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Kirchenvermögen

AW: Kirchenvermögen

Zu allem Überfluss fällt mir jetzt auch noch ein Jüdischer Witz ein – wegen des erwähnten Freudenhauses.

In einer kleinen osteuropäischen Ortschaft mit einem großen Bevölkerungsanteil Jüdischen Glaubens, wird ein Bordell eröffnet.
Dem Rabbi kommt nach einiger Zeit zu Ohren, dass einige Schäfchen seiner Gemeinde dort gesichtet wurden.

Also entschließt er sich dem einen Riegel vorzuschieben. Er hat dafür auch die Genehmigung des Gemeindevorsitzenden, der diese Initiative begrüßt und auch verspricht anwesend zu sein.

Der Rabbi hat tatsächlich eine große Zuhörerschaft, er fängt natürlich nicht gleich mit seiner Moralpredigt an, sondern spricht von Sünde im Allgemeinen und im Speziellen wenn man den Ehepartner betrügen würde – dann endlich kommt er zum Thema:

"Meine lieben Brüder, in unseren sonst so ruhigen Städtchen droht nun ein kürzlich eröffnetes Freudenhaus den Frieden zu…"

Aus der ersten Reihe ertönt bei diesen Worten ein ganz lautes OH welches den Rabbi fast aus dem Konzept bringt. Er schaut sich schnell um wer diesen lauten Ausruf von sich gegeben hatte – stellt fest, dass es der Gemeindevorsitzende war.

Nach seiner immer lauter und strenger werdenden Predigt, gratuliert nun auch der Gemeindevorsitzende dem Rabbi, der ihn bei dieser Gelegenheit fragt: "Genau als ich über das Freudenhaus anfing zu sprechen riefen sie doch ganz laut OH – darf ich Sie fragen was das zu bedeuten hatte?"

"Ach, nichts wichtiges Rabbi, mir fiel nur bei dieser Gelegenheit ein, wo ich meinen Schirm vergessen hatte, den ich seit Tagen vermisse…"
 
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AW: Kirchenvermögen

Übrigens, zum Thema Kirche und Freudenhaus und deren Wirkung auf das Seelenleben der Gesellschaft:

Ich glaube, dass Kirchen und Freudenhäuser eine große Gemeinsamkeit haben: Sie helfen manchen Menschen einen (im Falle der Freudenhäuser nicht nur) seelischen Druck abzubauen, und ich bin der festen Überzeugung, dass beide dadurch einen Beitrag zur Befriedung (Befriedung schrieb ich) der Gesellschaft leisten. Denn gäbe es diese Institutionen nicht, würde so manch ein betroffener mehr seinen Druck woanders ablassen und größeren Schaden anrichten.

Wobei ich nicht verleugnen möchte, das auch die Frauen in den "Freuden"häusern oftmals im (seelischen oder materiellen) Elend leben und die Rechtfertigung des Begriffs FREUDENhaus sehr vom Blickwinkel abhängt.

Zitat von Bernd:
Sunnyboy, dir ist doch bestimmt auch aufgefallen, dass der selbstlose Helfer genau das tut, was er tut, um selbst einen gewissen Nutzen davon zu tragen. Er wird gebraucht, er bekommt Bestätigung. Ein Mensch kann dabei sogar echtes Mitgefühl empfinden...aber glaubst du ernsthaft, eine Institution könne das? [...] Und was meinst du, könnte hier das Motiv sein? [...]

Es wurde schon gesagt: Es gibt unterschiedliche Gründe warum ein Helfer hilft.

Eine Kirche ist eine Institution, in der Menschen mit einem gemeinsamen Glauben vereint sind- die Menschen machen Kirche, und die Menschen, die die Kirche machen können fühlen.

Und dann, das Motiv:
Wenn eine Kirchengemeinde Geld für ein Projekt der Welthungerhilfe 2000 Euro sammelt und diese 2000 Euro dann dazu dienen, den Bau eines Brunnens in einem Dorf in Afrika mitzufinanzieren, glaubst du, auch nur einer der Dorfbewohner wird nach dem Motiv der Spender fragen?

Auf die Motive einer Spende achten- das kann sich nur eine Wohlstandsgesellschaft erlauben. Die anderen sehen zu, wie sie überleben.

Zitat von Bernd:Warum glaubst du, mischt sich die Kirche nie in grundsätzlichere Zusammenhänge der Entstehung von Leid ein? Auch nie in die Entstehung von Leid in der Psyche

Das ist schlichtweg falsch. Die Kirche geht auf die Entstehung von Leid ein. Ich habe in meinem Beitrag von Einrichtungen zur Seelsorge, Jugendzentren, Kulturangeboten, Fort- und Ausbildungsmöglichkeiten der Kirche gesprochen. Das ist ein Eingehen auf die Entstehung von Leid- sowohl psychischem wie auch materiellem.

