgeneigt, oder wie man das formulieren soll. So im Sinne von: Warum etwas reparieren, was noch funktioniert; warum etwas ändern, was doch noch ganz gut vor sich hin läuft.
Tja, und da habe ich mir die Frage gestellt, ob das heutzutage, vor allem unter jüngeren Leuten (da sich solche Verallgemeinerungen ja erstmal langsam durch viele Jahre hindurch entwickelt haben), überhaupt auch noch so ist, dass man eben lieber mal an Altbewährtem festhält, anstatt neue Wege zu gehen. Und eben inwieweit man nicht vielleicht auch persönlich durch solch eine "Volksmentalität" mitgeprägt wird/ist.
Wenn ich mir mich selbst angucke, denke ich schon, dass ich davon auch einiges auf den Weg mitbekommen habe, was eben dann evtl. auch mein persönliches Entscheidungsverhalten mit beeinflusst. Wie denkt ihr darüber? Konntet ihr vielleicht auch einen wahren Kern dieses Klischees bei euch selbst entdecken??

CloudDiver
 
traditionsbewusstsein und starrheit

hallo CD,
interessante fragestellung.

insgesamt finde ich es nicht schlecht sondern auch schön, wenn nicht gleich bei jeder kleinigkeit alles "weggeworfen" wird, was eigentlich sonst noch ganz in ordnung (evt. nur verbesserungs- oder ergänzungsbedürftig) wäre. solch ein verhalten erscheint mir als "verschwendung" und "missachtung der ressourcen". v.a. im materiellen bereich.

andererseits halte ich es nicht für sinnvoll, an altem auch dann festzuhalten, wenn dies nicht mehr dienlich oder sogar hinderlich ist.
speziell bei "alteingesessenen anschauungen" oder "festgefahrenen verhalten" ist das so. hier findet 1. keine missachtung der ressourcen statt und 2. spiegelt sich in dieser starrheit doch nur die angst for dem neuen - vor dem unbekannten.

dass das bei unseren elterngenerationen so ist, finde ich schon. neues gedankengut ist meistens ein vorrecht der jugend. die hat genügend mut, etwas neues auszuprobieren. ;)

lg kathi
 
AW: traditionsbewusstsein und starrheit

insgesamt finde ich es nicht schlecht sondern auch schön, wenn nicht gleich bei jeder kleinigkeit alles "weggeworfen" wird, was eigentlich sonst noch ganz in ordnung (evt. nur verbesserungs- oder ergänzungsbedürftig) wäre.
...
andererseits halte ich es nicht für sinnvoll, an altem auch dann festzuhalten, wenn dies nicht mehr dienlich oder sogar hinderlich ist.
speziell bei "alteingesessenen anschauungen" oder "festgefahrenen verhalten" ist das so.
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dass das bei unseren elterngenerationen so ist, finde ich schon. neues gedankengut ist meistens ein vorrecht der jugend. die hat genügend mut, etwas neues auszuprobieren.
Hallo Kathi,
Das kann ich vom Anfang bis zum Schluss mit Überzeugung unterschreiben.
Viele grundsätzliche Probleme entstehen meiner Ansicht nach aber dadurch, dass es eben verschiedene Wertungen, Meinungen, Erfahrungen darüber gibt, was erhaltenswert ist und was geändert werden muss (v.a., aber nicht nur generationsbedingt).
Überspitzt gesagt: "Die Jungen" wollen alles neu und anders (Einfallsreichtum, Neugier, Selbstständigkeit durch Loslösung), "die Alten" wollen "das Ihre" behalten (Erfahrungen, Vertrauen in Bewährtes, Angst und die Unsicherheit, Gewohntes zu verlieren).

Ein Beispiel dazu: Die antiautoritäre Erziehung hat einerseits mit vielen althergebrachten Erziehungsmethoden gehörig und zu Recht aufgeräumt, leider wurde das dabei sehr oft mit Laissez-faire verwechselt und dabei die nötige Autorität und die Vorbildwirkung (pos. u. neg.) unterschätzt.

lg
Andreas
 
AW: Wie trefft ihr Entscheidungen?

