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Kunst und Kultur - ein vertrautes Terrain?

fluuu

Well-Known Member
Registriert
12. September 2008
Beiträge
4.947
Hallo miteinander,

die Frage ist wie viele Menschen sich ein Terrain teilen können ohne sich
ins Gehege zu kommen.
Der Ausdruck von Kunst und Kultur kann da ganz individuelle Schichten in
einem Terrain schaffen die übereinander und nebeneinander sich sehr produktiv
befruchten können ohne destruktiv zu Wirken.
Es ist wie in einem Orchester oder einem Chor, alle arbeiten am Gesamtwerk
und jeder Einzelne ist wichtig an seinem Platz.
Der künstlerische Ausdruck des Einzelnen schafft das gemeinsame Werk,
jeder in dem Terrain leistet etwas unverwechselbares für die Gemeinschaft
und so kommt sich niemand ins Gehege. Niemand übervorteilt einen Anderen
oder nimmt ihm etwas weg, jeder leistet einen individuellen Ausdruck den nur
er so für das Gesamtwerk beisteuern kann.
Kunst und Kultur ermöglicht das enge gemeinsame Leben vieler Menschen auf
kleinem Terrain ohne sich ins Gehege zu kommen, oder?

gruß fluuu
 
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AW: Kunst und Kultur - ein vertrautes Terrain?

Hallo,
fasse die Frage vereinfacht noch einmal zusammen.
Meine These ist, dass durch Kreativität und innere Prozesse des Menschen ein
Raum entsteht, ein Freiraum der durch äußere Enge und Nähe nicht
beeinträchtigt wird.
Da viele Menschen auf engem Raum zusammen leben und es wegen
Bevölkerungszuwachs noch enger werden wird, vor allem in Metropolen und
Ballungsgebieten, so ist es nützlich wenn es möglich ist durch Kunst und
Kultur hauptsächlich mit geistigen Kräften einen inneren Freiraum zu schaffen
der ein sicheres Terrain darstellt und vielleicht sogar Neuland ermöglicht.

Weiß nicht ob sich jemand vorstellen kann was ich meine...
Wenn ich etwas aus dem Innersten kreiere dann schaffe ich etwas zunächst
Neues und das ist für die Persönlichkeit ein Freiraum, es ist noch nicht
besetzt. Für dieses Kreieren aus dem Innersten gibt es fast unendliche
Möglichkeiten und das macht frei, nicht nur geistig sondern auch räumlich...

gruß fluuu
 
AW: Kunst und Kultur - ein vertrautes Terrain?

Ich glaube, mir in etwa vorstellen zu können, was du meinst. Korrigiere mich, sollte ich mich irren. Du meinst also, dass Kunst und Kultur den Menschen, die auf sehr engem Raum zusammenleben, eine gewissermaßen metaphysische Möglichkeit geben, sich zu entwickeln, produktiv zu sein, in vielerlei Hinsicht und sich einen Raum zu schaffen, der außerhalb des Geistes immer seltener zu finden ist ? Dadurch, dass der Schaffensprozess im Inneren stattfindet, sind ihm also zunächst in keinerlei Hinsicht Grenzen gesetzt.

Das ist zwar ein schöner Gedanke, aber mir stellt sich die Frage, inwiefern Kunst für die Menschen heute überhaupt noch eine anerkannte Ausdrucksform ist ? Und damit meine ich nicht bezüglich der Kunst Fremder oder schlicht anderer Menschen, sondern hinsichtlich ihrer eigenen Schaffenskraft. Um das, was du andeutest, wirklich effektiv möglich und spürbar zu machen, müssten wesentlich mehr Menschen zur künstlerischen Verarbeitung und Umsetzung von Gedanken, Gefühlen und Ideen gelangen.

Leider ist 'Kunst' heute mehrheitlich vom Markt aufgefressen und vom System integriert. Was heute Kunst sein will, muss sich die Frage stellen lassen, ob es der eigenen Verarbeitung oder finanziellen Bereicherung dient, denn überwiegend sind die Produktionen heute, sei es nun Literatur, Musik oder was auch immer, auf Schnellebigkeit, Gewinn und Maximierung desselben in einer möglichst kurzen Zeitspanne ausgerichtet. Die meisten nehmen sich ja gar nicht mehr als schaffendes und produzierendes Individuum wahr, viel eher als konsumierendes.

Aber vielleicht habe ich dich auch falsch verstanden und du zielst ganz einfach auf die ganz private Beschäftigung mit Kunst und Kultur ab ? Dann bleibt natürlich dennoch die Tatsache, dass diejenigen, die sich so geistige Freiräume schaffen, in der Minderheit sind. Es wäre zweifelsohne, gerade in einer räumlich immer beengteren und zeitlich immer schnellebigeren 'Welt', so man denn so pauschal davon sprechen kann, eine Art der Entspannung und der Entfaltung. Frage ist nur : Wer würde sie nutzen, bzw. wer nutzt sie momentan ? In den modernen Industriestaaten jedenfalls kaum jemand.
 
