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Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

Wenn man sich für die Menschen in einem bestimmten Falle oder Bereich einsetzt, in dem es gegen einen stärkeren Gegner geht, wird man sie anfangs hinter sich wissen. Wenn sie jedoch ahnen, dass sie unterliegen könnten, schwenken sie um. Sie schlagen sich dann nicht nur auf die Seite der anderen, sondern sie fallen dir, der du ihnen ursprünglich helfen wolltet, in den Rücken. Das erlebt man bei kleinen Nachbarschaftsstreitigkeiten und in Größerem.

Ich bin nicht bereit, mich für solche Menschen einzusetzen.
Wenn ich es doch mal tun werde, dann hoffentlich ohne auf die Reaktion „der Benachteiligten“ zu hören.

Das was Miriam möchte, natürlich kann man das gut finden, aber ich lehne mich hier nicht so weit raus, dass ich es für bedeutender halte, als den alljährlichen Ratschlag „sich gegen Grippe impfen zu lassen“. Es soll die Masse manipulieren und den Aufrufenden zu Glanz verhelfen. Ich sehe für mich keinen Sinn, mich damit zu beschäftigen. Links und rechts, und in zunehmendem Maße andere Erfindungen (stark/schwach oder faul und fleißig)...der Gesellschaft schwinden für mich in ihrer Bedeutung und Unterscheidbarkeit.

Roher Gewalt stehe ich ziemlich ratlos gegenüber. Vielleicht ist das wenigstens ehrlich.

Wenn ich manchmal überlege, was ich mit wem in einer entsprechenden Situation „bereden“ sollte, fällt mir nichts ein, was wirklich den anderen erreichen könnte. Die sind schlicht und einfach zu blöd. Vielleicht ist dann einfach das zu tun, was zu tun ist...ohne große Ideologie.

Die Einschätzungen „bitte unternehmt was gegen die braune Gefahr“, könnte ich auch auf andere kranke Erscheinungen anwenden. Wo bleibt der Aufschrei und das Handeln gegen die völlig absurd auseinanderklaffenden Bezüge von denen die zur Arbeit heute durch ein Kind oder Schicksalsschläge vom Staat gezwungen werden und denen, die zwingen? Wo bleibt das Handeln gegen die unmenschlich gewordenen Bedingungen für junge Menschen, ihr ganzes Leben sklavisch nach den Anforderungen des Arbeitsmarktes zu richten? Merkst du, was aus den Menschen wird? Warum merkt niemand, dass die allgemeinen Anforderungen an unsere Kinder, so perfekt und volkommen, so glücklich und aktiv wie irgend möglich, zu sein...nicht mehr erreichbar sind. Usw. usw.

Wäre das keine Zivilcourage wert? Nun...ist son Einsatz vielleicht nicht ideologisch und schick genug, weil das alles „nun mal so ist“, oder? Und wenn ich als Retter der hochentwickelten Kultur gegen die rohe braune Gewalt und Einschüchterung bin, kann ich mich geradezu schmücken. Im Nahen Osten schmückt man sich vielleicht, wenn man was gegen die Christen unternimmt, in China schmückt sich vielleicht ein Parteifunktionär, weil er „was gegen die amerikanische Wirtschaftsübermacht“ tut...und so schmückt sich immer der, der ganz genau weiß, was das Gute ist. Ich sehe da keinen Unterschied.

Ich finde, es gehört etwa anderes als Massenaufrufe dazu. Man kann in jeder Situation des Tages ganz genau kucken, was so vor sich geht...und ich merke, dass mir sehr viel entgeht, wo ich einfach aus Unachtsamkeit den anderen verletzend oder missachtend behandle. Oder mich selbst zu etwas zwinge. Dort anfangen hinzuschauen und zu handeln, ist für mich eher realistisch. Leider unpopulär.

Trotzalledem, finde ich eure Diskussion ganz ok und die Einwände auch zutreffend.

Bernd
 
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AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

Aber du unterscheidest zwischen echtem Wehklagen und unnützem Jammern. Die Grenzen sind da sehr fließend.

Also wenn ich jammere, dann mache ich damit meine gesamte Umgebung krank. So richtig krank.

Wenn ich hingegen z.B. echte Trauer empfinde, dann hat keiner ein Problem damit.

Da ist keine fließende Grenze, da ist ein riesiger Unterschied!

Und die Jammer-Postings hier mit "die Menschheit lernt nichts" und "alle sind so böse", die machen mich krank. Sie sind Sinnloses-im-Kreis-Denken und -Fühlen.

