AW: SVV- Selbstverletzendesverhalten
Hi!!
Ich denk es ist allgemein bekannt, dass es Dinge / Verhaltensweisen wie SVV (Selbstverletzendesverhalten) gibt. Allerdings tritt dieses Erscheinen oft in den Hintergrund und wird taburisierd... Nun, kann mir aber jmd sagen wie es dazu kommen kann? Was empfindet ein Mensch dabei, wenn er sich den Arm aufritzt...klar, dass kann man vermutlich nicht verallgemeinern..und ich verstehe auch, wenn mir darauf niemand eine Anteort geben kann/ will....
Mein Problem ist allerdings, dass ich nicht weiß, wie ich mit einer "betroffenen Person" umgehen soll... wie kann ich ihm am meisten helfen?
eine frage noch: Warum wird das thema überhaubt aus der Gesellschaft, bzw dem öffentlichen Leben "verbannt"?
Hallo Lorely!
Ein Tabuisieren dieses Themas wäre in der Tat verfehlt. Hier ein interessanter Artikel dazu von einem angesehenen Psychologen (DDr. Sedlak):
"SELBSTVERLETZENDES VERHALTEN- was man drüber wissen sollte!
.) Selbstverletzendes Verhalten (abgekürzt SVV) kann alles Mögliche sein: Schneiden, Brennen, sich selbst Schlagen, Wundheilung verhindern u.v.a.m.
.) Die Bandbreite reicht von Eingriffen in den Körper bei manchen Schönheitsoperationen, von Hautverletzungen durch Tätowierung und Piercing bis hin zu absichtlich herbei geführten Stoffwechselentgleisungen (wie dies auch bei Magersucht gegeben ist) oder gar bis zum Suizid, der Extremform des SVVs. Manchmal werden auch Selbstmanipulationen durchgeführt, um durch künstlich herbei geführte krankheitswertige Störungen ärztliche Zuwendung zu erhalten.
.) Zwar könnte man annehmen, dass SVV Suizid verhindert, weil es einen Ventileffekt hat und Aggression abbaut. Aber zugleich bahnt das SVV auch den schädigenden Umgang mit sich selbst und es kann zu Handlungen mit irreversiblen Schäden bis hin zum Tod kommen.
.) Überwiegend sind Mädchen und Frauen von SVV betroffen (vielleicht, weil sie die Aggression weniger nach außen ableiten können). Die Angaben schwanken hier von doppelt bis neunmal so vielen weiblichen Betroffenen.
.) SVV tritt zumeist zwischen der Pubertät und dem frühen Erwachsenenalter auf (also ca zwischen 16 und 26 Jahren), es kann aber auch zu früherem Auftreten kommen.
.) Je schwerer die kindlichen psychischen Erschütterungen und Belastungen waren, je mehr es zu Angst und aufgestauter Spannung und Wut kam, desto früher und heftiger setzt das SVV ein.
.) Sexueller Missbrauch, Gewalt und Vernachlässigung bilden die Hauptursachen für SVV, daneben auch Essstörungen.
Unter 200 Kindern/Jugendlichen haben nach Recherchen etwa 1 bis 2 unter SVV zu leiden. Die Angaben schwanken (auch wegen der breiten Symptomatik). Allerdings besteht die Gefahr der sozialen Ansteckung durch Nachahmung (ähnlich wie Werther-Effekt).
.) SVV "erfüllt" für Betroffene mehrere Zwecke: Sie erleichtern sich von ihrer Anspannung, spüren sich selbst, lenken sich ab, gewinnen Aufmerksamkeit und Kontrolle über sich und andere. Oft läuft das SVV nur "halb-bewusst" ab. Die Betroffenen wissen, was sie tun, aber stehen wie unter einem Zwang, bzw. zeigen ein suchtähnliches Verhalten. In schweren Fällen stellt das SVV eine Wiederholung traumatischer Erlebnisse dar.
.) Wichtig für Bezugspersonen, Erzieher/innen, Lehrer/innen ist die undramatische, beständige Begleitung, die Hilfe zum Abbau von Spannungen und Angst, die Hilfe zum Erlangen von kompetentem Umgang mit den eigenen Gefühlen, zur Fähigkeit sich zu schützen u.v.a.m. "
Falls Du selber durch Nahestehende oder Bekannte irgendwie betroffen sein solltest, könntest Du ihnen vielleicht mit dieser Adresse weiterhelfen:
http://www.schulpsychologie.at/krisen/index.htm [Selbstbeschädigung]
Dort gibt es Broschüren u.a. zu:
BEZIEHUNGSTRAUMA UND BEGEGNUNGSRAUM
ERKENNEN-BEURTEILEN-HANDELN
ICH WILL (NICHT) MEHR! Wege aus seelischen Krisen
lg
Andreas