(...)
Ein Beispiel dazu: Die antiautoritäre Erziehung hat einerseits mit vielen althergebrachten Erziehungsmethoden gehörig und zu Recht aufgeräumt, leider wurde das dabei sehr oft mit Laissez-faire verwechselt und dabei die nötige Autorität und die Vorbildwirkung (pos. u. neg.) unterschätzt.

lg
Andreas

Hallo Andreas!
Dein Beispiel von der antiautoritären Erziehung passt mMn genau zum Thema Entscheidungsfindung.
Ich habe meine Kinder antiautoritär erzogen. Das hat mir von Leuten, die mehr der "schwarzen Pädagogik" zugeneigt waren, oft die Beurteilung "laissez faire-Mutter" beschert. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass von außen hauptsächlich die Lebendigkeit und "Frechheit" meiner Kinder erlebt wurde, nicht aber der Prozess dahinter, der zu diesen Ergebnissen führte.

Nachdem antiautoritär eben der krasse Gegensatz zu der noch immer üblichen Erziehungsart "autoritär" war, fiel es natürlich unangenehm auf, dass auf einmal auch Kinder da waren, die ihre Meinung sagten, auch redeten, wenn man sie nicht erst fragte, die also Eigenschaften hatten, die heute als angenehme Manieren gelten.

Die Laissez-faire-Typen gabs natürlich auch, es war ja noch keine geübte Erfahrung mit der neuen Methode vorhanden. Viele wussten nur, dass sie nicht so wie ihre Eltern mit ihren Kindern umgehen wollten, waren dann aber hilflos, wenn sie vor der Entscheidung standen, was sie nun aber tun sollten, um ihre Kinder anzuleiten.

Meine Tochter (jetzt 36 J. und vier eigene Kinder) hat mir vor ca. 10 Jahren "den Kopf gewaschen", weil sie sich von mir überfordert gefühlt hätte. Ich hatte sie in viele Entscheidungen - wie die Wahl ihrer Schullaufbahn oder die Festsetzung von Zeiten, wo sie daheim zu sein hatte - miteinbezogen. Sie meinte, da habe sie ja noch gar nicht ermessen können, welche Folgen das hätte.

Vor fünf Jahren, als sie gerade beim zweiten Kind schwanger war, war ihre Einstellung schon anders. Sie konnte erkennen, dass es immer etwas zu entscheiden gibt, auch wenn man die Folgen nicht überblicken kann. Entscheidungen wirken sich ja nicht auf die Ewigkeit aus, es gibt immer wieder die Möglichkeit, eine neue Entscheidung zu treffen.

Vor drei Wochen hatte ich wieder ein Gespräch mit ihr, in dem sie mir erklärte, sie sei froh, dass ich ihr so viel für ihr Leben mitgegeben habe. Die Zeiten der Überforderung haben ihr auch ermöglicht, dorthin zu schauen (gezwungenermaßen aus ihrer Sicht), wo sie von selbst nicht hinschauen wollte, nämlich die Konsequenzen ihres Handelns selbst kennenzulernen. Jemand anderem Schuld in die Schuhe zu schieben für etwas, das sie selbst getan hat, ist ihr nicht möglich.

Zum Abrunden noch eine Bemerkung: Entscheidungen treffen war aus meiner früheren Sicht etwas schwerwiegendes, vor allem bei der Berufs- bzw. Partnerwahl und dann bei der Kindererziehung. Erst als mir klar wurde, dass jeder Schritt in eine Richtung nur ein Schritt ist, nach dem man auch die Richtung wieder ändern kann, fiel es mir leichter.

In jeder Sekunde meines Lebens habe ich die Möglichkeit, mich wieder neu zu entscheiden. Ich entscheide nicht für die Ewigkeit, sondern dafür, was jetzt im Moment das für mich Richtige ist. Und wenn ich erkennen kann, was ich mit dieser Entscheidung bewirkt habe, kann ich neu entscheiden, wie nun der nächste Schritt auszusehen hat.

herzlich
lilith
 
AW: Wie trefft ihr Entscheidungen?

Hallo Lilith!

Du hast offenbar schon in den Anfängen der "antiautoritären Erziehung" Deine Tochter im Sinn dieser Bewegung erzogen. Erfolgreich, wie Du rückblickend feststellen kannst. Man hat aber doch im Laufe der Zeit aus den vielen positiven wie auch negativen Erfahrungen Lehren und Konsequenzen gezogen.

"Grenzziehung" etwa ist momentan etwas, worauf man besonderen Wert legt. Kinder suchen Grenzen und gehen so weit, bis sie solche sehen und (möglichst) einsehen. Durch missverstandene Antiautorität wollte/will man dem Kind selber diese Grenzen entdecken lassen. Um Grenzen zu zeigen und zu setzen, ist aber Autorität wichtig. Richtige Autorität beruht aber in erster Linie auf Liebe und Vorbild, was schon so manche Debatten über Härte und "gsunde Watschn" mMn erübrigen sollte.