AW: Kunst und Kultur - ein vertrautes Terrain?

Hallo Somnambule,

danke für Deine Reaktion, Du hast mich zum Teil richtig verstanden.
Genau, durch Beschäftigung mit Kreativität und Kunst innerlich verliert der
äußere Raum die Möglichkeit Druck zu erzeugen und die Grenzen sind relativ
offen.
Ich weiß, es ist in der westlichen Welt nicht die vorherrschende Methode
um sich Platz zum Leben zu verschaffen, wer es sich leisten kann meldet
materielle Dinge als Status an und bekommt den Freiraum. Alle Anderen
resignieren und suchen einfachen Ersatz im Konsum.

Darum mein Ansatz den Prozess des Kunstschaffens als Alternative für
materiellen Besitz zu verwenden und sich selbst innerlich mit der hohen
Qualität von Kunstwerken durch eigenes Tun anzureichern.

So entsteht das Gefühl innerlich auf einen großen Raum zu stoßen mit ganz
viel Neuland welches zu erobern ist und kreativ zu füllen. Das ist mit wenig
materiellem Aufwand möglich, Material für Kreativität findet sich überall, die
westliche Welt ist voll mit Dingen die übrig sind und 'zweckentfremdet' werden
können, was es braucht ist einen wachen Geist mit Phantasie und produktiven
Gedanken. Die hat jeder Mensch der lebt und gerade nicht schwer krank ist.

Ich weiß, dass in Mitteleuropa in der Gegenwart diese Mentalität nicht
vorherrscht und genau darum spreche ich es an als Preuße seit vielen
Generationen.
Um die Frage zu stellen ob ein großer innerer Raum (geistiger Raum) mit Kunst
und Kreativität gefüllt (ein schöpferischer Prozess) die Enge und den Kampf
ums Dasein im Äußeren nicht ein ganzes Stück verlagern und somit den Druck
abschwächen kann?
Dadurch sind viele Wirkungen als Ersatz auf den Geist wie einfaches
Konsumieren z.B. Fernsehen, Illustrierte, Shoppen usw. nicht notwendig um
sich abzulenken, der innere kreative Prozess als eigenes Tun liefert die
meisten Lösungen im Alltag für viele Probleme ganz real und echt ohne einen
Ersatzstoff zu brauchen. ( Sucht, Drogen usw.)

Der innere Raum zusätzlich zum Äußeren bereichert die Möglichkeiten und die
Vielfalt. Das macht Spaß.

gruß fluuu
 
AW: Kunst und Kultur - ein vertrautes Terrain?

Fluuu (eben oben):

Der innere Raum zusätzlich zum Äußeren
bereichert die Möglichkeiten und die
Vielfalt.
Das macht Spaß.​
***​

Ja, mit Musik
und ...
 
AW: Kunst und Kultur - ein vertrautes Terrain?

Hallo Reinhard70,

natürlich mit Musik auch aber es gibt so viele Möglichkeiten mit allen Sinnen
etwas zu erleben was über die simple Oberflächlichkeit hinaus geht und in der
Tiefe zu spüren ist, da ist Musik hören oder spielen eine Variante.
Der innere Raum ist ein großes Gewölbe, da hat viel Platz und trotzdem bleibt
er fast immer ganz leer, frei und unberührt.

Bei mir sind es die visuellen Wahrnehmungen die am meisten in die Tiefe gehen
im Inneren und nicht an der Oberfläche verharren. Bilder haben die
intensivste Wirkung im Dasein und beim Begreifen der Dinge. Es folgt das
akustische Erleben und dabei weniger die Musik als viel mehr das Sprechen,
dann das Tasten, es ist das sinnlichste Gespür aber kommt selten vor, dann
das Richen und Schmecken erst zum Schluss. Essen ist ein wundervoller
Vorgang aber durch die Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme schon erfüllt
und kann somit die anderen Wahrnehmungen nicht ersetzen.
Es gibt in der bildenden oder darstellenden Kunst zur Wahrnehmung ein
Sehen, Hören und Tasten aber ein Riechen und Schmecken eher weniger.
Beim Enstehen eines Werkes kann Riechen Einfluss haben aber Schmecken
so gut wie nie.
Wer beim schöpferisch/kreativen Prozess isst und eine Nahrungsaufnahme
braucht macht meiner Ansicht nach etwas falsch, denn dieser Prozess
beinhaltet die meisten Dinge die nötig sind als Nahrung für den Moment.
Schmecken passiert unabhängig von künstlerischen Prozessen meiner Erfahrung
nach oder ist es bei Anderen anders?

gruß fluuu
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Kunst und Kultur - ein vertrautes Terrain?

Wer beim schöpferisch/kreativen Prozess isst und eine Nahrungsaufnahme
braucht macht meiner Ansicht nach etwas falsch ...

Das war wieder mal ein interessanter
Gedanke von Fluuu. :)

Habe schnell darüber nachgedacht - mit
folgendem (ersten) Ergebnis. Als Frage
formuliert:

Dürfen wir beim Essen/Speisen nicht auch
kreative "Kopfarbeit" betreiben?

