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Neuer Patriotismus

Interessantes, aber sehr schwieriges Thema.

Erstmal zur Frage "Neuer" Patriotismus

Ja und Nein ;)

Ja: Es gibt verstärkte Tendenzen in den letzten Jahren die diesen mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückten (wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme, Abgrenzung zur USA in Folge des Irak Krieges, usw.). Desweiteren ist der Bezug zur massiven Übertreibungen aus der Zeit des Dritten Reiches am Schwinden.
Im Gegensatz zur Aktionen wie '54 mit Bern a la "Wir sind wieder wer!" geht es heute nicht darum seine Existenz als Staat und Nation zu begründen, sondern sich ein gewichtigen und machtvollen Platz in der Welt zu sichern.

Nein: Es gab und gibt Patriotismus immer. Nur halt mal stärker im Blickpunkt der Öffentlichkeit und manchmal halt weniger.

Im übrigen bin ich mit dem Begriff Patriotismus immer recht unglücklich. In Deutschland, eine stark förderal geprägte Nation, wird auch künftig Patriotismus immer für Übertreibungen eines künstlich hochgepushten Heimatgefühles stehen und somit nicht wirklich sinnvoll als ein Begriff für ein positives besetztes "Wir" Gefühl, was an sich nicht schlechtes sein muss.

Coki
 
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und was bedeutet patriotismus nun für mich?

mal weg davon wer wie und weswegen partiotismus instrumentallsiert wird.

und für mich:
aber schaff ich nicht ein draußen um ein drinne zu schaffen
aber schaff ich nicht ein drinne um ein draußen zu schaffen.

das psychologische bedürfniss des menschen nach vereinfachung schlägt sich
immer in unserem leben nieder. und ein kreis zu ziehen und zu sagen hier bin, ich das bin ich usw. ist nichts anderes als eine vereinfachung.

zudem ist patriotismus dem nationalismus (nationalismus im eigentlichen sinne )
näher als dem gemeinsinn.
gemeinsinn kennt ,meiner meinung nach , keine geographischen und kulltur-geographischen grenzen.

servus
faro
 
Hallo,

auch ich bin der Meinung, daß Pratiotismus eher hinderlich ist.

Patriotismus ist eine Haltung die durch eine tief empfundene und verinnerlichte Verbundenheit mit dem eigenen Vaterland oder einer Wahlheimat geprägt ist und durch gemeinsame Abstammung, ethnische, politische und/oder kulturelle Zugehörigkeit motiviert sein kann, und nach Michael Richey ist ein Patriot ein Mensch, dem es um das Beste seines Vaterlandes geht.

Dieser Patriotismus wurde in der Geschichte immer gebraucht, um Kriege zu legalisieren, um Menschen zur Aufgabe ihrer Rechte zu bewegen, oder um zu guter Letzt eine Gruppe von Menschen im eigenen Lande zu diskreditieren und später zu diskriminieren.

Ein "Patriot" war aus der Sicht des Ku Klux Klan in den Vereinigten Staaten durchaus auch jemand, der Schwarzafrikaner getötet hat.

Ein "Patriot" ist aus der Sicht des amerikanischen Präsidenten ein Mensch, welcher seine Gesundheit oder sein Leben im Irak-Krieg opfert, nur, damit Firmen wie Haliburton entsprechend Umsätze durch Feldrationen einfahren können, und damit Öl-Pipelines durch Afghanistan gebaut werden können.

Passenderweise trägt ein Gesetz, welches die Grundrechte der Amerikaner einschränkt, den Titel "Patriot Act".

Und zu guter letzt ist die patriotische Pfliche natürlich der Krieg gegen den Terrorismus. Die patriotische Pflicht der Deutschen war der Krieg gegen Russland.

Patriotismus ist ein Zugpferd der Mächtigen. Vergleichbar mit der Religion.

Gruß,
lazpel
 
lazpel schrieb:
Patriotismus ist ein Zugpferd der Mächtigen. Vergleichbar mit der Religion.

hmm. Auch wenn ich schon glaube zu verstehen was sie meinen, möchte ich mal nachhacken und Fragen: Finden sie Religion auch eher als hinderlich?

Coki
 
lazpel schrieb:
Passenderweise trägt ein Gesetz, welches die Grundrechte der Amerikaner einschränkt, den Titel "Patriot Act".
Nur zur Erinnerung:

PATRIOT ist eine Abkürzung für <Providing Appropriate Tools Required to Intercept and Obstruct Terrorism>; "Act" bedeutet "Gesetz". Dieses Gesetz formuliert eine Reihe von Maßnahmen, die die US-Regierung infolge des Attentats am 9.11.2001 zu ergreifen für nötig erachtet hat, um die nationale Sicherheit der USA zu gewährleisten; insbesondere wird darin die Nicht-Diskriminierung muslimischer US-Bürger eingefordert.