Zur richtigen Grenzziehung gehören aber auch Abmachungen, die man einhalten muss, Regeln, für die das Kind ebenfalls die Verantwortung übernehmen muss. Wenn aber die Grenzen überschritten werden, muss man auch genügend konsequent sein und daruf achten, dass diese Verletzung der Abmachungen Folgen haben muss, dass das Kind auch Verantwortung für sein Handeln zu tragen lernt. Ich glaube, dieser Aspekt ist in den letzten Jahrzehnten am meisten vernachlässigt worden.

Diese Folgen erwachsen dann eben aus der Beziehung Eltern-Kind:
- Aus der Liebe, wodurch die Eltern ihr Kind am besten kennen und einschätzen können, was richtig und was falsch ist. Dadurch können auch gegenseitige(!) Fehler leichter verarbeitet werden. Denn es gibt nicht wirklich ein Rezept, dass für alle Eltern und für alle Kinder passt!
- Aus der Vorbildwirkung, denn man kann nicht Wasser predigen und Wein trinken. Und das Vorbild ist 100 mal wirksamer als Predigten und Vorschriften.
- Aus der Zeit, die man sich dem Kind widmet und ihm widmen kann.

Perfekt kann aber niemand sein, nicht mal theoretisch, glaub ich fast. Denn was für das eine Ziel gut ist, kann wieder bei einem anderen Ziel Nachteile bringen und man muss dann abwägen und werten. Aber das soll nicht so kompliziert klingen und so manche erschrecken, denn man macht grundsätzlich intuitiv meist das Richtige, wenn man sich den wichtigsten Grundregeln bewusst ist, meine ich.
Ich halte auch Dich, Lilith, für einen "intuitiven Menschen", darum hat das vielleicht schon vor über 30 Jahren gut geklappt. :)

lg
Andreas
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Wie trefft ihr Entscheidungen?

von Andreas: "Grenzziehung" etwa ist momentan etwas, worauf man besonderen Wert legt. Kinder suchen Grenzen und gehen so weit, bis sie solche sehen und (möglichst) einsehen.

Dass man darauf im Moment besonderen Wert legt, sagt nichts über Sinn und Unsinn aus. Vor hundertfünfzig Jahren „legte man besonderen Wert“ auf Prügel. Bitte pädagogische Schriften aus dieser Zeit dazu heranziehen. Sie gleichen in ihrer Wortwahl und Begründung dem heutigen „Wissen“. Die Menschen sehen immer das als Maßstab, was sich am Rande ihres Bewusstseins befindet. Grenzsetzen hat m.E. nicht nur sprachlich etwas mit diesem Rand zutun.

Der Verstand ist wahrscheinlich leider so gestrickt, dass er sich ohne „Begrenzer“ wie mein alter modifizierter Zweitaktmotor am Mopped, toddreht. Daraus schlussfolgern die Menschen wahrscheinlich, dass Regeln und Begrenzungen dem Verstand helfen. Der Verstand scheint dann dazu zu neigen, sich so stark auf diese Regeln zu verlassen, dass er primäre Körpergefühle verleugnet, eigenes Fühlen und Erleben des Körpers, wodurch z.B. Mitgefühl als primäres Regulationsinstrument, verloren geht. Auch der innere Antrieb geht verloren, da von außen Motive in das Kind gepflanzt werden, bzw. Reglementierungen der inneren Impulse „gesetzt“ werden. Grenzsetzung. Die Regeln gehen ins Unbewusste ein und steuern den Menschen, bewirken immer neue Konflikte, bis ein paar ganz schlaue in Foren wie diesen oder Psychogruppen den anderen beschreiben, „du sollst auf dich selbst hören...vertrau dir selbst“. Ja wie soll ich mir selbst vertrauen, wenn mir niemals dazu eine Chance gegeben wurde, da andere stets besser wussten, was für mich gut ist. Nicht umsonst fragen so viele Menschen, wie sie den Speicher löschen können. Aber ich hab darauf keine Antwort. Nichteinmal Psychotherapie ist dazu vollständig in der Lage.

Ich empfinde die Entscheidungsunfähigkeit heute völlig normal, wir haben sie gezüchtet. Ob man es so ausdrücken kann, weiß ich nicht, aber ich vermute, wir haben sie gezüchtet, indem wir das Motiv in das Leben stopften. Grenzsetzung hat (auch) ein Motiv.