Und dann gibt es andere, konkrete Postings, die sich davon wirklich ernsthaft unterscheiden! :)

lg Frankie
 
AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

Ich finde, es gehört etwa anderes als Massenaufrufe dazu. Man kann in jeder Situation des Tages ganz genau kucken, was so vor sich geht...und ich merke, dass mir sehr viel entgeht, wo ich einfach aus Unachtsamkeit den anderen verletzend oder missachtend behandle. Oder mich selbst zu etwas zwinge. Dort anfangen hinzuschauen und zu handeln, ist für mich eher realistisch.

Yes. So sehe ich es auch. Danke!

lg Frankie
 
AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

Merkwürdig, wie sich dieses Thema jetzt entwickelt hat.
Ist es nicht so, je grösser wir denken, desto kleiner wird im Verhältnis dazu der Teil, den wir selbst konkret beeinflussen können, seien wir auch noch so zivilcouragiert.
Vielleicht zieht man sich deshalb auch so gerne aufs Kleine, Private und Überschaubare zurück, weil man dort noch irgendwie eine Einflussmöglichkeit vermutet, während alles, was übers rein Persönliche hinaus geht nur noch frustrierend ist.

In der Schweiz sind in drei Wochen National- und Ständeratswahlen.
Der Wahlkampf ist von Anfang an sehr unappetittlich gelaufen, weil die SVP wiedermal ihr Lieblingsthema, nämlich die Angst vor allem, was nicht urschweizerisch ist, ausspielt. Vielleicht habt ihr in Deutschland oder Österreich ja die Sache mit den Schafplakaten der SVP mitbekommen, mit denen sie für ihre sogenannte Ausschaffungsinitiative wirbt. Drei weisse Schafe, die ein schwarzes über die Landesgrenze kicken. Jedem ist sofort der rassistische Unterton klar (die NPD hat diese Idee bereits dankend übernommen), man kann aber nichts machen (trotz Antirassismusgesetz), da das ja eben nicht rassistisch sei, sondern nur eine Redewendung von wegen schwarzes Schaf und so.

So. Und jetzt kann ich verschiedenes tun:
-Über diese Partei schimpfen.
-Meinen ausländischen Bekannten erklären, dass die Mehrheit der Schweizer anders denkt. (Und hoffen, dass das wirklich stimmt.)
-Mit denen reden, die sich als Anhänger dieser Partei outen und sie darauf hinweisen, was für eine Ideologie sie da eigentlich unterstützen.
-An die Gegendemo der SVP-Kundgebung in Bern gehen (heute).
-Diese Partei nicht wählen.
-Diesen Beitrag hier ins Forum schreiben.
Auf alle anderen Möglichkeiten, die mir noch durch den Kopf geflitzt sind, muss ich verzichten, da Gewaltanwendung in meinen Augen nicht wirklich eine Lösung ist.

Jetzt kann man natürlich unterschiedlicher Meinung darüber sein, was die eine oder andere Aktion bringt und man kann ja auch sagen, das bringt alles eh nichts, geht mich nicht an und die, die aufs Problem hinweisen und darüber diskutieren möchten als (selbstgerechte:confused:) Jammerer bezeichnen.
Nur, weshalb man das gerade in einem Diskussionsforum tut, will mir nicht so ganz in den Kopf.

Und vorallem schliesst es sich ja überhaupt nicht aus, über die grossen Missstände zu reden und sich gleichzeitig bei den konkreten, alltäglichen Dingen couragiert einzusetzen.
 
AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

Danke für deine klugen Worte, liebe Ela, wollte dir schon gleich am Morgen antworten aber habe mich dann mit Glückspilze (natürlich im Thread über "Was hat dich heute traurig gemacht") befasst.

Nach allen Alternativen die du aufzeigst - aber die das Befassen mit der Thematik nicht in Frage stellen - bleibt tatsächlich deine Frage:

Ela schrieb:
Jetzt kann man natürlich unterschiedlicher Meinung darüber sein, was die eine oder andere Aktion bringt und man kann ja auch sagen, das bringt alles eh nichts, geht mich nicht an und die, die aufs Problem hinweisen und darüber diskutieren möchten als (selbstgerechte) Jammerer bezeichnen.
Nur, weshalb man das gerade in einem Diskussionsforum tut, will mir nicht so ganz in den Kopf.