Zum Gesetzestext:
http://www.epic.org/privacy/terrorism/hr3162.html

Mit dem "Patriotismus", den wir hier diskutieren, hat der PATRIOT ACT nicht das geringste zu tun. Es kann natürlich sein, daß einzelne Deutsche den USA das Recht absprechen, zum Selbstschutz überhaupt nur irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen.

Gruß, Gaius
 
Ist Liebe fragwürdig, weil sie auch missbraucht wird ?

Ohne Zweifel wird Liebe auf dieser Welt millionenfach missbraucht,
und der werfe den ersten Stein, der mit Fug und Recht von sich sagen kann, völlig immun dagegen zu sein.

Jedes Gefühl wirkt irgendwie verhaltenslenkend und kann somit auch missbraucht werden.
Je stärker ein Gefühl ist, um so ergiebiger kann dessen Missbrauch ausfallen.

Daraus aber eine generelle Diskreditierung von Gefühlen abzuleiten,
würde wohl bedeuten, das Kind mit dem Bad auszuschütten.

Das Wissen, dass Gefühle auch missbraucht werden können, sollte unsere Wachsamkeit erhöhen.
Unsere Skepsis sollte sich aber gegen den Missbrauch richten, und nicht gegen die Gefühle.


Ja übrigens, Patriotismus heisst auch Vaterlands-Liebe.

Das musste auch einmal gesagt werden.
 
Interessant, was hier alles, eigentlich ausserhalb der von Robin gestellten Frage, zusammenkam. Macht mich aber auch nicht zufriedener und Neugier macht es noch schlimmer ;).
Das Thema beschäftigt mich schon länger, seit es hier thematisiert wurde noch mehr und so überlegte ich, mir auch so was wie "Patriotismus" zuzulegen. Habe mich sehr bemüht, aber es wirkt immer so aufgesetzt.

Geburtsland - Muttersprache - Vaterland = Nationalgefühl + Patriotismus

Funktioniert das Resultat nur, wenn die 3 Komponenten auf einer Linie liegen?

Das würde also bedeuten, dass es ein natürliches Gefühl wie die Liebe ist (vgl. Neugier). Warum aber empfinden es nicht alle, wenigstens mehr oder weniger?
Es ist also vielleicht doch etwas im Nachhinein Erzeugtes und somit Privatsache. Etwas wie "Düfte der Kindheit". Etwas was in der Kindheit, bzw. Jugend entsteht, anerzogen oder erzeugt wird.
Ich empfinde es nicht sehr positiv, denn eine Tugend kann es auch nicht sein, weil die Grenzen zu Untugend sehr schnell erreicht werden.
Kann etwas positiv besetzt sein, das viele egozentrisch glauben lässt, dass gerade das Vaterland allen anderen überlegen ist, nur weil man da geboren wurde? Hier wurde dies zwar bestritten (Marianne und Rhona), aber ich weiss, dass viele Menschen so denken. Hochmut als direkte Folge und mit Stolz erfüllte Brust auf etwas, dessen Teil man zwar wurde, das man aber nicht geschaffen hat. Sehr fragwürdig.
Echter Patriotismus wäre auch (m.M.n.), die eigenen Interessen denen des Vaterlandes zu unterordnen - freiwillig. Hallelujah! Ich möchte den Politikern ihren guten Willen nicht absprechen, doch habe ich ganz einfach oft den Eindruck, ihr oberstes Interesse ist, wieder gewählt zu werden. Macht macht süchtig. Ihr Handelsspielraum ist zwar nicht unbegrenzt, aber nützen sie ihn überhaupt aus, oder überschätzen sie sich vielfach nur, bauen Luftschlösser und die "Patrioten" haben dann die Verluste zu decken? Warum behindern sie sich gegenseitig? Wo bleibt bei ihnen den Gemeinschaftssinn? Dass die Arbeiter und Angestellte etwas aus Patriotismus opfern (vgl. Robin) halte ich genauso für einen Unsinn wie auch, dass die Führungskräfte auf Wachstum und Profite verzichten. Um so lächerlicher ist es doch, wenn man jedes Mal auf Patriotismus pocht, reine Suggestion, damit der Hammer, der folgt weniger Weh tut: Männer müssen in den Krieg, unangenehme Beschlüsse und ihre Konsequenzen werden bekanntgegeben, Ausländer ausgegrenzt usw.

Nationalstolz und Nationalhass stehen so dicht beieinander, dass es einem schwindlig wird. Hat der Stolz nicht sehr viel mit Selbstbewunderung zu tun, mit der nationalen Nabelschau und Eitelkeit? Wohl der billligste Stolz, den es gibt und paradox dabei, dass das Land oft auf die ganz Stolzen wenig Grund hat, stolz zu sein.
Misst sich der Erfolg eines Landes nicht am Durchschnittsbürger? Wie steht es hier mit Verbundenheit, Brüderschaft, Gemeinschaftssinn... Egoismus?

Auch mit Vernunft kann so "ein Patriotismus" nicht viel zu tun haben, eher mit Gleichschaltung und Beschneidung der Individualität.
Fürs Vaterland sterben. Ist das eine Ehre? Es kann allerhöchstens eine Notwendigkeit werden, wenn das Land angegriffen wird. Dann muss man es verteidigen, aber verteidigen die Männer wirklich patriotisch das Land? Doch eher ihre Familien und ihr "Hab und Gut".