Mir ist klar, das man lieber eine Wissenschaft daraus macht, wann man Erziehungsmethoden wie dosieren muss, als sich grundsätzlich über den Sinn Gedanken zu machen, den Sinn jeglicher Pädagogik und den eigenen Antrieb, Pädagogik aufrechtzuerhalten. Je komplizierter die Abwägungen und je humaner die Rechtfertigungen klingen, desto besser. Das Problem hierbei scheint, dass ein Mensch, der selbst durch dieses System gehen musste es nur von innen betrachten kann, nicht von außen. Wenn der Grenzsetzer wenigstens den Mut aufbringen würde, zuzugeben, dass er manchmal nicht aus wissenschaftlichen Gründen „Grenzen setzt“, sondern einfach, weil er seine Ruhe haben will, währe er bereits einen winzigen Schritt weiter. Er würde beginnen, seinen eigenen Verstand als Ursprung des Bedürfnisses, Kinder (Leben) zu manipulieren, zu sehen.

Liebe Grüße
Bernd

PS: Mäxchens Mutter sagt auf dem Kinderspielplatz zu einer anderen Mama, „mein Max, der kann schon allein aufs Töpfchen, und er ist erst 3“. Darauf erwidert Tomms Mutti „meiner ist 5 und kann schon Klavierspielen“. Darauf dann Kristines Mama: „mein Kristinchen ist 7 und kann schon alleine zu ihrem Analytiker gehen.“ :)
 
AW: Wie trefft ihr Entscheidungen?

Wenn der Grenzsetzer wenigstens den Mut aufbringen würde, zuzugeben, dass er manchmal nicht aus wissenschaftlichen Gründen „Grenzen setzt“, sondern einfach, weil er seine Ruhe haben will, währe er bereits einen winzigen Schritt weiter. Er würde beginnen, seinen eigenen Verstand als Ursprung des Bedürfnisses, Kinder (Leben) zu manipulieren, zu sehen.
Hallo Bernd!
Grenzsetzung bedeutet nicht Einschränkung der Freiheit, sondern Erziehung zur Eigenverantwortung, die nötigen sozialen "Spielregeln" zu kennen und zu akzeptieren. Vermutlich verwechselst Du das mit willkürlichen Vorschriften und mit dem Gängeln des Kindes, mit der damit verbundenen Unterdrückung jedes selbstständigen Denkens und Handelns. In der modernen Pädagogik ist aber neben der Grenzziehung die Erziehung zur Selbstständigkeit längst schon ebenso eine ganz wesentliche, zentrale Aufgabe. Das wird dann eben mit Laissez-faire verwechselt - man braucht nichts tun, das Kind lernt alles alleine!?

Zur Grenzziehung ein persönliches Beispiel: Meine Frau arbeitet im Büro und hat Parteienverkehr, hat also viel mit Menschen zu tun. Sie erzählte mir vor wenigen Wochen, wie eine Mutter mit ihrem vierjährigen Kind im Büro war. Das Kind hat das Büro umgedreht, den Tisch abgeräumt, wollte auch zum Computer...
Und was machte die Mutter: So nach dem Motto, "Kevin, das sollst Du nicht tun!" Sie schritt aber nicht wirklich ein und meine Frau musste sich richtig wehren, bis ihr der Kragen platzte und die Mutter bat, das Kind an ihre Hand zu nehmen. Dazu gehört eben Härte im Sinn von Konsequenz, aber nicht durch Schlagen. Da fehlt es mMn an der Erziehung, was sich später dann zeigen könnte, wenn es in der Schule und im Beruf weitergeht. Entweder das Kind kann dann tatsächlich selber viel nachholen oder es gibt ernste Probleme, was nicht selten ist.

Das ist nur ein Beispiel der vielen Grenzen, mit denen die Eltern und Kinder tagtäglich und immer wieder konfrontiert werden. "Weil er seine Ruhe haben will" - ja, genau das ist ein wesentliches Problem in der Erziehung! Die Frau im Büro will offenbar ihre Ruhe haben, denn eine richtige Erziehung erfordert neben der schon erwähnten Liebe Kraft und Konsequenz.
UND ZEIT!
Früher hatte man wenig Zeit, da musste die schnelle, "gsunde Watschn" als schnell wirksame Erziehungsmethode herhalten. Heute hat man auch oft wenig Zeit und da sollte man sich Gedanken machen, wie man trotzdem mit dem Kind redet, spielt und es in das Gemeinschaftsleben mit den vielfältigen Anforderungen und Grenzen einführt.
Wer Ruhe haben will, sollte lieber keine Kinder haben. :haare:

lg
Andreas
 
zum unterschied von theorie und praxis

Bernd schrieb:
Mir ist klar, das man lieber eine Wissenschaft daraus macht, wann man Erziehungsmethoden wie dosieren muss, als sich grundsätzlich über den Sinn Gedanken zu machen, den Sinn jeglicher Pädagogik und den eigenen Antrieb, Pädagogik aufrechtzuerhalten. Je komplizierter die Abwägungen und je humaner die Rechtfertigungen klingen, desto besser. Das Problem hierbei scheint, dass ein Mensch, der selbst durch dieses System gehen musste es nur von innen betrachten kann, nicht von außen.
ach jott, berndchen!

