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Tod?

AW: Tod?

Hey,

die Nah-Tod-Erfahrung als Nebenstehender durfte ich auch schon erleben. Es ist ein ungeheuer spannendes Erlebnis. Als meine Oma starb war ich neben ihr und konzentrierte mich auf die Vorgänge um Hinweise auf eine Unendlichkeit zu bekommen.
Ich registrierte aber nicht nur einen Energie-Schock, sondern zwei aufeinanderfolgende. Da ich nicht oft die Chance habe Menschen beim Sterben zu beobachten würd ich gerne mehr von deinen Erfahrungen lesen, Torsten. Hast du ebenfalls Energie-Entladungen bemerken können und vielleicht auch zwei etwa in einer Sekunde Abstand erfolgende?
Eine andere faszinierende Sache ist die schnelle Verfärbung des Körpers. Ich dachte die Bleiche tritt innerhalb von Minuten ein doch es passierte in wenigen Sekunden.
Vielleicht ist der erste Energieschub beim Eintreten in die gefühlte Unendlichkeit und der zweite beim letzten Aufflackern des Geistes mit folgendem Ende?!

Alles (=) Liebe, Ernesto ~:)
 
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AW: Tod?

Hallo Ernesto,

es kann sein, daß es da Energie-Entladungen gab - doch, die gab es, vielleicht -

aber im EKG, in der Aufzeichnung des Herzrhythmus, ist da nichts zu sehen. Das Herz hört einfach auf zu schlagen. Und anstelle eines kontinuierlichen Rhythmus oder eines (übrigens auch überraschend kontinuierlichen) Flimmerns tritt eine Leere, die das elektrische Diagramm durch eine gerade Linie wiedergibt.

Ich könnte aber nicht sagen, daß diese "Nah-Tod"-Erfahrungen für mich ein "ungeheuer spannendes Erlebnis" gewesen wären. Es war jederzeit möglich, und ist etwa ein mal pro Woche passiert, daß ich das EKG bei Reanimationen, Wiederbelebungen, aufgezeichnet habe. Wenn da schwerkranke, sehr alte Menschen sind, wünscht du denen nicht auch das noch, sondern denkst: laß sie in Frieden sterben, so wie du in Frieden sterben möchtest. Wenn das Zwanzigjährige sind, denkst du nur: hm, der hat jetzt eine Reanimation hinter sich, wie sich das wohl anfühlt im weiteren Leben?

Mit der Bleiche ist es auch ganz verschieden. Die hängt davon ab, wie schnell die Körperflüssigkeiten austreten, und wieviel Flüssigkeit jemand im Körper hat. In der Regel läuft das alles in den ersten 15 Minuten nach Eintritt des Todes aus (es kann aber auch eine Stunde und länger dauern), und das riecht ganz plötzlich anders, als was lebende Menschen ausscheiden.

Ernesto schrieb:
Vielleicht ist der erste Energieschub beim Eintreten in die gefühlte Unendlichkeit und der zweite beim letzten Aufflackern des Geistes mit folgendem Ende?!
Ja, vielleicht. Aber diese "Schübe" geschehen kurz vor dem Tod. Mit "Unendlichkeit" haben die nichts zu tun; mehr mit Beendigung des Lebens, vielleicht auch mit selbstbewußter Anerkennung des eigenen Lebensendes. Vielleicht, ich weiß es nicht.
 
Ich bin der festen Überzeugung, es gibt Dinge, die diese Welt wirklich nicht braucht!

wenn diese dinge nicht gebraucht werden würden, dann wären sie auch nicht da....auf dieser welt.

offenbar brauchen manche menschen diese dinge, um sie ablehnen zu können.
ablehnung ist auch eine wichtige menschheits-erfahrung.

keiner kann sich wirklich definieren, wenn er nicht auch die ablehnung kennte.
 
AW: Tod?