Liebe Grüße

Miriam
 
AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

Liebe Miriam!
Ich möchte dich ansprechen, erstens als Eröffnerin dieses Threads, zweitens als diejenige, die mich anscheinend schmerzlich missverstanden hat. Ich möchte aber alle ansprechen, die sich angesprochen fühlen.

Es macht mich sehr betroffen, wie schnell eine Meinungsäußerung über ein Thema zu einem schweren Missverständnis führen kann. Anders kann ich mir nicht erklären, warum so viel Unverständnis für meine Sichtweise, hier herrscht.

Mit Jammern habe ich das bloße Reden (bzw.Schreiben) über einen nicht akzeptablen Umstand gemeint. Ich habe das sogar in einem vorherigen Beitrag als notwendig für das vollständige Wahrnehmen einer Situation bezeichnet. Wobei deine Reaktion, Miriam, zeigt, dass du Jammern eher negativ bewertest. Deswegen macht es dich auch sprachlos, weil du hier nicht hinschauen kannst, was ich gemeint habe. Miriam, hier im Forum wird bloß geschrieben, das habe ich gemeint.

Ich hab ja auch ein Beispiel gebracht, wo ich selbst aktiv werden konnte und nicht nur schweigend die Zähne zusammenbeiße.

Aber ich bin trotzdem der Meinung, dass hier eben der Platz zum Jammern ist. Das ist kein Urteil über deinen Thread, sondern eine Erklärung, was ich unter "Jammern" verstehe. Vielleicht liegt hier das Missverständnis.

Wenn du dich vielleicht daran stößt, dass sich hier die "Guten" präsentieren, dann sag mir bitte, was daran schlimm ist. Keiner von uns, schreibt hier, um seine negative Seite zu präsentieren. Jeder versucht, seine Meinung so darzubringen, dass er von den anderen möglichst verstanden und akzeptiert wird. Und das bezeichne ich als "Selbstbeweihräucherung", als Bezeichnung, nicht als Bewertung. Ich habe mich in meinem Beitrag ja auch nicht ausgenommen.
Liebe Ela, "selbstgerecht" habe ich allerdings NICHT gemeint.

Die Frage, warum das gerade hier in einem Diskussionsforum geschieht (die Bezeichnung Jammerei), ist leicht zu beantworten. Weil hier alles, was an Gedanken zu einem Thema auftaucht, hingeschrieben werden kann. Wo sonst sollte so was geschehen? Ob ich schreibe, es ist genauso, wie es die X sieht, oder ob ich schreibe, ich sehe das ganz anders----- alles kann dann hier im Forum nachgelesen werden. Eure Meinung genauso wie meine.

Wir können gern über meine Sichweise weiter diskutieren, wenn ihr nicht den Mantel des Schweigens drüber breiten wollt :). Es ist nämlich noch niemand auf meinen Hinweis eingegangen, dass es oft die "zu vernachlässigenden Nebensächlichkeiten" sind, die verhindern, dass eine schwere Verletzung heilen kann. Denn das sind oft jene Kleinigkeiten, die niemals zur Sprache kommen. Und damit schließt sich für mich der Kreis zu diesem Thema.

Das noch zu deinem Hinweis, wir sollten eigentlich wieder zum ursprünglichen Thema zurückkehren. Ich war nie weg davon!

Liebe Miriam, es liegt mir fern, deine Themen oder gar deine Art, damit umzugehen, zu kritisieren. Ich möchte das allerdings auch gern für mich in Anspruch nehmen dürfen.
Ich weiß, dass wir beide manchmal aus sehr konträren Gesichtspunkten aus an ein Thema herangehen. Da braucht es ein wenig Muße und Nachspüren, was der andere gemeint hat. Ich bin manchmal auch ungeduldig und du auch. Aber wir finden doch immer wieder zueinander, wie ich meine. Meine Herangehensweise scheint für dich (und auch für andere, s. Frankie) manchmal nicht ganz verständlich zu sein. Aber mein Fokus liegt immer bei den leisen Zwischentönen, die oft nur dort wahrnehmbar sind, wo man in sich selbst hineinhört und dabei ganz still wird.