du bist aber ein ewiger schwarzmaler!

wer sagt denn, dass das, was das einzelne individuum erlebt (sei es nun schön oder traumatisierend) nicht auch perfekt das ist, was es für dieses spezielle leben auch am passendsten braucht?
zumindest aus dem seelenaspekt heraus sehe ich das so.
aus dieser sicht heraus gibt es auch mit andreas´aussage
Andreas schrieb:
Perfekt kann aber niemand sein, nicht mal theoretisch, glaub ich fast. Denn was für das eine Ziel gut ist, kann wieder bei einem anderen Ziel Nachteile bringen und man muss dann abwägen und werten.
kein problem. - ausser ein theoretisches, natürlich.

überhaupt, lieber bernd, scheinst du mir ein zu großer theoretiker zu sein. doch das ist auch das vorrecht des männlichen aspekts.
denn wenn mensch mehr von der intuition durchdrungen ist (und nicht immer nur davon redet!), dann ist dieser pessimismus, der mir bei dir immer wieder auffällt, nicht nötig.

doch kann ich dir zu deinen intelligenten ansichten schon immer wieder recht geben:
ich ziehe die grenze bei meinem sohn dort, wo ich sie sehe. natürlich auch dann, wenn ich einfach nur meine ruhe haben will. aber natürlich auch dort, wo ich glaube, dass er sich voll übernimmt und ich das dann nicht aushalten kann.


@ andreas:
Viele grundsätzliche Probleme entstehen meiner Ansicht nach aber dadurch, dass es eben verschiedene Wertungen, Meinungen, Erfahrungen darüber gibt, was erhaltenswert ist und was geändert werden muss (v.a., aber nicht nur generationsbedingt).
Überspitzt gesagt: "Die Jungen" wollen alles neu und anders (Einfallsreichtum, Neugier, Selbstständigkeit durch Loslösung), "die Alten" wollen "das Ihre" behalten (Erfahrungen, Vertrauen in Bewährtes, Angst und die Unsicherheit, Gewohntes zu verlieren).
ja genauso ist es.

doch ich sehe gerade darin die wunderbare chance - oder besser gesagt METHODE -, auch genau das richtige für den nächsten abschnitt (moment) zu finden. gerade die verschiedenen widerstreitenden aspekte ergeben in der folge einen auswahlprozeß, der damit endet, das für die beteiligten und die situation passendste gefunden zu haben. ;)
dies wäre natürlich besonders schön sichtbar, wenn alle beteiligten frei agieren könnten und wenig vorbehalte existierten. dann könnte sowas auch wie in einem großen offenen plenum abgehen. doch ansätze dazu sehe ich durchaus schon in jetzigen familien. :)

lg kathi
 
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nochwas, von wegen "erziehung"...

dieses gerede von ERZIEHUNG ist doch auch schon müll von vorgestern!
jenes modell oder dieses? - was soll das?

gefrag ich mMn nur, ob sich der einzelne mensch IN BEZIEHUNG zu seinem gegenüber bringt oder nicht.

das gilt sowohl für eltern und kind, als auch für ehepartner, als auch fürnachbarn, als auch für alle anderen arten von menschenbegegnungen.

natürlich auch für die schalterbeamtin und das kind einer antragstellerin.
hier ist nicht die "erziehung" der kindesmutter allein gefragt, sondern auch das "sich in beziehung setzen" der beamtin (welche ja im zivilen leben auch nur ein normaler mensch mit all seinen menschlichen seiten ist) zu dem speziellen kind.
hier gilt es vor allem die eigene "autorität" zu leben und dem kind zu vermitteln, dass das ausräumen des amtsschreibtisches hier nicht angebracht ist. diese meinung kann und soll natürlich auch vor den augen der mutter des kindes vertreten werden.

dies ist mEn kein übergriff in die erziehung eines anderen sondern ein konkreter selbstausdruck der einen person in bezug zu einer anderen person.
 
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