Der Tod ist strenggenommen ein Skandal. Aber was wäre die Welt ohne Skandale?;-)

Der Tod ist der Motor für das Leben. Durch die Endlichkeit unseres SEIN versuchen wir uns an der Unendlichkeit. Durch Taten, Worte und Kinder wollen wir uns unsterblich machen.

Der Tod ist Demokrat. Er behandelt alle gleich.
 
AW: Tod?

Ich wurde schon recht früh mit dem Tod enger Familienmitglieder konfrontiert.
Es hilft einem den Tod als das zu sehen und zu akzeptieren was er ist: etwas Unausweichliches und Sicheres. Nichts vor dem man Angst haben muss, nichts das mich einschränken sollte.
Ich fühle mich bezüglich meines eigenen Todes auf keinen Fall beängstigt oder besorgt.

Wegen meiner Erfahrungen habe ich jedoch Angst, dass Menschen die mir nahe stehen sterben. Dieser Gedanke macht mir 100 mal mehr zu schaffen als mein eigener Tod.
Nicht zuletzt weil ich nicht weiß ob diese Menschen ihrem eigenen Tod so selbstsicher gegenüberstehen wie ich dem meinen.

lg FreidenkerFabse
 
AW: Tod?

Wenn du deinem Tod gelassen gegenüber stehst, warum nicht dem Tod anderer? Ist es etwa nicht derselbe Tod?

Wenn du deinem eigenen Tod begegnen kannst, dann auch dem Tod aller anderen.

Denn dann bist du gestorben, bevor du gestorben bist, wie die Buddhisten so fein sagen.

LZ (fürchtet den Tod)
 
AW: Tod?

Ich glaube, ich muß meinem letzten Beitrag noch etwas erklärend hinzufügen. Den Grund, weshalb ich glaube, daß (fast) jeder seinen eigenen Tod fürchtet. Und nicht nur den anderer.

Wir fürchten uns

vor Armut
vor Krankheit
vor Verlust von Freundschaft
vor Liebeskummer
die Arbeitsstelle zu verlieren
allein zu sein
vor Gesichtsverlust
vor Gedächtnisverlust
davor unrecht zu haben
davor ausgeraubt zu werden
davor vergewaltigt zu werden
unseren Ansprüchen nicht gerecht zu werden
die Kontrolle zu verlieren
verletzt zu werden
betrogen zu werden
daß geliebte Menschen uns verlassen
daß unseren Kindern Schlimmes wiederfährt
abgelehnt und verspottet zu werden
zu verhungern
zu ertrinken
in einem Käfig voller verrückter blutrünstiger Vampire eingesperrt zu werden.

Unser Wesen/Persönlichkeit/Ego/Identität (nenn es wie du willst) fühlt sich ständig bedroht, durch reale und psychische Gefahren. Wenn es die o.g. Punkte fürchtet, kann es nicht gleichzeitig gelassen seiner eigenen Auslöschung gegenüberstehen.
 
Ich glaube, ich muß meinem letzten Beitrag noch etwas erklärend hinzufügen. Den Grund, weshalb ich glaube, daß (fast) jeder seinen eigenen Tod fürchtet. Und nicht nur den anderer.

Wir fürchten uns

vor Armut
vor Krankheit
vor Verlust von Freundschaft
vor Liebeskummer
die Arbeitsstelle zu verlieren
allein zu sein
vor Gesichtsverlust
vor Gedächtnisverlust
davor unrecht zu haben
davor ausgeraubt zu werden
davor vergewaltigt zu werden
unseren Ansprüchen nicht gerecht zu werden
die Kontrolle zu verlieren
verletzt zu werden
betrogen zu werden
daß geliebte Menschen uns verlassen
daß unseren Kindern Schlimmes wiederfährt
abgelehnt und verspottet zu werden
zu verhungern
zu ertrinken
in einem Käfig voller verrückter blutrünstiger Vampire eingesperrt zu werden.