Ich wünsch euch einen schönen Sonntag!
:blume1:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

Es liegt auch mir fern, Lilith, nun deine Worte abzuklopfen, in irgendeiner Weise anzuzweifeln, wie denn auch, aber eines stimmt in jedem Fall, dass:

Lilith schrieb:
Ich weiß, dass wir beide manchmal aus sehr konträren Gesichtspunkten aus an ein Thema herangehen.
Und auch dies noch: das Jammern trifft nicht zu, wenn man negative Entwicklungen bzw. Aktionen die sich dagegen richten, aufzeigt.
Was sollten wir denn eigentlich in einem Diskussionsforum machen? Auf die realen Barrikaden gehen?
Nein, das Wort ist hier unsere Möglichkeit der Kommunikation – und wäre das Bedürfnis oder auch seine Wirkung nur noch zu bezweifeln oder als Jammern abzutun, dann erübrigt sich jede Art der verbalen, hauptsächlich schriftlichen Kommunikation.
Wobei du Lilith, schon durch deine Signatur die Veränderbarkeit von Abläufe der Geschichte anzweifelst – ich nicht.

Dabei meine ich nicht unbedingt die großen Revolutionen, sondern denke gerade seit gestern an meinem Freund Ely – er ist seit einigen Jahren gestorben – der mir so unpathetisch und fast als Alltagsnormalität erzählte wie er die Jahre des NS-Regimes erst in Deutschland überstanden hatte.
Er war so zu sagen doppelt im Visier der Herrschenden geraten, als sehr aktiver kommunistischer Gewerkschafter, und auch als Jude. Er schloss sich einer Menschenschleusergruppe an, an die ich bis heute noch mit großem Respekt denke.

Sie fuhren mit dem Zug mit falschen Papieren jeweils mit einer kleinen Gruppe bis nah an die Schweizer Grenze, stiegen in Basel-Badischer Bahnhof aus, gingen da aufs Klo und schleusten die Menschen durch das Fenster in die Freiheit. Denn das Klofenster welch witziger Zufall! öffnete sich in die Schweiz.

Für mich sind das die stillen Helden unserer noch-Gegenwart – und ihre Geschichte die mich persönlich aber auch andere mitgeprägt hat, kann ja nur verbal weitergegeben werden. Und wenn man dies tut, hat das nichts mit jammern über wie schlimm es damals war zu tun oder mit einem Profilieren als Guter der es wiedergibt, sondern mit der einzigen Möglichkeit Geschichte auch als Mahnung zu begreifen.

So habe ich damals auch Ely verstanden, der trotz seiner kleinen Statur für mich ein Großer war, an dem ich bis heute gerne zurück denke.

Dass man im allgemeinen begreift wie wichtig es doch ist die Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, zeigt mir auch die Tatsache, dass am nächsten Sonntag Saul Friedländer den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält.
Er ist nicht der Gute durch sein historisch wichtiges Werk, sondern er erzählt sachlich und sehr dokumentiert die Geschichte eines systematischen Völkermordes in seinen Büchern: "Die Jahre der Vernichtung 1939 bis 1945" und "Das Dritte Reich und die Juden“.

Liebe Grüße

Miriam
 
AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

Also ich habe hier Beiträge gelesen, die ich persönlich kognitiv als unreflektierte Pauschalurteile und emotional als Jammerei aufgefasst habe.

Der Hinweis von Lilith, dass Jammern die emotionale Parallele zum Nachdenken auf der rationalen Seite ist, hat mir einen Blickwinkel aufgemacht, den ich vorher nie in meinem Leben gesehen habe, und der mir viel erklärt hat.

Danke, liebe Lilith! :)

Deswegen poste ich hier. Nicht zum Jammern. Sondern zum Folgen fremder Blickwinkel.

Aber aus den Blickwinkeln anderer komme ich wieder auf eigene, noch andere Blickwinkel.

Und beim Jammern und Nachdenken ist mir dann der Blickwinkel eingefallen, dass es in meiner Wahrnehmung eben eine ganz großen, entscheidenden Unterschied gibt zwischen ewigem Grübeln einerseits und ernsthaftem Denken, das zu Schlüssen führt, andererseits. Denken (statt Grübeln), das also auch zum Schluss kommt und zu Erkenntnissen.

Daher bin ich auf die Idee gekommen, dass die exakte, emotionale Parallele zum ernsthaften Denken dann aber echter Schmerz, echte Trauer (mit einem Ende, einem auch wieder Loslassen) ist, und dass die exakte Parallele zum Grübeln (Denken ohne Ende) das Jammern (sich halb mies fühlen ohne Ende) ist.