:haare:

Stichwort - z.B.: Arbeitsessen - mit :geist: ?
 
AW: Kunst und Kultur - ein vertrautes Terrain?

...ist eine interessante Überlegung wie, was und wann man sich etwas
zuführt bzw. abgibt.
Wenn man Essen mal als Universalbefriedigung sieht weil es die
Grundfunktionen des Lebens erhält ist es interessant zu schauen was es noch
für Befriedigungen gibt die so wenig abhängig wie möglich machen und kaum
Nebenwirkungen haben. Sicher, da fällt einem sofort Sex ein, ist ein Geben
und Nehmen aber braucht es nicht viele erfüllte Bedingungen damit es wirklich
befriedigend ist, z.B. ein sehr gute/r Partner/in?

So habe ich die Erfahrung gemacht, dass die kreativ/schöpferische Tätigkeit
sehr befriedigend sein kann, auch ein Geben und Nehmen ist, nicht abhängig
macht, kaum Nebenwirkungen vorkommen und kein Partner notwendig und
trotzdem eine menschliche Verbundenheit zu spüren ist.
Somit ist Essen zwar ein Genuss aber nicht die Befriedigung schlechthin,
genauso wenig wie Sex. Die grüßte Befriedigung ist die Kreativität mit sich
selbst und dem Werk während man an die vielen Menschen denkt die um
einen sind und Publikum sein werden.

Um auf Deine Frage zu kommen Reinhard70, natürlich kann man beim Essen
kreative Gedanken haben wie überall aber die kreativ/schöpferische Tätigkeit
ist nicht nur Kopfarbeit sondern gleichzeitig Hand-, Fuß-, Augen-, Nasen-,
Ohren- und manchmal auch Mundarbeitet, da hat so etwas profanes wie
Nahrungsaufnahme gar keinen Freiraum, es stört.
So führt man sich beim kreativen Prozess zunächst etwas zu und erlebt die
Verbindung zwischen Innen und Außen um dann wenn es fertig ist das Ganze
der Öffentlichkeit zu überreichen.

gruß fluuu
 
AW: Kunst und Kultur - ein vertrautes Terrain?

Hallo,
fasse die Frage vereinfacht noch einmal zusammen.
Meine These ist, dass durch Kreativität und innere Prozesse des Menschen ein
Raum entsteht, ein Freiraum der durch äußere Enge und Nähe nicht
beeinträchtigt wird.
Da viele Menschen auf engem Raum zusammen leben und es wegen
Bevölkerungszuwachs noch enger werden wird, vor allem in Metropolen und
Ballungsgebieten, so ist es nützlich wenn es möglich ist durch Kunst und
Kultur hauptsächlich mit geistigen Kräften einen inneren Freiraum zu schaffen
der ein sicheres Terrain darstellt und vielleicht sogar Neuland ermöglicht.

hallo fluuu,
finde deinen ansatz durchaus stimmig.
jeder mensch möchte sich ausdrücken.....das gehört zum MENSCH-SEIN einfach dazu.
in unserer materiall-erfolgs-orientieren welt kommt das ein wenig zu kurz gekommen derzeit. auch durch das fernsehen wird der eigene ausdruck dzt. stark in den hintergrund gestellt.
dennoch bin ich der meinung, dass es für die menscheit unumgänglich ist, dass sich der einzelne mehr und mehr audrücken WILL.

das internet bietet da eine gute - NEUE - plattform dafür.
zumindest schriftlich (siehe hier im forum).
aber auch die bildbearbeitung durch computer ist eine kreative handlung, wie wir wissen.
und das schöne ist: durch die technik werden manche menschen dazu verführt, kreativ zu werden...

die kids erstellen sich z.B. ganze "maps" (=selbst gestaltete landschaften), in denen sie ihre spiele spielen.

ich glaube, die menschen sind und waren immer schon kreativ. und: es passiert viel mehr, als man langläufig meint.
denke da nur an die vielen laien-theatergruppen. und die musikvereine im ländlichen gebiet.
aber auch die bauchtanz- oder linedance-gruppen...

aber ich weiß schon, was du meinst: nämlich die eigenständige kreativität - das erschaffen aus dem allereigensten raum heraus.
das ist mAn noch im WERDEN.

schön wäre es, wenn das die schule mehr förderte..... aber was nicht ist, kann (oder muss!) ja noch werden.

liebe grüße
kathi
 
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AW: Kunst und Kultur - ein vertrautes Terrain?

Ja ich würde sagen, mit der Kunst, also der eigenständigen (Tanzvereine lehren ja meistens nur Technik) kann man durchaus geistige Freiräume schaffen.
Und zwar nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere, denen es möglich ist deinen Freiraum zu ergründen und nachzuvollziehen.
Kunst ist für mich unter Anderem der Ausbruch aus der rationalen und srukturierten Welt, welcher nicht nur durch das aktive Machen von Kunst,
sondern auch durch ihre Betrachtung ermöglicht werden kann.
 
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