Unser Wesen/Persönlichkeit/Ego/Identität (nenn es wie du willst) fühlt sich ständig bedroht, durch reale und psychische Gefahren. Wenn es die o.g. Punkte fürchtet, kann es nicht gleichzeitig gelassen seiner eigenen Auslöschung gegenüberstehen.

manche fürchten sich sogar davor ZUZUNEHMEN.
 
AW: Tod?

@Kathi
Lach...dabei habe ich den Sack mit den total bekloppten Ängsten noch gar nicht aufgemacht!

Schönen Tag wünscht
LZ
 
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AW: Zwischen Todesangst und Todestrieb

Ja ja, was ich an Zorro so mag, ist der Kontrast zwischen dem was in seinem Profil steht – und seinen sehr einfach ausgedrückten aber tiefsinnigen Gedanken. So ist im Profil zu lesen: scheiß auf hobbies – und dann schreibt er solche Beiträge…(Ich meine hauptsächlich den Beitrag #47.)

Und da ich oben über Kontrast schrieb, bleibe ich dabei auch im Bezug auf den Tod, frage mich ob unser Leben sich eigentlich nicht abspielt zwischen einerseits Todesangst – andererseits Todestrieb.
Der Gedanke an Todesangst, die wir ja alle verspüren doch die uns nicht ständig bewusst ist, kam mir als ich den Beitrag von Lorenor las.

Was mir aber dabei noch auffällt: es ist an und für sich die Endlichkeit (Verlust der Freundschaft oder das Verlassenwerden), die wir befürchten, und die absolute Endlichkeit ist natürlich der Tod.

Bekanntlich hat sich Sigmund Freud mit dem Todestrieb befasst und hat ihm den Lebenstrieb entgegengesetzt – eigentlich die Lebenstriebe, denn dieser kann sich in unterschiedlicher Form konkretisieren – seine bekannteste Erscheinungsform - da wir ja bei Freud sind, wäre der Sexualtrieb.

Letztendlich ist es ja dieser Trieb der uns veranlasst unsere Gene weiterzugeben, dadurch auch ein Stückchen Un-sterblichkeit zu gewinnen – man muss sich dabei fragen ob das nicht auch ein unbewusster Versuch ist sich ein wenig von der Todesangst zu befreien.

Wieso wird aber der Mensch auch vom Todestrieb beherrscht? Eigentlich ist dieser Trieb derjenige der dem Menschen der Endlichkeit näher führt, die er zur selben Zeit auch befürchtet.

Der Gedanke an den Todestrieb kam Freud als er sich Fragen stellte bezüglich des Ersten Weltkrieges. Er hatte sich mit dem Eros befasst als Lebenstrieb - setzte ihm nun diese andere Macht die auch den Menschen beherrscht entgegen: den Todestrieb – als zerstörerische und auch selbstzerstörerische Kraft.

Wenn der Mensch sich gegenüber seines Lebenstriebes oft auch machtlos fühlt, so ist er es nicht bezüglich des Todestriebes. Da kann er Allmacht ausüben, Größenwahn zelebrieren, über das Leben und die Endlichkeit anderer entscheiden.

Wie erwähnt, der Hauptanlass sich mit dem Todestrieb zu befassen war für Freud der Erste Weltkrieg. Er hat zum Zweiten Weltkrieg nichts mehr gesagt, er starb 1939 im Londoner Exil.

Wenn auch viele Kritiker des Todestriebes sich zu Wort meldeten, bleibt die Frage offen was Freud am Ende des Zweiten Weltkrieges ergänzend dazu gesagt hätte, bzw. in der heutigen Zeit, in der Gewalt und Zerstörung so häufig zu begegnen und zu befürchten sind.

Sind deren Wurzeln zum Teil auch im Menschen als Trieb vorhanden?

Eine andere Frage die ich mir oft stelle ist, wieso der Mensch der von der Todesangst beherrscht wird, den Tod in der Kunst so oft verklärt hat?


Gruß in die nachdenkliche Runde

Miriam
 
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