Da geht es nicht um "leise Zwischentöne". Da liegt alles klar auf dem Tisch. :)

Insofern plädiere ich keinesfalls dafür, das Jammern zu verdrängen oder zu verdammen. Ich plädiere dafür, den Schmerz hinter dem Jammern hervorzuholen und ihn voll zu durchleben. Bis er vorbei ist.

lg Frankie
 
es liegt an der kraft.

so wie frankie es darstellt wird auch klar, wo die unterschiede zwischen der "ewigen spirale" des grübelns oder des jammerns zum befreienden weg durch die erkenntnis (=erleuchtung) und das wahre gefühl (=primärgefühl)liegen.
hier liegt ein himmelhoher unterschied vor!

doch das problem des grüblers und der jammerin liegt leider darin, dass er/sie aus der spirale nicht herausfindet. sie ja sogar noch verteidigen muss.
weil der weg hinaus ihm/ihr ungangbar oder versperrt erscheint.....und mit zu großer angst überfrachtet ist.

so treibt er/sie sich immer weiter ins zentrum der spirale des jammers und grübelns hinein........bis er/sie nicht mehr kann.
und keine/r kann ihm/ihr vor der zeit heraushelfen.....denn diesem grübler und dieser jammerin ist nicht zu helfen......so sehr er/sie sich´s wünschen würde.

das muss der außenstehende wissen: der jammerin IST NICHT ZU HELFEN......solange sie nicht aus dem jammertal selbständig herauskommt.
da nutzt kein druck und keine logischen argumente....und auch kein bitten.

in der heutigen zeit gibt es allzu viele grüblerinnen und jammerer. die dümpeln vor sich hin.
und die machen uU auch die anderen krank mit ihrer dauerstagnation.

und dennoch gibt es auch genügend andere menschen, die sich aus diesem tal schon erheben und erhoben haben. jetzt und auch in früheren zeiten, zu diesem und zu jenem thema (siehe das wunderbare beispiel von "ely", danke miriam.)

doch stagnation herrscht auch dann, wenn brisante themen und empfindungen tabuisiert werden. dies ist auch der punkt, in dem ich lilith recht gebe. wenn tabuisiert wird, dann muss hier erst mal die möglichkeit eröffnet werden, das tabu von verschiedenen seiten anzuschauen und zu beleuchten....und auch alle emotionen, die damit zusammenhängen, herauszulassen: jede wut und jeden schmerz......doch wenn diese emotionen dann wieder in jammern und grübeln abgleiten, wird die kraft des themas wieder in das schwarze loch bugsiert......wo es sogleich beginnt, still vor sich hin zu modern.

da liegt die gefahr.
zu sehen: wo ist die kraft und wo beginnt die ohnmacht?
hier ist die unterscheidung zu treffen: bringt´s was oder nimmt es nur?


auch in einem ordentlichen streit oder einer auseinandersetzung kann kraft stecken (sehr viel sogar!).
auch in der entfachung dieser diskussion (durch die gute frau herman) steckt ordentlich (schon lange verhaltene) kraft, die nun endlich freigesetzt werden will.

und auch in miriams immerwährenden erzählungen und ihrem aufzeigen des damaligen geschehens liegt kraft. die kraft der aufarbeitung.

habt alle dank. denn hier wird etwas in gang gebracht.
tausendmal besser als totes stillhalten und unter die decke kehren.

lg kathi
 
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AW: Spirale des Schweigens versus Zivilcourage

Liebe Kathi,

für deinen klugen Beitrag möchte ich dir hier danken. Deine Worte kann man sowohl auf politische Ereignisse beziehen, als auch auf höchst persönliche Verhaltensmuster.

Letztendlich hat dies auch seine Logik: denn das politische Geschehen bestimmen letztendlich wir. Es liegt eine sehr große Kraft im sich widersetzen, auch wenn dies manchmal teuer bezahlt werden muss, darüber handeln oft die Geschichten die ich so aus meiner Erinnerungskiste herauskrame und wiedergebe.

Ich stimme dir auch völlig zu und drücke es mal anders aus: das Jammertal ist ein Weg ins Nirgendwo – ob im Politischen, ob im Privaten.
Jeder von uns hat doch auch manchmal so eine Phase durchlebt, besser gesagt: sich durch so eine Phase einfach treiben lassen, und man lernt dabei eines: nirgends fühlt man sich so unwohl wie in diesem Tal der Ohnmacht – schon das müsste eigentlich einen Teil des Antriebs ausmachen, den wir benötigen um Sachen zu ändern. Und nicht zu vergessen: dabei ändern wir uns in erster Linie selber.

Auch dir liebe Ela nochmals Dank, denn alle die Verhaltensmöglichkeiten die du aufgezeigt hast in deinem Beitrag, haben eines gemeinsam: das Handeln – im Gegensatz zum Klagen und Jammern.

Liebe Grüße

Miriam

 
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