Die Tage hab ich "Sophie Scholl" gesehen. Wenn jemand sagt, die Mitglieder der "Weissen Rose" starben für das Vaterland, so stimmt das eben auch nicht. Für eine Idee sind sie gestorben, für ihr gutes Gewissen. Das Vaterland war dabei höchstens zweitrangig, der Vater aber im Vordergrund. Seine Erziehung war ausschlaggebend. "Aufrecht durchs Leben gehen", klingt jetzt zwar schlimm pathetisch, ist es aber nicht. Pathetisch und "patriotisch" war hier nur die andere Seite, die Gleichgeschalteten. Und so wäre es wahrscheinlich auch sinnvoller, die Politiker hätten eine Idee (oder auch mehrere), für die sie die Menschen begeistern könnten. Gibt es überhaupt eine Lösung?, frage ich wie immer naiv.

Im Beitrag 21 zitiert Robin sinngemäss Herrn Schröder (könnte aber genauso ein Franzose, ein Oesterreicher oder ein Schweizer sein!). Abgesehen davon, dass es Manipulation ist, ist das auch ein Affront an die Adresse aller Ausländer (vor allem der Secondos), die im Land leben, arbeiten und Steuern zahlen, die sich angepasst haben, "Opfer bringen" und möglicherweise sogar z.T. "Patrioten" sind... aber sie bringen keine Wahlstimmen, nicht wahr?

So bleibt es für mich wie es schon immer war. Mein "Vaterland" ist das Land, in dem in gerade lebe, wo ich mich trotz allem noch wohlfühle, auch wenn es manchmal für meinen Geschmack zu patriotisch daher kommt, das Land liebe ich und kritisiere es auch gleichzeitig, beides ganz unpatriotisch. An dieser Stelle sehe ich nur Gemeinschaftssinn und Eigenverantwortung... positiv besetzt! Es erspart auch das Heimweh...
 
Für mich gibt es kein "Vaterland"!!!
Ich wurde in ein Land "hineingeboren", ohne dass mich jemand gefragt hätte, ob es das Land meiner Wahl ist. (Gibt es das überhaupt?)

Ich hab mich einfach darin gefügt und es akzeptiert Deutsche zu sein. Ich hätte aber genauso gut Kirgisin oder Maori sein können.
Ich hege keinen Vaterlandsstolz und Patriotismus schon gar nicht.
Fragt doch mal Jemanden in Eritrea oder Swasiland, ob er froh ist, dort geboren zu sein. Vermutlich ist er es mehr, als ich es mit der Tatsache bin, als Deutsche geboren zu sein.
Für mich hat das "stolz auf Deutschland sein" einen bitteren Beigeschmack. Ich weiß von den guten Seiten, die Deutschland in der Vergangenheit zeigte und auch immer noch zeigt Aber ich sehe auch das Manko; und damit auch, dass ich mich mit dem, was als Positivum gilt, immer weniger identifizieren kann.

Genauso wenig, wie ich biologische Zufälle in logische Bahnen lenken kann, genauso wenig kann ich logisch erklären, warum ich in irgendeinem Land geboren wurde. Wieso sollte ich da Stolz oder gar Patriotismus empfinden???????? Aber ich wüsste viele Gründe, warum ich froh wäre, nicht deutsch zu sein.

Rhona
 
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Céline schrieb:
So bleibt es für mich wie es schon immer war. Mein "Vaterland" ist das Land, in dem in gerade lebe, wo ich mich trotz allem noch wohlfühle, auch wenn es manchmal für meinen Geschmack zu patriotisch daher kommt, das Land liebe ich und kritisiere es auch gleichzeitig, beides ganz unpatriotisch. An dieser Stelle sehe ich nur Gemeinschaftssinn und Eigenverantwortung... positiv besetzt! Es erspart auch das Heimweh...


Gut, Celine!


Das gilt nicht nur für Menschen, deren Wahlspruch ist: "Wo es mir gut geht, da ist mein Vaterland". Das gilt auch für Menschen, denen es egal ist, wo sie geboren sind -es ist ja auch egal - .
Aber wenn ich in dem Land nun mal leben will /muss, in dem ich lebe und wenn ich obendrein auch noch " gut" leben will, wird es mir nicht erspart bleiben, auch den Staat als solchen als Gemeinschaft der darin lebenden Bürger zu begreifen. Da mag dann das Wort Patriotismus nur ein Wort sein - eines, das obendrein schon so oft missbraucht wurde und wird, aber -
und so schließe ich mit Deinen, von mit geringfügig erweiterten Worten:
Gemeinschaftsinn und Eigenverantwortung sind Grundpfeiler jedes politischen Tuns.
Und wenn ich nicht will, dass an mir gehandelt wird, muss ich handeln, und zwar so, dass es mir dabei gut geht.
Marianne
 
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