Zitat von Bernd:
Desweiteren möchte ich darauf hinweisen, dass die Kirchen in sog. Entwicklungsländern zwar in ihren Augen gutes Tun, dass man dabei jedoch von einer Vermischung von Entwicklungshilfe, Nothilfe und kircheneigennützigen Interessen, wie dem Missionieren reden muss. Und eben diese Wohltaten, die nicht genau trennbar sind, werden zu einem beträchtlichen Anteil nicht aus Kirchenmitteln, sondern Steuermitteln bezahlt. Christliche Kindergärten und Schulen werden staatlich bezuschusst, der Staat gibt Geld für Denkmalpflege usw..usw... Und wenn man so gut ausgestattet ist, sogar den Forderungseinzug (Kirchensteuer) vom Staat organisieren lässt...

Dass kirchliche Hilfe oftmals mit Mission einhergeht ist leider wahr und zu verurteilen.
Oftmals ist dies aber auch nicht der Fall- solltest du allerdings behaupten, alle kirchliche Hilfe sei an Eigeninteressen orientiert, so halte ich dies für ein sehr klischeebehaftetes und falsches Bild von kirchlicher Hilfe.

Und zum Thema staatliche Zuschüsse:
1. Die Kirche leistet mit dem Aufbau von sozialen Einrichtungen eine Leistung für die ganze Gesellschaft- die Steuerzuschüsse sind somit absolut gerechtfertigt.

2. Trotz seiner Zuschüsse könnte der Staat niemals dieselbe soziale Leistungen wie die Kirche erbringen.

Mfg,
Sunnyboy
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Kirchenvermögen

Halleluja. Sowas hab ich lange nicht gehört.
Wenn du erlaubst, speicher ich mir deinen Text mal ab.
Dankeschön. Kann es kaum glauben.

Bernd
 
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AW: Kirchenvermögen

Liebes Forum.

Gern bekommt man doch den Eindruck, dass der Bernd zwar manches zutreffende schreibt, es ihm aber meist an Ernsthaftigkeit und Blick für die Realität fehlt. Nun will ich mal einen aktuellen Text (von THOMAS HELLMOLD) vorlegen. Vielleicht wird dann etwas klarer, was die Kirche so mit ihrem Geld tut.
Wer dachte, die Kirche sei knapp bei Kasse, wie hier einige schrieben, und tue „doch im Übrigen mit ihrem Geld nur Gutes“, der könnte sich hierfür interessieren:

„...OLDENBURG - Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers zieht Kreise bis in die Evangelisch-Lutherische Kirche hinein. Die Kirche habe über eine ihrer Hausbanken – die Ev. Darlehnsgenossenschaft (EDG) in Kiel – 4,3 Millionen Euro in unterschiedlichen und offenbar hochriskanten Anlageformen bei der späteren Pleite-Bank investiert, sagte der für Finanzen zuständige Oberkirchenrat Wolfram Friedrichs am Montag der NWZ.
...
Die Kirche hat ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen aus Westfalen mit der Untersuchung beauftragt. Angeblich hatte ein Mitarbeiter der Finanzverwaltung im Oberkirchenrat die Anlage ohne Wissen der Kirchenleitung getätigt. „Das durfte er im Rahmen seiner Dienstbefugnisse durchaus“, räumte Friedrichs ein. Nach seinen Angaben kam das Geschäft auf Anraten der EDG-Bank zustande – lange bevor die US-Bankenkrise sich abzeichnete. ...“ (Quelle: nwzonline.de)

Wie bekannt wurde, soll es sich bei den 4,3 Millionen „seinerseits nur“ um Erträge aus anderen Kapitalanlagen handeln.
Man kann sich mit etwas Phantasie vorstellen, wieviel die Kirche dafür anlegen musste. „In Zeiten Knapper kassen.“

Ich bin gespannt, wie die Schönredner da rauskommen wollen.
Und ich bin gespannt, wie sich das „alte Muddel“ vorkommt, wenn sie jeden Sonntag in die Kollekte 5 Euro legt. Mit ihrem Geld werden keine Bedürftigen versorgt und "Kirchendachel neu gedeckt", sondern scheinbar hochriskante Anlagen getätigt, die mittelbar die Großinvestoren, den Renditewahn und letztendlich Zinsknechtschaft und Insolvenzen mancher Häuselbauer u.ä. ermöglichen.

Wie könnte man das jetzt mit Bernds Ausgangsbeitrag in Verbindung bringen?
Liebe Grüße
Bernd
 
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